Eine Band will nach oben: nach altem Rezept auf kubanischem Feuer gekocht.

Havanna Blues

Eine Band will nach oben: nach altem Rezept auf kubanischem Feuer gekocht.

24.11.2015

Von che

Havanna Blues

Jetzt, da die alten Herren des Buena Vista Social Club langsam wegsterben, muss die junge Musikergarde Kubas Flagge zeigen. Am Anfang von „Havanna Blues? sind Hip-Hop, Punkrock und Death Metal im Angebot, ehe der Film bei der Bigband der Endzwanziger Ruy und Tinto hängen bleibt, die einen hippiesken Mix aus Salsa, Soul und Hardrock kultiviert. Trotz beachtlicher Fertigkeiten blieb ihr der Durchbruch bislang versagt. Da macht das Gerücht die Runde, dass „die Spanier? in der Stadt sind ? Talentscouts auf der Suche nach Frischzellen für den lateinamerikanischen Musikmarkt. Die beiden Kumpel wittern die Chance, nicht nur endlich mit der Karriere durchzustarten, sondern das karge Inselleben hinter sich zu lassen.

In diesen Rahmen spannt der spanische Regisseur Benito Zambrano im Wesentlichen zwei rote Fäden. Der eine führt in die Reinheit der Musik und die Autonomie der Kunst, die unter den Kapitalisten und ihren Knebelverträgen darben ? was alsbald auch die Freundschaft zwischen Ruy und Tinto auf eine harte Probe stellt. Der zweite lenkt den Blick mitten in den kubanischen Alltag am Beispiel der kriselnden Beziehung von Tito und seiner notorisch schlecht gelaunten Frau, die der Mangelwirtschaft und der brotlosen Musikerflausen ihres Gatten überdrüssig ist und mitsamt den Kindern nach Miami abhauen will.

Eine stringente Handlung ergibt sich daraus allerdings nicht. Lieber hangelt sich der Film fröhlich scheppernd von Szene zu Szene, verstreut Spitzen gegen sozialistische Gängelei und westliche Arroganz, fällt aus hysterischer Lebenslust in tiefste Melancholie, und zündet Dutzende Leuchtfeuer für den trotzigen Überlebenswillen der Kubaner.

In hübscher Verpackung enthält „Havanna Blues?, der mit behördlicher Genehmigung gedreht und unbeanstandet auf dem großen Filmfestival der Stadt gezeigt wurde, viele olle Kamellen. Außer wenn er sich in dokumentarischer Manier in den musikalischen Underground stürzt und mit dem Gerücht aufräumt, Rumba und Son seien auch heute noch das Maß der Dinge.