Sommerkomödie mit Widerhaken – eine unbelehrbare Frohnatur auf Gute-Laune-Trip durch London.

Happy-Go-Lucky

Sommerkomödie mit Widerhaken – eine unbelehrbare Frohnatur auf Gute-Laune-Trip durch London.

23.11.2015

Von che

Wäre Poppy (Sally Hawkins) noch ein Kind, wäre womöglich eine Riesendosis Ritalin fällig. So aber sieht man eine flohmarktbunt gestylte hibbelige Erwachsene auf ihrem Fahrrad durch London kurven. Jeden, der ihr über den Weg läuft, überschüttet sie mit offensiver Fröhlichkeit. Wer sie aber nur für eine penetrante Naive hält, unterschätzt Poppy, denn ihre Freunde lieben sie, und mit ihrer Grundschulklasse kommt die Lehrerin ganz wunderbar zurecht. Als einer ihrer Schützlinge unvermittelt andere Schüler zu malträtieren beginnt, kleistert sie nicht etwa alles mit einem Harmoniegrinsen zu, sondern sucht sehr kompetent einen Ausweg.

Nur für Poppys Fahrlehrer, einen ewig zu kurz gekommenen Choleriker, wird jede Fahrstunde zur Zerreißprobe. „Ich verlange doch nur, dass du dich benimmst wie eine Erwachsene!?, dröhnt er entnervt.

Was nur hat den Sozialrealisten Mike Leigh („Lügen und Geheimnisse?) ausgerechnet für diese unbelehrbare Frohnatur begeistert? Vielleicht, dass Poppy gelegentlich nur haarscharf an der Nervensäge vorbeischrammt. So wirkt sie wie ein Katalysator, wenn jemand wirklich gestört ist. Als am Ende Poppy und ihre Mitbewohnerin Zoe (Alexis Zegerman) in einem kleinen blauen Boot über einen Londoner Parksee rudern und über das Glück nachdenken, erscheint es auch dem Zuschauer ganz leicht, den ganzen irdischen Ballast, Ärger und Querelen-Alltag einfach hinter sich zu lassen.

Statt Milieuschilderungen aus der Working Class präsentiert Leigh diesmal genau beobachtete Nahaufnahmen von sehr zeittypischen Psycho-Konstellationen, in ungewohntem Breitbildformat, in intensiven Primärfarben.

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