Kommentar über Infantinos Plan der WM-Erweiterung

Größenwahn statt Qualität

05.10.2016

Von GEROLD KNEHR

Größenwahn und Gigantomanie – nicht anders lassen sich die Vorgehensweise und Pläne der beiden großen Fußball-Verbände beschreiben. Die Uefa hat ihre EM im vergangenen Sommer von 16 auf 24 Teams aufgebläht. Was sich in der Euro-Gruppenphase in Frankreich in oftmals langweiligen Spielen bemerkbar machte. Der Weltverband Fifa legt nun durch seinen Präsidenten nach. Geht es nach Gianni Infantino, sollen ab dem Jahr 2026 nun 48 statt bisher 32 Teams bei der Fußball-WM mitmachen dürfen. Die unausweichliche Folge: Quantität ersetzt Qualität.

Die Absichten der Fifa liegen auf der Hand. Sie will durch die Ausweitung ihres Turniers noch mehr Märkte öffnen und Geld scheffeln. Zudem möchte sich Infantino, der Nachfolger Sepp Blatters, seine Wiederwahl im Jahr 2019 sichern. Dabei ist er auf die Stimmen der kleineren Fußball-Nationen angewiesen, denen er mit der WM-Erweiterung auf den ersten Blick einen Gefallen tut.

Die wahren Gewinner, sollte Infantino seinen Erweiterungsplan durchsetzen, werden aber nicht die Kleinen sein, sondern die Großen. Welcher WM-Ausrichter ist schon in der Lage, die Infrastruktur für 48 Teams und ihre mitreisenden Fans sowie die durch die vorgeschalteten Play-off-Spiele nötigen 16 WM-Stadien zur Verfügung zu stellen? Nur ein sehr kleiner Kreis wird dies leisten können. Verlierer werden die Spieler sein, die ein noch größeres Programm zu absolvieren haben. Was der Qualität des Spiels nicht zuträglich ist.