Herr Wichmann mag seinen Film - das spricht für beide.

Herr Wichmann von der CDU

Herr Wichmann mag seinen Film - das spricht für beide.

24.11.2015

Von ust

Herr Wichmann von der CDU

Eine Gewissheit lässt die öffentliche Meinung nie aus. Sie heißt: So langweilig wie diesmal war Wahlkampf noch nie. Und dann denkt man gerührt an polemische Glanzleistungen von damals, als der Wehner einen CDU-Mann zur „Übelkrähe? verballhornte und Joschka Fischer sich im Bundestag ein deftiges „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch? gönnte.

Ja, da steckte noch Glut dahinter, sagt man. Als hätte es damals nicht auch schon die Kehrseite des Politikerruhmes gegeben. Dieses Rumgestehe unter Parteischirmen in Fußgängerzonen, in denen der Bürger angesichts drohender Faltblattverteiler auf Tauchstation geht, um sich dann doch mit einem Kuli ködern zu lassen. All diese zerdehnte Zeit, ohne Ereignisse, ohne Erlebnisse, ohne Erkenntnisse. Grauer Politalltag im Wahlkampf 2002. Um so etwas auszuhalten, braucht man eine handfeste Überzeugung, eine Mission oder den unbedingten Willen zu Amt und Funktion.

Herr Wichmann hat von allem etwas ? wie er in seiner 25-Jährigkeit da steht und selbstbeschwörerisch erklärt, er wolle frischen Wind in die Politik bringen. Er sagt auch, dass er nicht mit allem einverstanden ist, was Bush so macht. Und er sagt offen, wie er den SPD-Platzhirsch Markus Meckel findet: Der lädt zur Party und fährt mit dem Fahrrad. Mehr ist nicht. Oder er findet: Die Grünen setzen sich zwar für den Erhalt von Feuchtbiotopen oder Fröschen ein. Aber bei aller Liebe zur Natur, was zählt ist der Mensch. Auf der Straße und im Altersheim, überall bemüht er sich, mit dem Bürger ins Gespräch zu kommen. Leider wollen nicht alle Bürger mit Herrn Wichmann ins Gespräch kommen.

Während Herr Wichmann Tag für Tag in seinen einsamen Wahlkampf in der Uckermark zieht, wird er von Andreas Dresen („Halbe Treppe?) gefilmt. Die Kamera beobachtet ohne Kommentar, sie beobachtet unerbittlich, doch niemals setzt sie Herrn Wichmann dem Spott aus. Man mag und bewundert Herrn Wichmann, man wundert sich sogar ein bisschen darüber.

Ein netter Don Quichote ist er, wie er da jeden Morgen sein Wahlplakat hisst, den Schirm aufspannt und die ein wenig trüb gewordenen Argumente poliert. Am Ende hat er für seine Partei genau ein Prozent mehr geholt.