Hell Or High Water

Hell Or High Water

In dem Neowestern planen zwei texanische Brüder Banküberfälle, um ihre verschuldete Farm vor dem Untergang zu retten.

02.01.2017

Von Dorothee Hermann

Im Texas des neuen Ölbooms sitzt der Komantschen-Häuptling nicht mehr auf einem Pferd, sondern am Pokertisch – Auge in Auge mit Leuten, deren Farm so hoch verschuldet ist, dass sie schon beinahe der Bank gehört. In seinem durchtriebenen Neowestern fährt der schottische Regisseur David Mackenzie genüsslich solche Verlierer-Konstellationen auf, in denen sich die Enteigneten einen gepfefferten Schlagabtausch liefern.

Dem Zuschauer dämmert erst allmählich, in was er da hineingeraten ist, denn er wird Zeuge zweier reichlich amateurhafter Banküberfälle, bevor er weiß, wie ihm geschieht. Was aussieht wie eine gröbere Stuntnummer samt Knarren, ist der verzweifelte Versuch der beiden ungleichen Brüder Tanner (Ben Foster) und Toby Howard (Chris Pine), die elterliche Farm zu retten.

Der ältere Tanner (immer kurz vor dem Ausrasten) ist noch nicht lange aus dem Knast. Toby ist ein gutaussehender Schweiger, aber ziemlich niedergedrückt und mit den Unterhaltszahlungen für seine beiden Söhne in Verzug.

Wie sehr dieser erste Eindruck täuscht, enthüllt nicht erst die Kombinationsgabe von Texas Ranger Marcus Hamilton (Jeff Bridges), der vor dem gefürchteten Ruhestand einen letzten Kick sucht und die Bankräuber stellen will. Zwischendurch setzt er seinem indianisch-mexikanischen Kollegen Alberto (Gil Birmingham) mit dämlichen Witzen zu.

Das übliche Western-Personal mit seinen Stetsons, Knarren und Pick-ups sitzt meist seltsam inaktiv im Diner. Draußen findet die Kamera zwar noch die berühmte Weite des amerikanischen Westens, doch vor allem trostlose Kleinstädte und Felder voller eiernder Ölpumpen. Die versprechen zwar kurzfristig eine Menge Geld, werden das Land aber mit der Zeit vollends zerstören. In dieser unerquicklichen No-Win-Situation setzen die Brüder alles auf eine Karte und triggern gleich mehrere explosive Showdowns.

Vordergründig irre Stuntnummer mit Knarren, dahinter Kampfansage an eine sich selbst zerfleischende Gesellschaft.