Krimi mit Robert De Niro, der als Genforscher einen bei einem Unfall getöten Jungen klonen will.

Godsend

Krimi mit Robert De Niro, der als Genforscher einen bei einem Unfall getöten Jungen klonen will.

24.11.2015

Von BIRGIT ROSCHY, AP

Godsend

Alles zusammengemischt hat der Thriller-Spezialist Nick Hamm in seinem neuesten Grusel-Abenteuer "Godsend". Die Versatz-Stücke für seine Klon-Geschichte mit Robert de Niro stammen aus "Rosemary"s Baby", aus "Omen", "Shining" und aus "Sixth Sense".

Erwachsenen wird es stets etwas mulmig, wenn Kinder, statt zu lachen, fröhlich zu toben oder sonst wie süß zu sein, ihrem Gegenüber lange und prüfend ins Gesicht starren. Auch in Hollywoodfilmen ist ein intelligenter Ausdruck auf Kindergesichtern ein klares Alarmzeichen, und so schaut der Thriller "Godsend" auf eine ehrwürdige Tradition von Horrorkids zurück. Der unheimliche Nachwuchs ist diesmal ein achtjähriger Junge, der bei einem Autounfall stirbt und als Klon erneut zur Welt kommt.

Seine Eltern Paul und Jessie haben sich vom legendären Genforscher Richard Wells zu dem illegalen Klon-Experiment mit der DNA ihres toten Kindes überreden lassen. Nach erfolgreicher Operation ziehen sie weg von New York und in die Nähe des Klinikgeländes "Godsend", um in der verschwiegenen ländlichen Idylle ihren Sohn Adam 2 großzuziehen. Adam Zwo scheint eine exakte Kopie seines Vorgängers zu sein - doch nach seinem achten Geburtstag wandelt sich der Kleine zum ostentativ unniedlichen Rabenaas mit jenem starren, Unheil verheißenden Blick aus puppigen Glasaugen, den nicht nur die Fans des Horrorkinos allzu gut kennen. Verraten sei noch, dass Adam schlecht träumt, komische Bilder malt und Tote sieht, die weder aus seiner noch aus der Erinnerung von Adam eins stammen können.

Und den restlichen Spuk kann man sich bald denken: Dieser anfangs eher viel versprechende Psychokrimi über ein menschliches "Schaf Dolly" entwickelt sich zum ödesten Horrorfilm der Saison, der das politisch relevante Klon-Thema als billiges dramaturgisches Mittel missbraucht.

Dabei weckte der Brite Nick Hamm seit seinem kleinen, feinen Psychothriller "Hole" große Erwartungen. Doch hier findet sich keinerlei psychologische Glaubwürdigkeit. Einmal etwa entdeckt Adam Fotos seines toten Vorgängers - doch was eine tiefgründige Identitätskrise hätte auslösen müssen, mündet in altbackenes Angstmachen.

Wie die Axt im Walde - auch sie spielt eine Rolle - verhackstückt Hamm Reminiszenzen vom "Dorf der Verdammten" über "Omen", "Shining", "Rosemary"s Baby", "Sixth Sense" und so weiter. Von der Zellteilung im Vorspann bis zum Poltergeist im Schrank am Ende ist das Zusammengeklaubte so aufregend wie die Lektüre des Telefonbuchs.

Angeblich hat der Regisseur gleich sieben Enden mit verschiedenen Mordszenarien gedreht. Da im tatsächlichen Unhappy-End keiner der Hauptprotagonisten gemeuchelt wird, scheint das müde Spektakel aber als Fortsetzung angelegt zu sein. Fraglich jedoch, ob sich die Darsteller einen weiteren schlechten Film in ihrer Karriere leisten können: Denn das Seltsamste an "Godsend" ist sein prominentes Ensemble.

Ist der kleine Cameron Bright als Adam noch eine Karikatur eines dämonischen Filmkindes, so mühen sich Oscar-Gewinner Greg Kinnear ("Besser geht"s nicht", "Nurse Betty") und Ex-Model Rebecca Romijn-Stamos ("The Punisher", "X-Men 2") als besorgte Eltern sichtlich, dem absurden Geschehen einen Anstrich von Wahrhaftigkeit zu verleihen. Am meisten deprimiert aber Robert de Niro, der erneut kein gutes Händchen für Rollen hat: Als schlafwandlerischer "mad scientist" markiert er seinen modernen Dr. Frankenstein derart lustlos, dass er wie ein lethargischer Klon seiner selbst umherschleicht.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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