Revolutionsfahne als Glanzstück

Historische Fahne der Stadt Freudenstadt hat auch schon anderen Zwecken gedient

Fast wie Phönix aus der Asche wurde die einstige Revolutionsfahne der Freudenstädter von 1854 aus dem Museumsdepot geholt, restauriert und zu neuem Glanz gebracht.

28.11.2015

Von Silvia Lorek

Historische Fahne der Stadt Freudenstadt hat auch schon anderen Zwecken gedient

Freudenstadt. Bürgermeister Gerhard Link präsentierte die historische Freudenstädter Fahne, die später auch als Feuerwehrfahne eingesetzt war, im Schweizer-Saal des Stadthauses. Er betonte den hohen Stellenwert der Fahne mit dem Stadtwappen, den Barben und dem Hirschgeweih mit Lorbeerkranz, als wichtiges Stück Stadtgeschichte. Ihr nun hervorragenden Zustand werde sicher viele Besucher anziehen.

Aufwändig restauriert hat das Fahnentuch die Karlsruher Textilrestauratorin Agnes Krippendorf. Möglich machten das die Spenden der Museumsbesucher, eine Co-Finanzierung der Stadt Freudenstadt und der Landesstelle zur Museumsbetreuung Baden-Württemberg. Die Fahnenfarben sind von den Ursprungsfarben Schwarz, Rot und Gold nach Beige- und hin zu Grüntönen changiert. Dr. Karoline Adler, Leiterin des Kreisarchivs, hatte das verstaubte Museumsstück aus der Versenkung geholt und darüber Nachforschungen angestellt. Ruth Dörschel vom Stadtarchiv, die auch die Vitrine gestaltet hat, wusste Details aus der Zeit der Revolution. 1848, in Zeiten von Hungersnot und Lebensmittelknappheit, forderten die Freudenstädter Bürger mehr Rechte wie Pressefreiheit und Vereinsfreiheit. 1849 zogen 400 Männer aus Freudenstadt, Baiersbronn und Loßburg in Richtung Horb los. Frauen hatten dafür eigens die Revolutionsfahne aus rotem, gelbem und schwarzem Tuch zusammengenäht. Als die Männer bei Grünmettstetten merkten, dass sich ihrem Demonstartionszug niemand mehr anschloss, um gen Stuttgart zu marschieren, gaben sie auf. Es folgten zahlreiche Verhaftungen, nur wenige der Männer konnten nach Amerika oder in die Schweiz fliehen.

Übrig geblieben ist die Revolutionsfahne, die später zur Feuerwehrfahne umgearbeitet wurde. 1884 habe es ein großes Feuerwehrfest zum dreißigjährigen Bestehen gegeben, berichtete Adler. Damals sei die Fahne mit ziemlicher Sicherheit nochmals verschönert worden. Die Vorderseite aus Seide, wie sie heuer zu sehen ist, wurde mit Ölfarbe bemalt und die Rückseite, die den Schriftzug der Feuerwehraufweist, wurde vermutlich später umgearbeitet. So entstand eine zweite, neuere Fahnenseite, mit Tambourstickereien wertvoll verziert. An Fehlstellen wurde neues und passend gefärbtes Gewebe unterlegt.

Um das erneuert Stück noch lange gut zu erhalten, sind einige Vorkehrungen notwendig, wie der Ausschluss von Staubablagerungen, ein Tastschutz und eine abschirmung gegen zu starke Lichteinstrahlung.

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28.11.2015, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 28.11.2015, 01:00 Uhr

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