Anwohner lassen Schutt untersuchen und finden Glyphosat

Kinder spielen am Altinger Bahnhof auf giftigem Dreck

Der Zweckverband Ammertalbahn lagert am Altinger Bahnhof belastetes Material. Die Schutthaufen dienen Kindern als Spielplatz.

24.10.2018

Von Uschi Hahn

Die ungesicherten Berge aus giftigem Gleisschotter auf dem alten Altinger Rübenplatz sind alles andere als zum Spielen geeignet.

Die ungesicherten Berge aus giftigem Gleisschotter auf dem alten Altinger Rübenplatz sind alles andere als zum Spielen geeignet.

Staub, Lärm und Dreckberge sind die Anlieger der Altinger Römerstraße gewöhnt. Immer wieder protestierten sie im Ammerbucher Gemeinderat gegen die Schutthalden auf dem ehemaligen Rübenplatz an den Gleisen beim Bahnhof. Auch am Montag wurde das Thema in der Bürgerfragestunde angesprochen.

Anwohner finden Gift im Dreck

Der aktuelle Hintergrund: Die Anwohner haben den Dreck vor ihrer Haustür von einem Chemielabor untersuchen lassen. Es stellte sich heraus: Der Dreck, in dem immer wieder auch Kinder spielen, ist giftig. Belastet mit dem im Krebsverdacht stehenden Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat und mit Polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen PAK – vor allem altem Teer, der die Haut schädigen, Atemwege und Augen reizen und ebenfalls krebserregend sein kann.

Die Halden aus Bodenhaushub und Gleisschotter liegen seit den Sommerferien da. Abgeladen von der Firma, die im Auftrag des Zweckverbands zur Personenbeförderung im Ammertal die Gleisstrecke der Ammertalbahn saniert hat. Dem Zweckverband gehört der nicht weiter befestigte Platz auf dem zu früheren Zeiten die Deutsche Bahn Zuckerrüben sammelte, bevor sie mit dem Zug weitertransportiert wurden. Die Gemeinde Ammerbuch zahlt eine symbolische Pacht dafür, dass der Bauhof den alten Rübenplatz ebenfalls nach Bedarf nutzen kann.

Gemeinde lehnt Verantwortung ab

Am Montag lehnte die Gemeindeverwaltung jegliche Verantwortung ab. Eltern hätten die Aufsichtspflicht für ihre Kinder, sagte die Hauptamtsleiterin Gretel Rauscher. Die Suche nach einem Alternativen Lagerplatz für die immer wieder nötigen Arbeiten an der Ammertalbahn sei bisher vergeblich gewesen. Mangels Alternative könne man den Platz „nicht einfach wegzaubern“, ergänzte Bürgermeisterin Christel Halm.

Das Gift soll schnell weg

Bleibt also alles wie es ist? Eine Nachfrage beim Geschäftsführer des kommunalen Zweckverbands Ammertalbahn, dem Verkehrszuständigen im Tübinger Landratsamt Dieter Braun, lässt hoffen, dass sich etwas ändert. Auf kurze Sicht sowieso: Man habe veranlasst, dass die Dreckberge noch in dieser Woche abtransportiert werden, versichert Braun.

Damit kommt der im Landratsamt angesiedelte Zweckverband einer Auflage aus dem eigenen Haus nach. Nachdem die Altinger Anwohner die Umweltabteilung des Landkreises von den Untersuchungsergebnissen informiert hatte, schlugen die Mitarbeiter dort Alarm. Der belastete Bodenaushub und der giftige Gleisschotter dürfe keinen Kontakt zu Niederschlags- oder Grundwasser haben, müsse entsprechend wiederverwertet oder auf einer geeigneten Deponie gelagert werden. Man werde die „zeitnahe Beseitigung“ veranlassen oder aber „eine kurzfristige Abdeckung des Materials fordern“, schrieb ein Mitarbeiter der Umwelt- und Gewerbeabteilung den Anwohnern.

Landratsamt verspricht Konsequenzen

Und was ist in Zukunft? „Wir werden unsere Konsequenzen ziehen“, verspricht Braun. Den Verantwortlichem sei „nicht klar“ gewesen, dass es sich um derartig belastetes Material handelt. Sonst hätte man „den Boden und die Haufen mit Planen abdecken und einen Bauzaun drumrum machen können“, gesteht der Zweckverbands-Geschäftsführer Versäumnisse ein.

Künftig müssten die mit der Gleissanierung beauftragten Firmen sich vergewissern, dass das gelagerte Material nicht gefährlich ist, so Braun. Auch will man im Zweckverband nun noch intensiver nach einer Alternative suchen. „Wir wissen, dass der Platz nicht wirklich geeignet ist. Er liegt zu nahe an der Wohnbebauung, macht Krach und Staub“, sagt Dieter Braun über den Rübenplatz und verspricht: „So machen wir nicht weiter.“

Im Asphaltbruch, der bei der Sanierung der Bahnübergänge im Ammertal anfällt, lauern gesundheitsschädliche Stoffe. Privatbilder

Im Asphaltbruch, der bei der Sanierung der Bahnübergänge im Ammertal anfällt, lauern gesundheitsschädliche Stoffe. Privatbilder

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Erstellt:
24.10.2018, 01:03 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 24.10.2018, 01:03 Uhr

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