Himmelsstürmer, Wunderjahre

Tübinger TV-Produktionen zu Kepler und Prange

Tübingen allerorten: Der SWR dreht ein Dokudrama über Kepler und UFA Fiction verfilmt Peter Prange.

11.05.2019

Von Wilhelm Triebold

Zwischen Gattin Barbara (Lena Drieschner) und Tischglobus: Johannes Kepler (Christoph Bach). Bild: SWR

Zwischen Gattin Barbara (Lena Drieschner) und Tischglobus: Johannes Kepler (Christoph Bach). Bild: SWR

Gleich zwei Fernsehproduktionen entstehen derzeit mit Tübinger Bezügen: Während eine Koproduktion von SWR und Arte das Dokudrama „Johannes Kepler – der Himmelsstürmer“ teils in Tübingen spielen lässt (zumindest wird dort und in Wackershofen gedreht), setzt die Produktionsfirma UFA Fiction im Auftrag von WDR und ARD Degeto voll und ganz auf „Unsere wunderbaren Jahre“, jenen Wirtschaftswunderroman von Peter Prange, der ausgehend von der Währungsreform 1948 in die junge Bundesrepublik durchstartet.

Schon in Pranges Roman führen die Lebenswege von drei Fabrikantentöchtern und ihren Freunden unter anderem auch mal nach Tübingen, wo der fleißige Autor Peter Prange seit Jahrzehnten lebt und arbeitet. Prange freut sich, dass es nach längeren Verhandlungen nun mit der Verfilmung losgegangen ist: „Am Set sind mir die Augen übergelaufen. Das ist wie Spaziergehen in den eigenen Träumen!“ Derzeit wird in Tschechien gedreht, dann bis Ende Juli an verschiedenen Drehorten in Nordrhein-Westfalen. Die TV-Ausstrahlung ist fürs kommende Jahr vorgesehen.

Und die Besetzung kann sich sehen lassen: Katja Riemann spielt die Fabrikantengattin, Anna Maria Mühe eine ihrer Töchter. Mit dem Tatort-Kommissar Hans-Jochen Wagner ist sogar ein gebürtiger Tübinger dabei.

Die revolutionären Gedanken Keplers

Das gilt beinahe auch für Christoph Bach. Okay, der Darsteller von Astronom Johannes Kepler ist gebürtiger Reutlinger, wuchs in Gomaringen auf und begann seine Karriere in der Theater-AG des Mössinger Quenstedt-Gymnasiums, nahm aber währenddessen auch an LTT-Workshops teil. Auch er hat Tatort-Erfahrung (wer eigentlich nicht?), verkörperte auch schon Rudi Dutschke und den Terroristen Hans-Joachim Klein (im ZDF-Dokudrama „Carlos“).

Nun also ist Bach Johannes Kepler. Diese Woche beginnen die Dreharbeiten, die voraussichtlich bis Mitte Juli dauern. Mit der Ausstrahlung ist ebenfalls 2020 zu rechnen. „Himmelsstürmer“ Kepler, der ja ab 1589 in Tübingen studiert hat und später hierher zurückkehrte, um seine der Hexerei bezichtigte Mutter vorm sicheren Tod zu bewahren, rückt wohl auch im Vorfeld seines bald anstehenden 450. Geburtstags im Jahr 2021 immer stärker als Universalgelehrter und Weltbild-Umstürzler in den Mittelpunkt des Interesses. In dem Dokudrama machen aufwendige, computerisierte Bildsequenzen, so verspricht der SWR, „die revolutionären Gedanken Keplers nachvollziehbar, Experten ordnen ein und erklären.“