Vierschanzentournee

Großer Tag für Karl Geiger

Erstmals ist der Fokus auf den Oberstdorfer gerichtet – eine besondere Situation für den 26-Jährigen vor dem Auftakt in der Heimat.

28.12.2019

Von Manuela Harant

Große Hoffnung: Karl Geiger will die Tournee selbstbewusst angehen. Foto: Eibner

Große Hoffnung: Karl Geiger will die Tournee selbstbewusst angehen. Foto: Eibner

Oberstdorf. Wer den Namen Geiger im Telefonbuch von Oberstdorf sucht, findet dort gleich 37 Einträge. Die Geiger-Dynastie, sie ist in der Allgäuer Wintersport-Hochburg so präsent wie die Schmidts, Müllers und Maiers im Rest von Deutschland. Allein im schneereichen Weltcup-Zirkus finden sich deren drei: der nordische Kombinierer Vinzenz, die alpine Skirennläuferin Christina Geiger sowie der Skispringer Karl Geiger, dem in diesen Tagen eine besondere Rolle zukommt: Als aktuell stärkster DSV-Adler trägt der 26-Jährige die Hoffnungen beim Auftakt der Vierschanzentournee – ausgerechnet in seiner Heimat Oberstdorf.

Dass im Namen Geiger eine gewisse Sportlichkeit liegt, kann selbst der neue deutsche Vorzeigespringer nicht verhehlen. „Wir sind ja auch verwandt, aber über viele Ecken“, betonte Karl, nachdem er dem „Vinz“, der denselben Urgroßvater hat, vergangene Woche zum Sieg in Ramsau gratuliert hatte. Auch wenn es der „Karle“ im dicht gedrängten Favoritenfeld der Spezialisten ungleich schwerer hat, der erste Saisonsieg ausgerechnet beim Auftakt der Vierschanzentournee am Sonntag in Oberstdorf (17.30 Uhr/ARD und Eurosport) ist dem Mannschaftsweltmeister tatsächlich zuzutrauen. Schließlich werden die 27?000 erwarteten Zuschauer den Lokalmatador mit ihrem inbrünstigen „Ziiieh“ wie auf einem Luftpolster heruntertragen. Das weiß auch der Allgäuer, und meint: „Die Leute stehen hinter mir, auch wenn ich verkacken sollte. Ich bin da echt entspannt.“

Schlechte Statistik

Daher möchte der deutsche Hoffnungsträger, der sich im Skisprung-Zirkus auf Weltranglistenplatz drei nach oben gearbeitet hat, den Druck im eigenen „Wohnzimmer“ etwas besonderes abliefern zu müssen, gar nicht erst entstehen lassen. „Ich bin ganz gut in Schuss, von daher kann ich es ganz frech und locker angehen. Egal, wie es kommt, sie werden hinter mir stehen“, sagt der 26-Jährige – obwohl er doch weiß, dass seine Statistik auf der Schattenbergschanze eine ganz andere Sprache spricht: Ausgerechnet auf der nur wenige Meter entfernten Anlage tat sich „Karle“ immer besonders schwer: Die Ränge 12, 17, 27 und 26 standen in den vergangenen vier Jahren zum Tournee-Start.

So ein Auftakt wäre diesmal definitiv eine Enttäuschung, wenn man auf die Konstanz Geigers blickt, der in jedem Saisonspringen unter die Top Ten kam – mit zuletzt dem dritten Rang bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg. Diesmal scheint der ruhige Bayer unter Neu-Trainer Stefan Horngacher einen entscheidenden Schritt nach vorne gemacht zu haben. „So konstant und so gut war ich noch nie. Es macht mir unheimlich viel Freude gerade“, analysierte Geiger seine derzeitige Form.

Geigers Entwicklung verläuft damit genau nach Plan, wie Horngacher vor der Qualifikation am Samstag (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) betonte: „Wir wussten bei ihm, dass er ein wettkampfstarker Athlet ist. Das Ziel war, dass er bei Platz zehn beginnt und bei Platz eins aufhört – das wäre das Ziel des Ganzen.“

Dagegen hat aber die internationale Elite auch etwas, und die präsentierte sich zuletzt ähnlich konstant wie der neue deutsche Hoffnungsträger. Vorjahresgewinner Ryoyu Kobayashi ist als Weltranglistenerster ebenso Topfavorit wie der Österreicher Stefan Kraft, der die Tournee vor fünf Jahren gewonnen hat. Und auch der einstige Dominator, Peter Prevc aus Slowenien, sowie der nimmermüde Kamil Stoch hegen Ambitionen auf den Gesamtsieg. Nimmt man den unglücklichen Zweiten von 2017, Daniel-Andre Tande aus Norwegen dazu, ist das Feld der Ambitionierten so international wie lange nicht mehr.

Die Herzen unterm Schattenberg werden jedoch vor allem Karl Geiger zufliegen – mit reichlich Unterstützung von seinem Oberstdorfer „Clan“ sollte dann auch nicht mehr viel schiefgehen. Und vielleicht darf der „Vinz“ ja dann dem „Karle“ auch mal gratulieren.

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Erstellt:
28.12.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 48sec
zuletzt aktualisiert: 28.12.2019, 06:00 Uhr

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