Kultur

Das Süße und das Pfeffrige

Peter Straubs Kinder- und Jugendchor bot einen berauschenden Musicalabend mit König Keks, Prinz Nougat und Baronesse Oliva in der Bildechinger Festhalle.

19.11.2018

Von Norbert Geßler

König Keks (Julian Dallmann) inmitten seiner Gummibärchen. Links hinten die Salzstangengarde. Bilder: Norbert Geßler

König Keks (Julian Dallmann) inmitten seiner Gummibärchen. Links hinten die Salzstangengarde. Bilder: Norbert Geßler

Wer es bis Samstagabend nicht geschafft hatte, eine Eintrittskarte für das Musical „König Keks“ zu ergattern, der hat einen fantastischen Musicalabend versäumt. Schon lange vor Beginn war die Festhalle in Bildechingen voll besetzt. Und nicht nur Eltern und Großeltern der jungen Akteure waren gekommen, sondern auch zahlreiche weitere Zuschauer. Peter Straubs Kinder- und Jugendchöre sind für Besonderes bekannt und enttäuschten auch dieses Mal nicht.

Der Blick ins Programmheft war nichts für kalorienbewusste Zuhörer: Die Besetzungsliste der handelnden Personen wimmelte nur so von Kalorienbömbchen: Königin Vanilla, Herzogin Marzipana von Mandelburg, die Garde der Gummibärchen von Krokantien, Gräfin Glukosa von Biskuit, Prinzessin Karamella von und zu Knuspringen und viele mehr. Die Musicalhandlung erinnerte an die Geschichte von Romeo und Julia und deren verfeindeten Familien, in diesem Fall den „Süßen“ und den „Pfeffrigen“.

Nougat trifft auf Pfefferkorn

Doch der Reihe nach: König Keks sucht für seinen Sohn, Prinz Nougat (Emilia Schmid), eine Prinzessin, die in die „süße“ Familie passt. Mit wunderbar klarer Stimme im Stile eines ariosen Rezitativs sang König Keks (dargestellt von Julian Dallmann) seinen Auftrittssong. Dabei lässt er sich von seinem Lieblingsgummibärchen Gelatino (Miriam Nagel) in den Hermelinmantel helfen. Nagel sang fantastisch und verkörperte das niesende und verschnupfte Gummibärchen mit großartiger Bühnenpräsenz. Gelatino führt die drei vom König ausgewählten, potentiellen Bräute, (Maria Rebmann, Kristin Keck und Erin Raible) herein. Der König hofft, dass sein Sohn rechtzeitig zur Parade am Nationalfeiertag von seiner Reise zurückkehrt und sich für eine der Bräute entscheidet.

Doch dieser hat inzwischen Baronesse Oliva Pfefferkorn (Megan Mielke), die Tochter des verfeindeten Barons Pfefferkorn, kennen und lieben gelernt. Der Konflikt ist vorprogrammiert und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Da schlägt die Schreckensnachricht, das böse Brösel (souverän gesungen von Anna-Karina Dwornizky) habe im Baumkuchenwald eine Division Gummibärchen karamelisiert und somit vernichtet, wie eine Bombe ein. Der Prinz zieht mit der Gummibärchenarmee los, um das Brösel zu bezwingen und Oliva seine Liebe zu beweisen. Doch das böse Brösel karamelisiert des Prinzen Armee mit betörend duftenden Trüffeln. Nur der verschnupfte Gelatino bleibt
verschont, da er nichts riechen kann. Er wird zum Retter des Unternehmens.

Szenenwechsel: Oliva ist von ihren Eltern schon für einen anderen Ehemann bestimmt. Sie soll sich für einen von drei herzhaften Freiern entscheiden: Ritter Metzel von der Schlachtplatte (Anna Pagel), Sultan Curry Muskat von der Safran-Insel (Mina Harti) oder Gulaschkanonenbaron (Winona Frank) Doch ihr Herz gehört dem Prinzen Nougat.

Da erscheint Gelatino zur rechten Zeit. Gemeinsam mit Oliva geht er auf die Suche nach dem Prinzen im Baumkuchenwald. Mit einem Boot rudern sie durch sanft rauschende Wellen dorthin. Das fantastische Bühnenbild mit den Wellenimitationen war eine Augenweide. Mit List und Tücke überwinden Oliva und Gelatino das böse Brösel und befreien die Gummibärchenarmee.

Ende gut, alles gut

Nach einem heftigen Streit zwischen Baron Pfefferkorn mit seiner Salzstangenarmee und König Keks mit seiner Gummibärchengarde gelingt es Oliva und
Prinz Nougat in einem herzerweichenden Liebesduett, die verfeindeten Parteien zu versöhnen. Die beiden kriegen sich am Schluss trotz – oder gerade wegen –
aller ausgestandener Widrigkeiten. So vereinen sich das Süße und das Pfeffrige zu einem harmonischen Ganzen.

Doch was wäre die kurzweilige Handlung ohne die zündende musikalische Gestaltung und das
Talent der jungen Schauspieler und Sänger. Abwechslungsreiche Songs, Duette, Terzette und Chorpassagen, untermalt von effektvollen Rhythmen, gingen nahtlos ineinander über und boten spannende Unterhaltung. Sprachwitz ließ das Publikum immer wieder hell auflachen. Die sängerische und bühnenreife Leistung der
jungen Darsteller wurde immer wieder von Szenenapplaus unterbrochen.

Wie selbstverständlich traten die jungen Sänger vor großem Publikum auf, sie gingen in ihren Rollen auf. Es war ein Genuss, wie Miriam Nagel als Gelatino über die Bühne wirbelte und die Handlung vorantrieb; wie Anna-Karina Dwornizky als böses Brösel hämisch über die Bretter schlich und mit überzeugender Mimik den Untergang der Gummibärchen vorbereitete. Oder Julian Dallmann, der als König Keks würdevoll pathetisch seinen Sohn verkuppeln wollte.

Die tollen Kostüme, das fantastische Bühnenbild, die Choreographie, die Licht- und Tonregie
waren fein aufeinander abgestimmt. So wurde diese Musicalaufführung für alle, Zuschauer und Akteure, zu einem besonderen Erlebnis.

Der Dank am Schluss galt vor allem aber auch Peter Straub, dem Chorleiter und Initiator der Aufführung, der vom E-Piano aus das Geschehen leitete. Mit viel Energie und Engagement hat er es zum wiederholten Mal geschafft, Kinder und Jugendliche zu einer gemeinsamen Höchstleistung zu führen. Dabei versteht er es, seine Freude und Begeisterung an der Musik auf junge Menschen zu übertragen, von denen dann der Funke aufs Publikum überspringt.

Prinzessin Oliva und Prinz Nougat beim Liebesduett.

Prinzessin Oliva und Prinz Nougat beim Liebesduett.

Zum Artikel

Erstellt:
19.11.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 22sec
zuletzt aktualisiert: 19.11.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!