Ende einer Ära

Heinrich Fabri-Institut vor der Schließung

Die Universität beabsichtigt, zum Jahresende ihr Heinrich-Fabri-Institut in Blaubeuren zu schließen, nach Oberjoch das zweite ihrer externen Gästehäuser. Hohe Sanierungslasten machen den Weiterbetrieb unwirtschaftlich, teilte Kanzler Andreas Rothfuß am Dienstag mit.

06.04.2016

Von jol

Tübingen. Als Begegnungsstätte interdisziplinären Denkens wurde das Blaubeurener Heinrich-Fabri-Institut von der Tübinger Uni gefeiert, als sie es 1985 eröffnete. Sie hatte in dem ehemaligen Goethe-Institut einen Ort gefunden, einerseits in der Nähe Tübingens, andererseits aber doch weit genug entfernt, um ungestört arbeiten zu können.

Das Fabri-Institut sollte in erster Linie Heimat der Geistes- und Sozialwissenschaften sein, darüber hinaus den Dialog mit anderen Wissenschaften ermöglichen. Walter Jens damals: Das Institut solle einen Forschungsakzent setzen, „der gegenüber den dominierenden Natur- und Technikwissenschaften die Eigenständigkeit und Erneuerungskraft der Humandisziplinen bis hin zur Medizin unterstreicht“.

So groß war der Erfolg, dass das mit finanzieller Unterstützung von Uni-Bund, Stadt Blaubeuren und Alb-Donau-Kreis gründlich renovierte Gebäude fünf Jahre nach der Verwandlung in ein Geistes- und Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum sogar noch ausgebaut wurde.

Das von Anfang an präsente Pächterehepaar Bechtle erlebte in der bis 1995 dauernden Amtszeit von Unipräsident Adolph Theis eine herausragende Phase. Gleichwohl sei die Auslastung weiterhin gut, sagte Sophie Bechtle auf unsere Anfrage. Man habe Anmeldungen bis ins Jahr 2010.

In den vergangenen zehn Jahren gab es nach Darstellung von Sophie Bechtle einen Sanierungsstau. Die Eigentümer hätten voriges Jahr begonnen, ihn zu beheben, das erste der drei Gebäude sei fast fertig. Um so überraschter sei man nun über die neueste Entwicklung.

Der amtlich beauftragte Brandschutzsachverständige habe den befristeten Weiterbetrieb des Gästehauses an Verbesserungen des Brandschutzes geknüpft, sagte Bernd Selbmann, Leiter des Tübinger Amts für Vermögen und Bau. Das bedeuteten Investitionen von bis zu 300 000 Euro. Unter diesen Umständen, so Kanzler Rothfuß, sei die Uni zur Schließung gezwungen, denn: „Eine grundlegende Sanierung würde mindestens 3,8 Millionen Euro kosten.

Im Hintergrund spielen wohl noch andere Überlegungen. „Es gehört nicht zum Kerngeschäft der Uni, Gästehäuser zu betreiben“, so Sprecher Guido Rijkhoek zum TAGBLATT. „Aus unserer Sicht ist dieser Service im kommerziellen Bereich günstiger einzukaufen.“

Zum Artikel

Erstellt:
06.04.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 06.04.2016, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!