Mallorca ist schon gebucht

Handball: „TusSies“-Torfrau Sabine Stockhorst will mit Metzingen ihre zweite deutsche Meisterschaft

Die Sitzplätze sind schon ausverkauft. Kein Wunder: Der Zweite Thüringer HC kommt am Samstag (20 Uhr) zum Spitzenreiter TuS Metzingen in die Tübinger Horn-Halle. „TusSies“-Torfrau Sabine Stockhorst war schon einmal deutsche Meisterin. Und die 29-Jährige spielte auch bereits beim Gegner Thüringer HC.

21.04.2016

Von Moritz Hagemann

Torhüterin Sabine Stockhorst (Nummer 12, vorne rechts) und ihre „TusSies“ jubeln. Archivbild: Kiehl (MUV)

Torhüterin Sabine Stockhorst (Nummer 12, vorne rechts) und ihre „TusSies“ jubeln. Archivbild: Kiehl (MUV)

Kreis Tübingen. Sabine Stockhorst war schon einmal ganz oben. 2008, als sie mit dem 1. FC Nürnberg die deutsche Meisterschaft gewann. „Aber damals durfte ich vielleicht mal für einen Siebenmeter ins Tor“, sagt die 29-Jährige. Sie war nur Ersatztorhüterin, jetzt in Metzingen gehört sie zum Stammpersonal. „Deshalb wird das ein anderes Gefühl sein, wenn es jetzt mit der Meisterschaft klappt“, sagt Stockhorst.

Die profitiert vom Ausfall von Torhüterin Jasmina Jankovic. „Sie hat immer angefangen, dann lief es ganz gut und man hat es dabei belassen“, sagt Stockhorst über den Konkurrenzkampf zwischen den Pfosten. Dabei habe Trainer Csaba Konkoly beiden bescheinigt, praktisch gleichauf zu sein. Dann jedoch riss bei Jankovic im vergangenen Herbst das Kreuzband. Stockhorst kam ins Team – und nutzte die Chance. Mittlerweile sind die „TusSies“ 18 Spiele in Serie unbesiegt.

Das Schicksal von Jasmina Jankovic ist jedoch auch an Stockhorst nicht spurlos vorübergegangen. Denn die 29-Jährige kennt den Kreuzbandriss selbst gut genug. Zwei Mal schon riss ihr das Band im linken Knie. „Im ersten Moment hab’ ich gedacht: Jetzt ist alles vorbei“, spricht Stockhorst über die zweite Verletzung. Dazwischen habe sie gerade einmal drei Spiele absolviert. Dass jedoch ihr Band den Belastungen nicht standhielt, schiebt sie auf einen Fehler bei der ersten Operation. „Das Kreuzband saß einfach nicht an der richtigen Stelle“, sagt die Torfrau. Nach der zweiten Verletzung sammelte Stockhorst, die seit 2010 für Metzingen spielt, ein halbes Jahr Spielpraxis beim Zweitligist SV Allensbach. „Aber im Herzen war ich immer eine TusSie“, sagt sie. Nur einmal pro Woche trainierte sie in Allensbach mit, sonst immer bei den Metzingerinnen. Als sie zur Saison 2015/16 zurückkam, wurde sie bei zwei Turnieren in Pfullingen und St. Gallen als beste Torhüterin ausgezeichnet: „Das hat mir wieder Selbstvertrauen gegeben.“

Jetzt zählt nur noch der Titelkampf. Mit dem Thüringer HC kommt nicht nur der Tabellenzweite, sondern viele alte Bekannte der „TusSies“-Torfrau – ausgerechnet aus jenem Nürnberger Team, mit dem Stockhorst 2008 Meister wurde. Der Thüringer HC wird vom damaligen Nürnberger Meistercoach Herbert Müller trainiert, Spielerinnen wie Katrin Engel, Kerstin Wohlbold oder Jana Krause waren seinerzeit ihre Teamkolleginnen. Viel Kontakt hat Stockhorst zu den alten Mitspielerinnen aber nicht mehr. „Man ist halt auf Facebook befreundet und bekommt mit was die treiben“, sagt Stockhorst, „aber telefonieren tun wir eigentlich nicht.“ Das Wiedersehen sei aber dennoch „ein besonderes Spiel für mich“, sagt die gebürtige Mittelfränkin.

Innerhalb der Mannschaft werde die Chance auf die Meisterschaft so gut es geht ignoriert. „Wir versuchen zu vermeiden, darüber zu sprechen“, sagt Stockhorst. Dementsprechend sei auch noch keine Meisterfeier geplant. Aber: „Wir haben Mallorca schon gebucht“, sagt Stockhorst. „Egal ob wir Meister werden oder nicht – da werden wir schon Gas geben!“

Entscheidende Faktoren im Titelkampf

Die Spiele der Metzinger „TusSies“ gegen den Thüringer HC und danach in Bietigheim sind die Schlüsselspiele im Meisterkampf. „Wenn wir Thüringen schlagen und in Bietigheim zumindest einen Punkt holen“, sagt TuS-Pressesprecher Joachim Zühlke, „dann sind wir zu 90 Prozent deutscher Meister.“ So weit wollen sie in Metzingen aktuell jedoch nicht denken. Gegen den Thüringer HC haben die „TusSies“ momentan den Nachteil, dass das Torverhältnis bei Punktgleichheit zählt. Heißt: Mit einer Niederlage am Samstag würden die Metzingerinnen die Tabellenführung verlieren. Der Spielplan der Handball-Bundesliga hält außerdem am letzten Spieltag noch das Duell des HC Leipzig beim Thüringer HC bereit. Der THC holte von 2011 bis 2015 durchgehend den Titel in der Bundesliga, jetzt käme der Titel für Metzingen einer kleinen Sensation gleich. Erst 2012 waren die „TusSies“ in die Bundesliga aufgestiegen, nachdem sie 1997 aus wirtschaftlichen Gründen noch auf den Sprung in die erste Bundesliga verzichteten.

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Erstellt:
21.04.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 21.04.2016, 01:00 Uhr

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