Nationalelf

Großes Ziel der Außenseiter: Besser als Brasilien sein

Seit dem WM-Halbfinale 2014 orientieren sich Fußball-Zwerge gegen den amtierenden Weltmeister am 1:7. So morgen auch San Marino.

10.11.2016

Von GEROLD KNEHR

Jubelnde Fußballer aus San Marino? Ein seltenes Bild, doch vor vier Wochen in Norwegen entstand diese Aufnahme. Mattia Stefanelli hatte zum 1:1 getroffen. Die Nationalelf will eine solche Szene morgen verhindern. Foto: dpa

Jubelnde Fußballer aus San Marino? Ein seltenes Bild, doch vor vier Wochen in Norwegen entstand diese Aufnahme. Mattia Stefanelli hatte zum 1:1 getroffen. Die Nationalelf will eine solche Szene morgen verhindern. Foto: dpa

San Marino. Seit dem 8. Juli 2014 gibt es im Fußball für alle Außenseiter, die gegen den amtierenden Weltmeister Deutschland ran müssen, eine neue Leitwährung. Die heißt nicht etwa Dollar, Schweizer Franken oder Euro, sondern – Brasilien. Will heißen: die Underdogs treten gegen Joachim Löws Auswahl mit dem Minimal-Ziel an, besser abzuschneiden als der Rekordweltmeister. Der hatte bekanntlich das WM-Halbfinale im eigenen Land gegen Deutschland mit 1:7 verloren.

Besser als der Rekord-Weltmeister – das waren in den 30 deutschen Länderspielen seit jener legendären Begegnung in Belo Horizonte 29 deutsche Kontrahenten. Lediglich Gibraltar erwischte es am 13. Juni 2015 in der EM-Qualifikation schlimmer als die Brasilianer, es verlor 0:7.

Morgen, Freitag (20.45 Uhr/RTL) tritt die DFB-Auswahl in der WM-Qualifikation gegen einen Kontrahenten von ähnlicher Kragenweite an: San Marino. War da nicht was? Vor zehn Jahren, kurz nach der WM in Deutschland, stand in Serravalle diese Begegnung schon einmal auf dem Programm. 13:0 gewann die DFB-Auswahl am 6. September 2006. Lukas Podolski (4 Tore), Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Thomas Hitzlsperger (je 2) sowie Michael Ballack, Bernd Schneider und Manuel Friedrich veranstalteten ein Schützenfest. Für Deutschland war es der zweithöchste Länderspielsieg (nach einem 16:0 gegen Russland aus dem Jahr 1912), für San Marino die höchste Niederlage der Verbandsgeschichte. Beim Rückspiel in Nürnberg gab es „nur“ ein 6:0. Dort erzielte Mario Gomez in seinem zweiten Länderspiel die Treffer zwei und drei im DFB-Trikot.

Gomez ist der einzige aus jener Elf, der noch immer auf dem Rasen steht. Und auch für Miroslav Klose gibt es ein Wiedersehen mit San Marino. Nicht auf dem Platz, sondern als Joachim Löws Trainer-Praktikant. Er soll vornehmlich den jungen Offensiv-Kräften vermitteln, wie man Treffer erzielt. Gegen San Marino wird sich bestimmt die eine oder andere Gelegenheit ergeben.

Klose weiß andererseits aus eigener Erfahrung um die Gefahr der Arroganz, die sich bei einer Konstellation Zwerg gegen Riese leicht einstellen kann. Im Oktober 2002 rettete er mit seinem Kopfball-Treffer zum 2:1 Deutschland vor einer Blamage gegen Färöer, die in der Schlussphase mit einem Pfostentreffer Pech hatten. Und auch das Rückspiel war grausam. Bis zur 88. Minute stand es 0:0, ehe Fredi Bobic und wiederum Klose doch noch den Sieg herausschossen.

Immerhin, gegen Färöer (4 Spiele, 4 Siege), Liechtenstein (4/4), Malta (9/8) und Albanien (14/13) ist die DFB-Auswahl ungeschlagen. Allerdings ging das 0:0 des damaligen Vizeweltmeisters am 17. Dezember 1967 in Tirana als ein dunkles Kapitel in die deutsche Fußball-Geschichte ein. Das torlose Remis, an dem Günter Netzer und Wolfgang Overath beteiligt waren, bedeutete das Aus in der EM-Qualifikation. Der damalige Bundestrainer Helmut Schön sah sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.

Geht's nach Joachim Löw („wir wollen auf keinen Fall arrogant auftreten“), dürfte er solches auch nach der gestrigen Absage von Torhüter Manuel Neuer (Unwohlsein) nicht zu hören bekommen. Allerdings stand San Marino vor vier Wochen kurz vor einer Sensation, als Mattia Stefanelli beim Quali-Spiel in Norwegen zum 1:1 traf und bereits als Held gefeiert wurde. Das Remis hatte bis zur 77. Minute Bestand, ehe sich Norwegen doch noch mit 4:1 durchsetzte. Dennoch war San Marino „besser als die Brasilianer“. Und das wollen sie auch morgen sein.

Zum Artikel

Erstellt:
10.11.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
zuletzt aktualisiert: 10.11.2016, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!