Gastronomie

Gute Stube mit Imageschaden

Ende des Jahres schließt Helmut Kipp seine Filiale in der Neckarstraße. Das Café am Horber Marktplatz soll aber bleiben.

06.10.2016

Von Dagmar Stepper

Helmut Kipp (stehend rechts im Bild) wünscht sich mehr Belebung für den Marktplatz. Hilfreich sind Veranstaltungen wie das Apfelfest, das dieses Jahr allerdings wegen Regen abgesagt werden musste. Archivbild: Kuball

Helmut Kipp (stehend rechts im Bild) wünscht sich mehr Belebung für den Marktplatz. Hilfreich sind Veranstaltungen wie das Apfelfest, das dieses Jahr allerdings wegen Regen abgesagt werden musste. Archivbild: Kuball

Der Marktplatz gilt als die gute Stube von Horb. Das schmucke Rauhaus mit seinem Horber Bilderbuch, die Stiftskirche nicht weit, das Ensemble von mittelalterlichen Häusern. Doch wie es so oft ist mit den guten Stuben: Sie werden sehr selten benutzt. Die Familie sitzt lieber in der Küche. So ähnlich scheint es dem Marktplatz zu gehen: Selbst an schönen herbstlichen Tagen verirren sich nur wenige Passanten dorthin.

Die meisten von ihnen schlendern auch nicht, sondern steuern zielstrebig auf eine Tür zu. Das Café Kipp gehört dazu. An schönen Tagen ist die Terrasse sehr beliebt. Helmut Kipp (63) kann das gut verstehen. Dem Konditormeister geht es genauso. Doch auch an sonnigen Tagen bekommt man noch gut einen Platz dort. „Ja, die Laufkundschaft ist nicht mehr so wie früher“, sagt er. Das spüren die Kipps vor allem in der Neckarstraße. Daher schließen sie die Filiale Ende des Jahres. Dann läuft nämlich der Mietvertrag aus.

Doch die Aufgabe hat noch andere Gründe. „Im vergangenen Jahr hatte ich einen Bänderriss. Da habe ich meine körperlichen Grenzen bemerkt“, sagt der 63-Jährige. Das Ehepaar Kipp will sich daher auf ihr Café am Marktplatz konzentrieren, das sie seit 28 Jahren führen. Früher war es anders: „Wenn oben nicht viel war, war es unten voll. Und andersherum“, erzählt er. Doch in den vergangenen Monaten war es sehr ruhig im Café in der Neckarstraße. Kipp denkt, dass das auch mit der Sperrung der Altheimer Straße zu tun hat. Doch das wird bald nicht mehr wichtig sein.

Wichtig ist, dass der Standort am Marktplatz bleibt. Die Kipps haben ihre Stammkundschaft. Im Sommer kommen die Touristen hinzu. Häufig wird bemängelt, dass es am Marktplatz keinen Mittagstisch gibt. Bei den Kipps gibt es ein kleines Angebot an Speisen. Das soll auch nach der Schließung der Neckarstraßen-Filiale so bleiben. „Würde ich das Angebot erweitern, müsste ich jemanden einstellen“, berichtet Kipp, „das lohnt sich nicht.“ Er ist der Meinung, dass der Bedarf nicht unbedingt da ist. „Die Buß hat es versucht, doch die Gaststätte ist ja seit einigen Jahren zu.“ Im Sommer sieht es zwar ein wenig anders aus. „Aber bei schlechtem Wetter bleiben die Touristen aus und wenn es zu heiß ist auch.“ Außerdem würden die Gastronomen immer mehr unter der vielen Festen leiden. Doch das ist ein anderes Thema.

Aber die Belebung des Marktplatzes ist für Kipp auf jeden Fall ein Thema. Seit Jahren beobachtet er das Geschehen dort und kann vieles nicht verstehen. Kipp ist zurückhaltend bei seiner Kritik. „Ich würde mir schon mehr Belebung wünschen“, sagt er. Für ihn persönlich ist es nicht so schlimm, dass manche Großveranstaltungen weggebrochen sind. Der Horber Advent passt in die Unterstadt, dort hätten es die Händler viel leichter mit dem Auf- und Abbau. „Der Marktplatz ist eher für kleinere Events geeignet“, ist er überzeugt. So wie die Vorstellungen der Chamaeleon Theaterwelten aus Dettingen. Im kommenden Jahr will Pina Bucci etwas auf dem Marktplatz machen. Das gefällt Kipp. Doch manches gefällt ihm nicht: Kipp wünscht sich einen Brunnen für den Marktplatz. „Das fordere ich schon seit langem, denn Wasser zieht Menschen an“, sagt er. Er zieht den Vergleich mit Nagold, dort wurden in den vergangenen Jahren mehrere Brunnen aufgestellt. Die Pflanzen auf dem Marktplatz gefallen ihm, aber die Blumentröge nicht. Kipp ist überzeugt, dass die Stadt hier mehr machen könnte. Da wäre der neue City-Manager Thomas Kreidler gefragt: „Er kennt ja die Probleme von seinem eigenen Standort am unteren Markt“, sagt Kipp.

Doch besonders stört ihn die Parkplatzsituation auf dem Marktplatz. In Richtung Stiftskirche können Autos parken, aber vor seinem Café ist es untersagt. „Mit einem Parkverbot könnte ich schließen. Wegen drei Stück Kuchen geht niemand ins Parkhaus“, sagt er. Warum kein Be- und Entladen erlaubt ist, das versteht er nicht. Schon mehrmals hatte Kipp deswegen Diskussionen mit Oberbürgermeister Peter Rosenberger. „Das gehört geregelt“, meint er.

Es gibt offene Fragen beim Marktplatz: Kipp lebt auch vom Gericht und dem Rathaus. Wenn Verhandlungen am Amtsgericht sind, hat das Café mehr Kundschaft. Es gibt aber aufgrund der neuen Justiz-Reform Überlegungen, die kleineren Gerichte zu schließen. Ähnlich ist es beim Rathaus. Auch hier gibt es Überlegungen, einen Teil der Verwaltung auszugliedern.

Wie lange gibt es also noch das Café Kipp am Marktplatz? Es ist kein Geheimnis, dass die beiden Kinder den Betrieb nicht übernehmen wollen. „Wie es nach mir weitergeht, darüber mache ich mir noch keine Gedanken“, sagt er. Vor drei Jahren mit 60 hat er für sich beschlossen, bis 70 zu arbeiten. Doch es könnte auch anders kommen. Kipp lässt es auf sich zukommen.

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Erstellt:
06.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 27sec
zuletzt aktualisiert: 06.10.2016, 01:00 Uhr

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