Grenze für Jugendstreiche endgültig überschritten

Dass Ortstafeln und Verkehrsschilder entwendet werden, ist nirgends so häufig wie in Eutingen der Fall“, hatte Sabine Eisele, Sprecherin des Landratsamts Freudenstadt bereits im November auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE erklärt. Mehrmals wurden in jüngerer Vergangenheit Straßenschilder geklaut (siehe Infokasten), in der Silvesternacht war es erneut soweit: Jugendliche hatten an der Kreuzung der Bergstraße mit der Straße „Im Wengert“ ein „Achtung, Kinder“-Schild abmontiert – und wurden dabei erwischt.

Hansi Seefried und Gemeinderat Sebastian Lazar hatten die ungefähr 16- bis 18-jährigen Jungs in der Nacht auf Montag bei der Tat angetroffen und sie aufgefordert, das Schild wieder anzubringen. Die Jugendlichen taten wie befohlen, nahmen jedoch danach offensichtlich einen zweiten Anlauf, nachdem sie wieder ungestört waren: Das Schild ist weg.

Öffentlicher Druck auf Facebook

Auf Facebook hatte Lazar seinem Zorn über die Dreistigkeit freien Lauf gelassen: „Ihr habt bis Mittwoch Zeit, die Schilder wieder zu montieren. Solltet ihr bevorzugen, diese in eurer Hütte aufzuhängen und nicht wiederzubringen, erstatten wir Anzeige“, schreibt der junge Gemeinderat in einem Post. „Außerdem kennen wir eure Altersgenossen in Eutingen sehr gut und werden eure Namen schneller wissen, als ihr eure Schraubenschlüssel wieder eingepackt habt“, schreibt Lazar weiter.

Seefried und Lazar, die ebenfalls in Begleitung unterwegs waren, haben zunächst von einer Anzeige abgesehen, weil die Jugendlichen scheinbar eingesehen haben, „dass der Diebstahl öffentlichen Eigentums nicht cool sei“. Doch nun droht den Dieben wirklich Ärger. Denn der Post Lazars hatte keinen Erfolg, die Schilder fehlen nach wie vor. Aus diesem Grund hat Sebastian Lazar in Absprache mit der Eutinger Gemeindeverwaltung am vergangenen Freitag Anzeige gegen Unbekannt erstattet. „Dieses Spielchen hat erst begonnen“, sagen Seefried und Lazar. Bekanntlich treffe man sich im Leben immer zwei Mal.

Fehlendes Schild bedeutet Gefahr

Auch Marlene Krech vom Landratsamt weist daraufhin, dass es sich bei diesem Eingriff in die Verkehrsordnung nicht mehr um einen Spaß handelt. Zum einen sei die Wiederbeschaffung der Schilder teuer. Zum anderen könnten die Verkehrsteilnehmer die mit den Schildern verbundenen Hinweise nicht mehr wahrnehmen.

Dass ein fehlendes Schild eine Gefahr bedeute, werde am Beispiel Bergstraße deutlich. Wo sonst auf spielende Kinder hingewiesen werde, gelte nun nur noch rechts vor links und Tempo 30. „Leider blieben die Ermittlungen der Polizei bislang ohne Erfolg“, sagt Krech.

Spezialschrauben gebe es nach dem Wissen des Landratsamts Freudenstadt nicht, und wenn, hätte das sicher nicht viel Erfolg, sagt Krech: „Die Täter reißen meistens die Schilder und sogar die Halterungen wie die Rohrrahmen aus dem Boden und nehmen diese komplett mit. Wir hoffen, dass dies bald ein Ende hat. Diese Handlungen sind langsam keine Jugendstreiche mehr.“ Die Kosten trägt nämlich die Allgemeinheit.