Der größte unter den kleinsten Filmen des Jahres.

Historias Minimas

Der größte unter den kleinsten Filmen des Jahres.

24.11.2015

Von che

Historias Minimas

Von Robert Altmans „Short Cuts? und einigen seiner Nachfolger wissen wir, dass kleine Alltagsbegebenheiten große emotionale Kraft entfalten können. Auch der Argentinier Carlos Sorin beherrscht die Kunst, durch geschicktes Kombinieren und Parallellisieren dem Unscheinbaren Sinn und Bedeutung zu geben.

Dabei sind die Menschenschicksale in diesen „kleinsten Geschichten? für sich genommen so bedeutungslos, dass man sie, um niemanden vom Kinobesuch abzuschrecken, am liebsten für sich behalten würde. Maria, eine junge Mutter von schlichtem Gemüt, darf an der Glücksrad-Show eines Lokalsenders teilnehmen und gewinnt am Ende ein Schminkköfferchen. Der Greis Don Justo will seinen Hund, der ihm vor Jahren weggelaufen ist, nach Hause zurückholen. Der Vertreter Roberto möchte seiner neuen Flamme imponieren, indem er deren Kind mit einer verwegenen Geburtstagstorte überrascht. Schauplatz ist zunächst ein weltabgewandtes Kaff im Süden Patagoniens, von wo aus die drei unabhängig voneinander in die viele hundert Kilometer entfernte Provinzhauptstadt aufbrechen.

Und wie in jedem Roadmovie ist der Weg, sprich: der Ausbruch aus dem vorgestanzten Leben, das Ziel. Auf ihrer Reise durch eine archaische Wüstenlandschaft erfahren sie viel Herzlichkeit und durchleben einige Enttäuschungen. Sie verheddern sich tragikomisch in ihrem eigenen Planwerk, versinken in Einsamkeit oder verzehren sich in schmerzhaften Erinnerungen. Am Ende sind alle nur ein klitzekleines bisschen glücklicher geworden. Doch das reicht, um uns Zuschauer nachhaltig zu bewegen.

Mit dokumentarisch genauem Blick und viel Melancholie im Gemüt gelingt es Sorin, uns die Ängste, Sehnsüchte und Hoffnungen dieser (von Laien gespielten) Menschen ganz nahe zu bringen. Sein Film ist eine Hommage an die magischen Momente, die auch (oder gerade) einfachstes Leben zum Leuchten bringen können.