Premiere am Jungen LTT

Halbes Hemd und Sixpack

„Herakles hat frei“ heißt eine sagenhafte Heldengeschichte für junge Menschen ab sieben Jahren.

21.01.2017

Von ST

Karin EpplerBild: LTT

Karin EpplerBild: LTT

Am heutigen Samstag kommt um 16 Uhr im LTT-oben Karin Epplers Kinderstück „Herakles hat frei“ heraus. Dramaturgin Susanne Schmitt sprach mit der Autorin und Regisseurin Karin Eppler über ihre Sicht auf einen sehr heutigen Helden wider Willen.

Susanne Schmitt: Sie haben am Jungen LTT bereits einige große Stoffe im kleinen Format auf die Bühne gebracht. Aus welchem Grund ist die Wahl dieses Mal auf die Sagenfigur Herakles gefallen?

Karin Eppler: Für mich gehören die Sagen des klassischen Altertums zum Bildungskanon. Gerade die Geschichte um Herakles hat alles, was eine moderne Geschichte braucht: einen jungen Helden, eine „dumme jugendliche Straftat“, die gesühnt werden will, und tolle Monster. Dabei verkörpert Herakles einen Helden, der gut sein will. Er hatte sich einmal geschworen, dass er sich nützlich machen will in der Gesellschaft, dass er seine Kraft als Halbgott stets zum Guten einsetzen will.

Auf der anderen Seite wurde Herakles auch immer schon etwas ironisiert dargestellt als eine Art „Depp vom Dienst“, der Typ, der verlässlich aufräumt. In manchen antiken Parodien kämpft er auch mit seinem Übergewicht. Diese Spannung zwischen klassischem Heldentum und Humor hat mich immer schon fasziniert.

Ihr Herakles ist nicht der bekannte klassische Held, sondern er wird zum Helden wider Willen. Was reizt Sie an dieser Perspektiv-Verschiebung?

Ich würde nicht direkt sagen, dass dieser Herakles ein Faulpelz ist. Obwohl ich das bei seinem Arbeitspensum gut verstehen könnte. Nein, Herakles ist bei uns einer, der mit seinem Gefühl und Denken unserer jetzigen Zeit recht nahe ist. Er sucht nach der richtigen Balance zwischen Held und Faulenzer, also irgendetwas zwischen Looser und Nerd. Vielleicht auch ein Schrei nach Orientierung – es muss doch für Jungs auch noch etwas zwischen „halbem Hemd und Six-Pack“ geben. Und Herakles‘ Jugend ist für mich ein richtig heutiges „Schul-Drama“, denn der kleine Herakles hatte einen reichlich vollgestopften Stundenplan, der aus ihm einen strahlenden Helden machen sollte. Nur mal einen Tag frei haben oder zumindest den Nachmittag, das hätte sich unser Held gewünscht.

Ich denke, das kommt vielen Kindern und auch Erwachsenen bekannt vor. Durch diese Augen betrachtet, bekommt die Sage für mich einen neuen Reiz: Heldsein, was heißt das schon?

Herakles erlebt zahlreiche Prüfungen und Abenteuer und erlegt gewaltige Löwen, mehrköpfige Riesenschlangen und diverse andere Monster. Wie bringt man das alles auf die Bühne – noch dazu mit nur einem einzigen Darsteller?

Der Schauspieler Andreas Laufer und ich sind alte Kinohasen, deshalb brauchen wir bei den Proben auch nur Andeutungen, um uns gegenseitig an große Kinohelden und ihre Kinofeinde zu erinnern. Aber wir meinen, unsere Waffe auf dem Theater ist die Phantasie! Und die versuchen wir in den Zuschauern zu kitzeln.

Worum geht‘s?

Herakles soll ein unsterblicher Held werden. Damit diese Prophezeiung auch eintreffen kann, sorgen seine Eltern für eine umfassende Ausbildung: Reiten, Bogenschießen, Wagenlenken, Steinwurf, Faustkampf, Hausaufgaben – alles kein Problem. Aber nur, wenn’s unbedingt sein muss, denn Herakles entpuppt sich als Faulpelz. Doch als er sich vollkommen daneben benimmt, muss er zur Strafe zwölf schier nicht zu bewältigende Aufgaben meistern. So wird Herakles tatsächlich ein gefeierter Held, doch selbst im Olymp lässt man ihm keine Ruhe. Dabei will er doch nur mal frei haben!