100 Tage bis zur Eröffnungsfeier - Deutsches Team mit rund 450 Athleten

Heißer Countdown in Rio

Noch genau 100 Tage, dann steigt in Rio die Olympia-Eröffnungsfeier. Das deutsche Team hat jetzt die modische Optik für die Sommerspiele präsentiert.

27.04.2016

Von SID/EB

Noch wird gebaut: Hier rund um die Carioca Arenen im Barra Olympic Park, dem sportlichen Herz der Sommerspiele in Rio de Janeiro. Foto: dpa

Noch wird gebaut: Hier rund um die Carioca Arenen im Barra Olympic Park, dem sportlichen Herz der Sommerspiele in Rio de Janeiro. Foto: dpa

Rio/Düsseldorf. In Schwarz, Rot und Grau zu Gold, Silber und Bronze: Bei der offiziellen Präsentation der Olympia-Outfits hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gestern einen ersten Einblick in den Auftritt seiner Athleten bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro gegeben. Der Look ist klassisch bis sportlich gehalten, farblich dominieren das dunkle Rot der glänzenden Shirts und das dezente Grau der Jacken für den Einmarsch bei der Eröffnungsfeier am 5. August. "Das Outfit ist der Kompromiss zwischen locker-flockig und identitätsstiftend", sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper, der in Rio zum vierten Mal Deutschlands Chef de Mission ist.

"Wir Sportler waren in den Entwicklungsprozess permanent eingebunden", meinte Hockey-Olympiasieger Jan-Philipp Rabente. "Unsere Meinung wurde gehört, sowohl was die Optik als auch die Funktionalität angeht." 20 Athleten aus dem Olympischen und Paralympischen Aufgebot des DOSB, darunter die Bahnrad-Olympiasiegerin Miriam Welte, Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste sowie die Handball-Europameister Steffen Weinhold und Christian Dissinger, führten in einer actiongeladenen Modenschau in der Messe Düsseldorf die Kollektion der Ausrüster Sioux und Adidas vor. Unterstützt wurden sie dabei von zahlreichen Models, unter anderem von Top-Model und Moderatorin Lena Gercke.

Die Kosten für die Ausrüstung der Sportler und Trainer erreichen dabei eine Rekordmarke. Rund neun Millionen Euro veranschlagt der DOSB für die Einkleidung seiner Olympia-Athleten. Für die letzten Spiele in London hatten sie noch rund sechs Millionen betragen, in Peking sogar nur 5,7 Millionen. "Dafür leben die Sportler nicht im Fünf-Sterne-Hotel, sondern in Apartements mit zwei bis acht Leuten", meinte Vesper augenzwinkernd.

Rund 450 Athleten und 300 Betreuer wird der DOSB nach Rio entsenden. Vor allem die Qualifikation beider Fußball-Teams sowie der Handballer haben dafür gesorgt, dass das Olympia-Aufgebot wieder deutlich größer ist als 2012 in London (392). Das Aufgebot für die Paralympics wird rund 150 Sportler umfassen. Die Medaillen-Ambitionen für Rio hat der DOSB zuletzt leicht nach oben korrigiert. Statt des ursprünglich im Juni 2013 formulierten Ziels von 40 bis 70 Medaillen peilt der Dachverband nun 42- bis 71-mal Edelmetall an. "Wir hoffen, dass wir ein Ergebnis erreichen, das dem von London entspricht - plus X", sagte Vesper. 2012 in England hatte das deutsche Team insgesamt 44 Medaillen geholt, davon elf goldene, 19 silberne und 14 bronzene.

Am Rande der Veranstaltung präsentierte der DOSB außerdem die Pläne für das Deutsche Haus am Rande von Rios Stadtteil Barra. Im landestypischen Strandlook soll das "Beachhaus der Athleten" für ein besonders authentisches Brasilien-Erlebnis sorgen und zum Zentrum des deutschen Olympia-Teams werden. "Ein Treffpunkt, wie man ihn sich nur wünschen kann: Lebendig, bunt, inspirierend - brasilianisch eben", betonte Vesper.

In Rio selbst versichern die Olympia-Macher zum heutigen Beginn des 100-Tage-Countdowns, alles im Griff zu haben. Aber nicht nur die tiefe Depression im kriselnden Land erschüttert den Glauben an erfolgreiche Spiele. Das Entzünden des Olympischen Feuers im 10 000 Kilometer entfernten Griechenland sollte Fans in Brasilien und der ganzen Welt für die Sommerspiele am Zuckerhut erwärmen. Stattdessen erschütterte fast zeitgleich die durch Meeresbrandung verursachte Katastrophe am Küsten-Radweg in Rio mit zwei Todesopfern das Vertrauen in die Gastgeber nachhaltig (siehe Info-Box). Auch Wettkampfarenen und weitere Prestigeobjekte der Olympiastadt leiden unter Verzögerungen und Zeitdruck, offenbar verbunden mit Sicherheitsrisiken. Allen voran die U-Bahn-Linie 4, von der heute noch niemand weiß, ob sie tatsächlich pünktlich zu den Spielen die touristische Südzone Ipanema mit dem weiter auswärts gelegenen Olympia-Herz Barra da Tijuca verbinden wird.

Immerhin verkündete die Koordinierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) beim letzten Besuch vor wenigen Tagen: "98 Prozent der Arenen sind fertig." Größte "Baustellen" seien das Velodromo, wo die Holzradbahn verlegt wird, und das Estadio Olimpico, das gerade die Kunststofflaufbahn erhielt und von außen ohne entsprechenden Anstrich olympia-unwürdig wirkt.