Warum so zögerlich?

Haller-Haid zum Tübinger Islam-Zentrum

Mit dem Tübinger Islam-Zentrum und seinem Beirat beschäftigt sich die SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid schon lange. In einem Brief an Wissenschaftsministerin Theresia Bauer beklagt sie jetzt mangelhafte Tranzsparenz.

07.04.2016

Tübingen. Schon einmal hat sich die SPD-Abgeordnete wegen des Islam-Zentrums mit einer Anfrage ans Wissenschaftsministerium gewandt. Damals wollte Haller-Haid wissen, ob extremistische Gruppierungen Einfluss auf die Wissenschaft nehmen könnten. Dafür sah das Ministerium seinerzeit keine Anhaltspunkte.

Angeregt durch einen Artikel im TAGBLATT fragte die Noch-Landtagsabgeordnete jetzt in Stuttgart nach, warum die Universität nach dem kompletten Personalwechsel im Beirat des Tübinger Zentrums die Namen der Mitglieder so zögerlich und erst auf Anfrage des TAGBLATTS veröffentlicht habe (wir berichteten). Der Beirat, in dem Vertreter dreier islamischer Vereinigungen sitzen, hat bei der Uni-Einrichtung in fundamentalen religiösen Fragen und bei Berufungen ein Einspruchsrecht.

Wissen will Haller-Haid aber auch, warum weder die Schiiten noch die Aleviten im Beirat vertreten sind. Die Abgeordnete vermutet, dass dies auf den Einfluss der türkischen Religionsbehörde zurückzuführen ist: „Seit ihrer Gründung im Jahr 1924 schließt die türkische Religionsbehörde Nicht-Sunniten systematisch aus, indem sie ausschließlich Moscheen und Imame des sunnitischen Islams finanziert“, heißt es in dem Brief.

Zudem fragt Haller-Haid nach Verbindungen des Islamzentrums zu einer als radikal geltenden Herrenberger Milli Gorüs-Gruppe: „Im Rahmen des dortigen Projektes ,FödeM‘, an dem Milli Görus beteiligt ist, werden Studenten des Islamzentrums direkt angesprochen und unter anderem animiert, ein Praktikum in den Moscheegemeinden zu absolvieren.“

In ihrem Brief äußert die SPD-Abgeordnete aber auch grundsätzliche Bedenken gegen die Einrichtung eines Beirats an einem universitären Zentrum: „Die derzeitige Praxis, in der Verbände mit undurchsichtigen Strukturen quasi kirchliche Autorität erhalten, scheint jedenfalls zweifelhaft. Ich würde es deshalb sehr begrüßen, wenn die Landesregierung Sinn und Nutzen des Beirats überdenkt und sich für eine transparentere Struktur des Islamzentrums einsetzt.“uja