Ironie und Schauwert statt ernster Handlung. Die Potter-Serie nimmt den Weg von James Bond.

Harry Potter und der Feuerkelch

Ironie und Schauwert statt ernster Handlung. Die Potter-Serie nimmt den Weg von James Bond.

24.11.2015

Harry Potter und der Feuerkelch

Jetzt ist Harry alias Daniel Radcliffe also in der Pubertät. Die Pickel hat man ihm zwar freundlicherweise erspart. Dafür verwendet der Film nicht wenige der 152 Minuten auf seine ungelenken Versuche, eine Tanzpartnerin für den Weihnachtsball auf Hogwarts zu finden.

Der neue Regisseur Mike Newell („Vier Hochzeiten und ein Todesfall?) kann solche großzügigen Exkurse in aller Gelassenheit einstreuen, denn die eigentliche Geschichte des vierten Teils der Zauberlehrling-Serie ist trotz der 700-seitigen Buchvorlage dünn und im Grunde ziemlich langweilig: Es geht um ein Magie-Turnier zwischen konkurrierenden Schulen, auf das sich nach und nach der Schatten einer Verschwörung böser Mächte gegen Harry senkt.

Newell und sein Drehbuchautor Steve Kloves geben sich auch gar keine große Mühe, die Handlung einigermaßen verständlich wiederzugeben, sondern setzen von vornherein auf großes Schauwert-Spektakel. Das ganze wirkt wie Varieté auf Leinwand, mit Harry als Conférencier und vielen gern gesehenen Gaststars als Handlangern. So entspinnt sich eine attraktive Nummernrevue mit mal schnellen, mal gemächlichen Wechseln zwischen Internatsknatsch, bombastisch designten Landschaften, wunderlichen Käuzen, Gothic-Splittern, magischem Brimborium und vielen Querverweisen auf das Leben außerhalb einer Zauberschule. Über alldem schwebt eine lässige Selbstironie, die es in den bisherigen Potter-Filmen nicht gab. Wie Harry werden auch seine Fans älter und sind mit Kiddie-Grusel allein wohl nicht mehr bei der Stange zu halten.