Männerperversion gegen Frauensadismus – mit wem soll man sich da bloß identifizieren?

Hard Candy

Männerperversion gegen Frauensadismus – mit wem soll man sich da bloß identifizieren?

24.11.2015

Von che

Hard Candy

Modefotograf Jeff ist ein Lustmolch. Gern schmeißt er sich im Internet an blutjunge Teenie-Mädchen zum anzüglichen Chat heran. Als sich eine 14-Jährige gar leibhaftig mit ihm treffen will, stimmt er freudig erregt zu. Erst als diese Hayley in seinem Luxus-Appartement mit Lolitareizen um sich wirft, wird ihm ein bisschen mulmig ? und sodann schwarz vor Augen.

Nach dem Aufwachen findet er sich auf einen Stuhl gefesselt vor. Aus dem vermeintlich willigen Rotkäppchen ist ein Wolf geworden ? wild entschlossen, Jeff für seine pädophilen Gelüste und womöglich Schandtaten büßen zu lassen, Kastration inbegriffen.

Von Männern, die in Jugend-Chatrooms minderjährige Mädchen umschwänzeln, war in den Medien zuletzt oft die Rede. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser neuen Art der sexuellen Belästigung wird man „Hard Candy? jedoch kaum nennen wollen. Vielmehr gibt er der schönen alte Kino-Fantasie die Sporen, scheinbar zementierte Machtverhältnisse mit Gewalt umzukehren und das Böse ohne Rücksicht auf Moral und Gesetz an der Gurgel zu packen.

Filmisch ergibt sich daraus ein ziemlich schriller Cocktail aus stylishem Psycho-Kammerspiel, Folter-Schauerstückchen und vulgär-feministischem Pamphlet ? der anfangs recht erfrischend, mit der Zeit aber immer fader schmeckt. Sobald die Karten auf dem Tisch liegen, dreht sich die Geschichte mit immer neuen Quälereien, Befreiungsversuchen und redundanten Argumenten rund um die Schuldfrage im Kreis. Dass der Film zum Schluss auf die Hollywood-übliche Katharsis verzichtet, ist immerhin eine Überraschung ? aber noch lange kein Grund für die misslaunige FSK-Freigabe ab 18.