Ein Ausrutscher der Bremer und ein geschenkter Elfer: Bayern im Pokalfinale

Glücklich nach Berlin

Harte Arbeit und die nötige Portion Glück: Das schwer erkämpfte 2:0 gegen Werder kostete die Münchner mehr Mühe, als ihnen lieb sein konnte. Sie punkteten einmal mehr über ihre Effizienz und Konsequenz.

20.04.2016

Von ARMIN GRASMUCK

München. Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Leidenschaftlich hatten die Profis aus München und Bremen in den vergangenen Tagen die mehr als abgedroschene Phrase befeuert, um den einzigartigen Reiz und den besonderen Wert der Partie zu unterstreichen. Vergessen war das satte 5:0, das der souveräne Tabellenführer in der Bundesliga vor gerade einmal fünf Wochen gegen die vom Abstieg bedrohten Hanseaten herausgespielt hatte. Bayerns Ballermänner gegen die Schießbude Werder, der beste Angriff des Landes gegen die schlechteste Abwehr. Nüchtern betrachtet sollte das Halbfinale im Pokal - allen Fußballkalauern zum Trotz - eine klare Angelegenheit werden. Doch kurioserweise wirkte es über weite Phasen wie ein Duell auf Augenhöhe.

Die Bremer versuchten, selbstbewusst und überraschend offensiv in der Grundformation aufgestellt, den Gastgebern Paroli zu bieten. Sie tauchten in den ersten 15 Minuten zwei Mal gefährlich vor dem Tor der Münchner auf, allerdings ohne Torhüter Neuer ernsthaft auf die Probe zu stellen. Die Bayern wirkten beeindruckt vom mutigen Auftritt der Gäste. Es fehlten ihnen das Tempo und die Ideen für das gewohnt strukturierte und virtuose Angriffsspiel. Vielleicht lag es auch daran, dass Trainer Guardiola die bewährten Kräfte im Mittelfeld, Vidal und Thiago, auf der Ersatzbank schonte. Für sie standen Götze und Xabi Alonso in der Startelf. Die beste Chance hatte entsprechend Coman, dessen scharfe Hereingabe von rechts in der 25. Minute der Kollege Lewandowski zwar verpasste, Werders Torwart Wiedwald aber zu einer Faustabwehr zwang.

Fünf Minuten später klapperte es dann doch. Der Zufall half den Bayern. Nach einer Ecke von Xabi Alonso rutschte Bremens Kapitän Fritz aus, Müller nutzte den Freiraum und drückte den Ball aus kurzer Distanz ins Netz - 1:0. Die Bayern wirkten danach jedoch keineswegs gelöst. Im Gegenteil: Ein kapitaler Bock von Neuer hätte kurz vor der Halbzeit fast den Ausgleich bedeutet. Der Torwart chippte, weit aus seinem Kasten geeilt, den Ball direkt auf Yatabaré, den darauffolgenden Schuss des Bremers konnte er auf dem Weg zurück ins Tor jedoch gerade noch abfangen.

Die Partie blieb auch nach der Pause über weite Phasen schwer definierbar. Die Bayern bemühten sich redlich, ihr Passspiel zu intensivieren, und die Gäste hielte mit allem, was sie hatten dagegen. Die Bremer waren bissig, sie versuchten immer wieder ihr Glück in der Offensive. Torchancen blieben bei ihnen, genau wie bei den Münchnern jedoch Mangelware. In der 60. Minute hatten die Gästeanhänger den Torschrei auf den Lippen, doch der aufgerückte Innenverteidiger Vestergaard rutschte knapp an Gebre Selassies raffinierter Flanke vorbei.

In der Schlussphase, als die Bremer vehement auf den Ausgleich drängten, bekamen die Bayern schließlich die Räume für schnelle Gegenstöße, hatten aber lange Zeit klare Einschussmöglichkeiten.

Es war bitter für die wacker kämpfenden Bremer, dass ein geschenkter Elfmeter ihre Niederlage perfekt machte. In der 70. Minute kam der eingewechselte Vidal im Strafraum zu Fall, obwohl ihn Werders Sternberg nicht berührt hatte. Schiedsrichter Stieler entschied fälschlicherweise auf Strafstoß, Müller verwandelte eiskalt - 2:0.

Mit dem hart erkämpften Erfolg konnten die Bayern ihre eindrucksvolle Siegesserie der vergangenen Wochen fortsetzen. Es waren einmal mehr die effiziente und in der Abwehr konsequente Spielweise, die ihnen den Einzug in das Endspiel des DFB-Pokals am 21. Mai im Berliner Olympiastadion bescherte.