Hitzige Diskussion um Bauplatz

Wohnungsbau Für Mehrfamilienhäuser soll der Bebauungsplan „Baisinger Weg“ in Ergenzingen geändert werden. Dagegen wehren sich die Anwohner.

06.10.2016

Von Dunja Bernhard

Auf diese grüne Wiese am Eutinger Weg möchte ein Investor vier Mehrfamilienhäuser setzen. Das stört Bewohner des Baugebiets. Bild: Bernhard

Auf diese grüne Wiese am Eutinger Weg möchte ein Investor vier Mehrfamilienhäuser setzen. Das stört Bewohner des Baugebiets. Bild: Bernhard

Der Ergenzinger Investor Johannes Baur möchte im Baugebiet Baisinger Weg auf bislang unverkäuflichen Grundstücken vier Mehrfamilienhäuser bauen. Laut Bebauungsplan sind dort maximal zwei Wohneinheiten pro Gebäude erlaubt. Baur möchte sieben Wohneinheiten in drei Häusern und vier in einem weiteren Gebäude. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen bereits zwei Mehrfamilienhäuser mit vier Wohnungen. Hierfür erteilte die Baubehörde eine Ausnahmegenehmigung. Die erforderlichen Stellplätze will der Investor in einer Tiefgarage unterbringen. Das ist bislang nicht erlaubt. Außerdem überschreiten seine Pläne die im Bebauungsplan festegelegte Firsthöhe bis zu gut einem Meter.

Das Vorhaben macht eine Bebauungsplanänderung nötig. Der Kaufvertrag ist an diese Änderung geknüpft. Ortschaftsrat und Gemeinderat haben dem Vorhaben schon zugestimmt. Am Mittwoch informierten Ortsverwaltung und Rottenburger Bauamt über die Pläne des Investors und die dafür nötigen Änderungen. Über 80 Ergenzinger Einwohner kamen in den Adolph-Kolping-Saal. Die Stimmung im Publikum war von Anfang an hitzig. Etliche Zuhörer meldeten sich schon vor der Präsentation zu Wort.

Der Kaufvertrag sei noch nicht unterschrieben, sagte Baubürgermeister Thomas Weigel auf Nachfrage. „Weil die Rahmenbedingungen noch nicht stimmen.“ Der Investor habe jedoch die Zusage von Ortschaftsrat und Gemeinderat. Die Zuhörer nannten den Informationsabend „eine Abnickveranstaltung“, die „die Bevölkerung beruhigen soll“, und eine „Werbeveranstaltung für den Investor“.

Die an diesem Abend vorgebrachten Argumente könnten auch zu einem Umdenken bei den Entscheidungsträgern führen, versuchte Weigel zu beschwichtigen. Es sei jedoch eine Informationsveranstaltung und keine Bürgerabstimmung. Entschieden werde im Ortsschaftrat und im Gemeinderat. „So funktioniert unser System.“ Bis zur Bebauungsplanänderung seien es viele Schritte: Der Ortschaftsrat müsse sie empfehlen und der Gemeinderat zustimmen. Dann folge die öffentliche Beteiligung und die Beratung der Einwände in den Gremien. Erst danach folge der Satzungsbeschluss zur Änderung im Ortschaftsrat und im Gemeinderat.

Der Investor Johannes Baur hat bereits mit der Vermarktung der Wohnungen begonnen. Das Interesse sei groß, sagt er. Sechs Wohneinheiten seien schon reserviert.

Die Anwohner im Baugebiet Baisinger Weg haben sich zu einer Interessengemeinschaft gegen dieses Projekt zusammengeschlossen. Federführend sind Johannes Urban und Armin Geke. Sie schrieben einen Protestbrief an die Ortsverwaltung und sammeln Unterschriften gegen den Bau der Mehrfamilienhäuser.

Die Anwohner befürchten, dass sich durch die dreigeschossigen Gebäude der Charakter des Wohngebiets ändert. Thomas Weigel entgegnete, dass man nicht über zu wenige Wohnungen klagen und dann dagegen sein könne, wenn welche gebaut werden sollen. „An der Ecke des Baugebiets Baisinger Weg ist das gut möglich.“ Durch die geplanten 25 Wohneinheiten verschlechtere sich die Parksituation, klagten Anwohner. Der Investor baut 13 Parkplätze mehr als gesetzlich vorgeschrieben. „Das größte Parkproblem gibt es in Gebieten mit Einfamilienhäusern“, sagte Weigel.

In Ergenzingen gebe es kaum Wohnungen für junge Leute, sagte Ortsvorsteher Reinhold Baur. Die Nachfrage sei jedoch da. Mit dem Wohnprojekt würden endlich die leerstehenden Grundstücke bebaut.

„Sie sind gewählt, die Interessen der Bürger zu vertreten“, wandte sich eine Zuhörerin an den Ortsvorsteher. Er vertrete jedoch die Interessen des Investors. Das Vertrauen in die Politik schwinde, sagte sie. „Deshalb ist die Stimmung heute Abend so aufgeheizt.“ Johannes Urban fragte: „Warum schützt die Stadt nicht die Einwohner, die schon da sind und sich an Baurecht halten?“

Für Ergenzingen sei der Bau von Wohnungen ein wichtiger Schritt, sagte Weigel. „Weil sie gebraucht werden.“ Jenseits von persönlichen Befindlichkeiten müsse ein Gremium entscheiden. Sonst gäbe es auch keine Autobahn und kein Gewerbegebiet.

Die Präsentation des Abends stellt das Stadtplanungsamt auf die Rottenburger Homepage www.rottenburg.de unter „Ortschaft Ergenzingen“.