Tübingen

Hochachtung?

Bischof Gebhard Fürst appellierte an die Bundesregierung, die von der Sea-Watch 3 aus Seenot geretteten Menschen aus humanitären Gründen aufzunehmen (4. Januar, Rottenburger Seite). Dazu gab es einen Leserbrief von Heiner Norz (9. Januar).

23.01.2019

Von Uwe Brauner, Tübingen

Kanzlerin Merkel habe 2015 „wohlmeinend, aber völlig unüberlegt“ einen Massen-Exodus ausgelöst, urteilt der christliche Sozialwissenschaftler Prof. Manfred Spieker. Wenn das stimmt, sind dann nicht auch gewisse Schlüsse daraus, dass Merkel 2010 den Kalergi-Preis bekam, haltlos? Graf von Coudenhove-Kalergi, der Namensgeber des Preises und Begründer der „Paneuropäischen Bewegung“, schrieb 1925: „Der Mensch der fernen Zukunft wird Mischling sein. Die heutigen Rassen und Kasten werden der zunehmenden Überwindung von Raum, Zeit und Vorurteil zum Opfer fallen. Die eurasisch-negroide Zukunftsrasse, äußerlich der altägyptischen ähnlich, wird die Vielfalt der Völker durch eine Vielfalt der Persönlichkeiten ersetzen.“

Merkel sagte in ihren Dankesworten, diese Auszeichnung sei ihr Ansporn, mit ihrer Arbeit für Europa engagiert fortzufahren. Aber wäre es nicht übertrieben, daraus den Willen zu einer bestimmten Akzentsetzung in ihrer Politik herauszulesen? Und wäre – nur weil Peter Sutherland, UN-Sonderberichterstatter für Einwanderung und Entwicklung, bekennt, die „Homogenität der Völker zerstören“ zu wollen, und EU-Kommissar Timmermanns dazu auffordert, „monokulturelle Staaten auszuradieren“ – die Vermutung, Kalergis Vision würde machtvoll vorangetrieben, nicht geradezu absurd?

Verrieten solche Unterstellungen nicht volkstod-hysterisches Misstrauen gegenüber unseren höchsten Instanzen und ihrer vorzüglichen Hochachtung vor den historisch gewachsenen Nationen und Kulturen Europas?

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Erstellt:
23.01.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 36sec
zuletzt aktualisiert: 23.01.2019, 01:00 Uhr

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