Kommentar VfB

Hoffnung statt Spaltung

Wolfgang Dietrichs Bewerbungsrede begann unter Pfiffen und Buhs. Sie endete mit Applaus – und der Wahl zum VfB-Präsidenten. Das war alles andere als selbstverständlich.

10.10.2016

Von WS

Foto: KOENNEKE

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Doch zum einen hat der umstrittene Solokandidat mit einer emotionalen, kämpferischen, aber auch versöhnlichen Rede imponiert. Zum anderen war dem Gros der Klubmitglieder in der Schleyerhalle gestern Abend offenbar nur allzu bewusst, dass ein Durchfallen Dietrichs neues Chaos bedeutet hätte in einer Phase sportlicher Konsolidierung und der leisen Hoffnung auf den direkten Wiederaufstieg.

Dass Dietrich den Anhängern mehr Mitbestimmung im Verein versprach und sich für eine deutlich verstärkte Nachwuchsarbeit einsetzt, brachte ihm zudem wichtige Punkte. Er machte klar: Mir geht es um die Zukunft, den Neubeginn. Damit traf er auf offene Ohren. Sicher kann sich Dietrich sein: Er wird unter besonderer Beobachtung stehen bei seinen Gegnern und auch bei denen, die er (spät) überzeugt hat. Eine krasse Spaltung hat seine Wahl verhindert, auch wenn er nicht alle eint. Es war und bleibt eine Gratwanderung. Die Fehler der Vergangenheit haben die Mitglieder durch die verweigerte Entlastung für Vorstand und Aufsichtsrat abgestraft. Auch Dietrich ist gewarnt. Er betonte: Der Maßstab, an dem er nach vier Jahren gemessen werden will, sei die Art, wie er selbst entlastet werde. Bis dahin ist es lang. Und falls es 2017 nicht wieder hoch in die erste Liga geht, wird das bisher dünne Vertrauen schnell bröckeln.