Home Care

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In dem tschechischen Drama wird eine Krankenschwester von der Diagnose Krebs überrascht.

27.08.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Als mobile Krankenschwester in einer tschechischen Kleinstadt samt ländlichem Sprengel hetzt Vlasta (Alena Mihulová) von früh bis spät von einem Patienten zum nächsten. Endlose Busfahrten, störrische Kranke, abergläubische Angehörige und bissige Hunde vermögen ihr Engagement nicht zu bremsen, doch tatsächlich steht die Um-die-50-Jährige am Rand des Zusammenbruchs. Von ihrem vorwiegend betrunkenen Ehemann hat sie wenig Entlastung zu erwarten, und so bekämpft auch Vlasta ihre Erschöpfung gern mit einem Gläschen Sliwowitz. Dann bekommt sie die Rechnung: Bei einem Klinikbesuch nach einem Verkehrsunfall wird Krebs im Endstadium diagnostiziert. Lebenserwartung: ein halbes Jahr.

Kurioserweise wird der Debüt-Spielfilm von Slávek Horák von dieser Schreckensnachricht an immer lichter bis hin zu komödiantischen und slapstickhaften Passagen. Denn nach und nach wird Vlasta klar, dass sie sich in der verbleibenden Zeit vor allem um ihr eigenes Wohlergehen zu kümmern hat – was nicht ganz einfach ist, wenn man sein Leben lang nur für andere da war.

Der Regisseur schildert diese Entwicklung nicht mit großem emanzipatorischem Pathos, sondern als Sammelsurium vorsichtiger, gern auch ungelenker Tastversuche in ein selbstfürsorgliches Leben hinein. Kann Vlasta ihrem Süffelgatten auf dessen alten Tage vielleicht doch noch etwas Zärtlichkeit abringen? Wird ein Tanzkurs ihr zu spätem Glück verhelfen? Nimmt eine Freundin wirklich an ihrem Schicksal Anteil oder will sie Vlasta bloß in eine esoterische Sekte locken?

Entlang solcher Fragen hält der Film souverän die Balance zwischen dem bitteren Ernst der Lage und ihren amüsanten Begleiterscheinungen. Ein Wunder ist das nicht: Die Tragikomik des Alltags war schon immer eine große Spezialität des tschechischen Kinos.

Den Tod vor Augen beginnt eine Frau mit dem Leben – serviert mit typisch tschechischer Tragikomik.