Flugsport

Höherer Beweisdruck in einer Männerdomäne

Zum ersten Mal fand am Samstag das Jahrestreffen der Luftsportlerinnen des baden-württembergischen Luftfahrtverbands auf dem Eutinger Fluggelände statt. Forderung nach Gleichberechtigung wird betont.

23.01.2018

Von Alexandra Feinler

Themen wie Neuerungen für Segelflieger, frauenspezifische Themen und viele weitere behandelten die Luftsportlerinnen des baden-württembergischen Luftfahrtverbands auf dem Fluggelände in Eutingen. Bild: Feinler

Themen wie Neuerungen für Segelflieger, frauenspezifische Themen und viele weitere behandelten die Luftsportlerinnen des baden-württembergischen Luftfahrtverbands auf dem Fluggelände in Eutingen. Bild: Feinler

Aus den Bereichen Segelflug-, Motorflug- und Modellflugsport kamen die Teilnehmerinnen. Beate Rein, Präsidialrätin und Beauftragte für Frauensport im baden-württembergischen Luftfahrtverband, führte in das Programm ein. Referent Walter Eisele informierte die Damen und ihre Begleitung über das Thema Segelflug.

Neue Fallschirme wurden in der Theorie vorgestellt. Da Drohnen auf der Höhe der Segelflugzeuge unterwegs sein können, gelten sie in einigen Bereichen als gefährlich. Marco Strauß stellte den Teilnehmerinnen den Modellbau und das Modellflugzeugfliegen vor. In einer kurzen Zeitreise führte er die Entwicklung der Modellflugzeuge auf, bis hin zur Drohne. Für die Bewirtung sorgte das Flieger-Team um Familie Ertana.

Nur acht Prozent sind weiblich

Zum ersten Mal fand das Jahrestreffen in Eutingen statt, denn einige der in Eutingen stationierten Fliegerinnen hatten sich dafür eingesetzt. „Das Schöne ist, dass man hier erfahrene Luftsportlerinnen, aber auch den Nachwuchs trifft“, freute sich Britta Drohm von der Flugsportgruppe Hanns Klemm Böblingen. Sie hat 2012 angefangen zu fliegen, weshalb sie sich umso mehr auf den Austausch unter ihresgleichen freut. „Die Fachthemen sind sehr interessant, aber vor allem die Workshops sind wichtig. Die bekommt man so sonst nirgends“, sagt sie.

Seit 1989 treffen sich Luftsportlerinnen aus Baden-Württemberg immer an einem anderen Ausrichtungsort, was Brigitta Keller initiiert hatte. Verschiedene Themen werden behandelt, immer wieder gerät der Fokus auf das Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau. Denn der Flugsport sei sehr männerlastig, weshalb nur acht Prozent unter allen Flugsportlern weiblich seien. Lockere Sprüche von Männern gegenüber Frauen seien daher nicht selten. „Jede von uns hat schon Frauenfeindliche Witze ertragen müssen oder wurde dementsprechend von Männern auf dem Fluggelände behandelt“, wissen die Teilnehmerinnen.

Wie groß der Unterschied zwischen männlichen Flugschülern und weiblichen Flugschülerinnen ist, zeigt Fluglehrerin Esther Schmalz aus Dornstetten auf. Sie ist seit rund 20 Jahren Fluglehrerin: „Ich habe schon viele Frauen beobachtet, die anfangs zögerlich und zurückhaltend sind.“ Wenn ihre Ausbildung fortgeschritten sei, würden Frauen oft gegenüber ihren männlichen Vereinskameraden unter Beweisdruck leiden. „Dann gehen viele eine erhöhtes Risiko ein, was gefährlich sein kann. Der Fluglehrer ist dann im Zwiespalt, denn auf der einen Seite will er, dass seine Schüler Initiative zeigen, auf der anderen Seite muss alles sicher sein“, beschreibt Esther Schmalz, wie schnell Missverständnisse entstehen können. Viele Frauen hätten anfangs Schwierigkeiten, Geschwindigkeiten oder räumliches Maß einzuordnen. Dafür hätten ihre Schülerinnen immer besser zuhören können und hätten auch intuitiv gehandelt, was die männlichen nicht so zeigten.

Um eine gute Mischung zu bekommen, müsste man den weiblichen Interessierten die Angst vor dem Fliegen und dem Gerücht „Fliegen sei nur etwas für Männer“ nehmen. „Es gibt viel zu wenig Frauen in Führungspositionen“, merkten die Teilnehmerinnen und richteten den Appell an sich selbst, sich stärker in Vereins-Führungspositionen einzubringen.

Bei den Workshops wurden weitere Themen wie Neuerungen, Wünsche und Anregungen für die zukünftigen Treffen besprochen. „Ich finde das Treffen wichtig, weil man in andere Hallen reinschauen kann und sieht, wie es andere machen“, erklärt Angela Fuchs Kassiererin und Ausbildungsleiterin des Flugsportvereins Rottenburg-Horb-Eutingen. Wie die anderen Teilnehmerinnen konnte sie zahlreiche Impulse mitnehmen und hofft, dass sie diese noch lange auf dem Eutinger Fluggelände anwenden kann.

Zum Artikel

Erstellt:
23.01.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 23.01.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!