Mit Schrott improvisiert

Heute Abend feiert der Kinder- und Jugendzirkus Zambaioni Premiere

Sie steigen aus dem Müllcontainer, sie wirbeln durch die Luft, sie entlocken dem Schrott Musik: der Zirkus Zambaioni stellt sein neues Programm „Schrottkompott“ vor. Ein großes Team aus Eltern und Ehrenamtlichen bringt jedes Jahr ein Spektakel mit jungen Stars in die Manege. Bei der Generalprobe am Mittwoch übten die Artisten für ihren großen Auftritt heute Abend.

15.04.2016

Von Marc Pfitzenmaier

Kurz vor Beginn der Generalprobe um 17 Uhr wird es hektisch im Artistenzelt. Die Clowns, Akrobaten und Jongleure wuseln aufgeregt zwischen den Eingängen hin und her. Sitzen die Kostüme richtig, ist der Lidstrich perfekt gezogen, weiß jeder was zu tun ist?

Dieser Moment, bevor es losgeht, ist schon etwas Besonderes, findet Götz Hepting. „Da knistert es in der Luft“, sagt der scheidende Erste Vorsitzende des Vereins. Man merkt auch ihm ein bisschen Lampenfieber an. Wenn sich die jungen Artisten bereit gemacht haben, gehen im Hauptzelt die bunten Lichter an und das zirkuseigene Orchester beginnt zu spielen.

„Schrottkompott“ ist das Thema in diesem Jahr. Verstaubte Alltagsgegenstände und allerlei Ausgedientes wirbeln durch die Luft, treten in merkwürdigen Kombinationen auf, dienen als Versteck wie der Müllcontainer, aus dem eine ganze Gruppe von Artisten heraussteigt. Bei einer Luftnummer der Clowns wird aus einem Ventilator schnell ein Steuer, das nebenbei noch brausenden Fahrtwind liefert. Mit einer Leiter auf dem Rücken improvisieren die Piloten dann noch die Tragflächen, und schon ist ein Flugzeug für die Manege erfunden.

Da spürt man schön viel Adrenalin

Improvisation ist der Ausgangspunkt vieler Showeinlagen des Zirkus Zambaioni. Die Kinder und Jugendlichen üben mit ihren Trainern ein ganzes Jahr, die Nummern entstehen in „einem gemeinsamen kreativen Prozess, der spielerisch abläuft“, sagt Artisten-Mutter und Helferin Christiane Neumann.

Kreativ und akrobatisch anspruchsvoll ist auch eine Tuchnummer, bei der die Artisten freischwebend an großen Stoffbahnen turnen. Die 16-jährige Charlotte Siegmann klettert dabei an einer dunkelblauen Tuch bis knapp unter die Kuppel des Zeltes. Aus schwindelerregenden Höhe wirbelt sie um die eigene Achse in Richtung Boden. „Da spürt man schon ganz schön viel Adrenalin!“, sagt die Schülerin, die außerdem noch in einer Clownsgruppe auftritt und jongliert.

Teamarbeit und das Zusammensein spielen bei Zambaioni eine große Rolle. „Am schönsten finde ich eigentlich die Gemeinschaft. Es ist nicht wichtig, dass du der Beste bist, sondern dass du gibst, was du kannst“, sagt der 16-jährige Max Goll. Nicht nur die jungen Artisten, sondern auch die Eltern und Ehrenamtlichen helfen sich gegenseitig. Kostüme, Requisiten, Schminke und Zeltaufbau – in allem steckt gemeinsame Arbeit. Und auch in der Pause wird gemeinsam Schlange gestanden – vor großen, dampfenden Kochtöpfen. Die hungrigen Artisten werden bei der Generalprobe dort schon von den Helfern erwartet.

Zurück im Zelt geht die Show weiter. Bei der Generalprobe darf ja noch das ein oder andere schiefgehen. Wenn beispielsweise eine Kiste aus der vorhergehenden Nummer liegen bleibt oder die Schaumstoffmatten falsch ausgelegt werden, kommt vom Bühnenrand ein Zuruf der künstlerischen Leiterin Mareike Fichtner.

Spätestens bei der heutigen Premiere muss dann alles sitzen. Um 18 Uhr heißt es „Manege frei“ für die großen und kleinen Artisten des Zirkus Zambaioni. Danach sollen alle glücklich und zufrieden das rot-gelbe Zelt verlassen, das schließlich heute Abend ebenfalls Premiere feiert. Denn weil das alte vom Sturm zerzaust und geschrottet wurde, musste sich Zambaioni ein neues Zelt leisten.

Himmelsstürmer on the Road: Bei ihrem Höhenflug werden die Clowns Zeugen einer Schlacht zwischen Gut und Böse.Bild: Sommer

Himmelsstürmer on the Road: Bei ihrem Höhenflug werden die Clowns Zeugen einer Schlacht zwischen Gut und Böse.Bild: Sommer