Sulz · Engagement

Grüne Oase inmitten von Sulz

Die „Urban Gardening“-Initiative von Hans-Ulrich Händel und Alexandra Rau verwandelt einen unscheinbaren Platz in der Brühlstraße mit Unterstützung einiger Bürger in einen Garten. Bepflanzt werden dafür auch Koffer, Schuhe und Dosen.

02.06.2020

Von Cristina Priotto

Beete und Arbeit: Im Brühl in der Sulzer Altstadt gedeiht es auf ungewöhnliche Weise. Bilder: Cristina Priotto

Beete und Arbeit: Im Brühl in der Sulzer Altstadt gedeiht es auf ungewöhnliche Weise. Bilder: Cristina Priotto

Salat sprießt aus einem aufgeklappten Koffer, Basilikum wächst in einem Stück alter Dachrinne, und aus einer Gießkanne recken sich Schnittlauchstängel der Sonne entgegen. Passanten halten den neuen Hingucker im Brühl am früheren Standort des Schlachthauses in Sulz aufgrund der einfallsreich bepflanzten Gefäße und der liebevoll auf ausgedienten Holztischen drapierten Pflanzen bisweilen für eine Gärtnerei. Doch dahinter verbirgt sich ein neues „Urban Gardening“-Projekt.

Initiator war Hans-Ulrich Händel, Beauftragter für Bürgerbeteiligung und -engagement, der in Alexandra Rau eine begeisterte Mitstreiterin fand. „In dem Moment, als ich die Fläche gesehen habe, wusste ich, dass daraus etwas entstehen kann“, erinnert Rau sich im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE an die Anfänge vor zwei Wochen. Claudia Fekete stieß als Hobby-Gärtnerin dazu. Ursprünglich war ein inklusives Projekt vorgesehen. „Ich nenne es lieber Stadtgärtnern“, stellt Rau klar. Denn die Zielgruppe für das Bepflanzen einer Brachfläche im alten Stadtkern von Sulz ist eher die ältere Generation der Einwohner, auch Menschen mit Behinderung und Leute aus Pflegeheimen sollen mit der Zeit dazukommen.

Eine zentrale Devise des Stadtgärtnern-Vorhabens lautet, möglichst keine neuen Sachen zu verwenden, sondern alte Gegenstände als Pflanzgefäße einem „Upcycling“ zu unterziehen. Rau, die auf der Domäne Homburger Hof arbeitet, legt zudem Wert auf Nachhaltigkeit, Ökologie und Insektenfreundlichkeit, sowohl bei der Erde als auch beim Saatgut und bei den Pflanzen.

Da die Gebäude drumherum optisch den Geist längst vergangener Zeiten verströmen, findet Alexandra Rau, die alten Tische, Koffer und Körbe im „Shabby Chic-Look“ unterstreichen „den Charme der alten Häuser“ und verspricht: „Es wird romantisch!“.

Ein Anfang ist gemacht: Salat, Tomaten, Kohlrabi, Paprika und Schmetterlingsflieder gedeihen bereits, zudem wurde eine Blühwiese ausgesät. In Töpfen und anderen Gefäßen sollen zudem noch verschiedene Kräuter sprießen.

In Großstädten wie Konstanz und Freiburg laufen „Urban Gardening“-Initiativen schon seit Längerem erfolgreich und ohne Vandalismus oder Müllprobleme, was die Streuobstpädagogin zuversichtlich stimmt, dass das Stadtgärtnern auch im deutlich kleineren Sulz funktioniert. „Die Leute sollen sich damit identifizieren“, hofft die Betreuerin der neuen grünen Oase im Herzen der Neckarstadt. Darüber hinaus sind noch ein Kistengarten und kreative Projekte geplant.

Gibt es dann ein Gartenfest zur Ernte? „Das wär’ eine Idee“, kommentiert die Bergfelderin die Frage begeistert. Damit alles gut gedeiht, ist natürlich regelmäßiges Gießen notwendig. Anfangs musste das Wasser aus dem Brunnen am Marktplatz geholt werden, mittlerweile erleichtert eine Regentonne die Bewässerung.

Die Initiative trifft sich jeden Dienstag von 14 bis 17 Uhr in der Brühlstraße. Weitere Interessierte sind willkommen, sollten sich aber vorher anmelden.

Grüne Oase inmitten von Sulz
Grüne Oase inmitten von Sulz

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Erstellt:
02.06.2020, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 02.06.2020, 01:00 Uhr

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