Kriminalität

Horb XY ungelöst

Totschlag, Giftköder, Vergewaltigung: Horb machte im vergangenen Jahr mit mehreren schweren Straftaten auf sich aufmerksam. Bei zweien läuft derzeit der Gerichtsprozess, andere sind noch immer ungeklärt.

13.03.2018

Von Fabian Schäfer

Der Horber Realmarkt wird im Juli 2017 zum Schauplatz einer blutigen Auseinandersetzung. Ein Mann stirbt. Im März dieses Jahres begann der Prozess gegen den Täter, der am Donnerstag fortgesetzt wird.Archivbild: Schäfer

Der Horber Realmarkt wird im Juli 2017 zum Schauplatz einer blutigen Auseinandersetzung. Ein Mann stirbt. Im März dieses Jahres begann der Prozess gegen den Täter, der am Donnerstag fortgesetzt wird.Archivbild: Schäfer

Mit 1142 Straftaten im Jahr 2016 war Horb laut Kriminalitätsbericht der Polizei eine der sichersten Städte im Landkreis Freudenstadt sowie im ganzen Bundesland. Dennoch geschahen in der Neckarstadt in den vergangenen Monaten mehrere Verbrechen, die aufgrund ihrer Schwere auch über die Kreisgrenzen hinaus für Aufregung sorgten. Die SÜDWEST PRESSE blickt zurück und hakt nach.

Messerattacke vor Horber Real: Der wohl aufsehenerregendste Kriminalfall des vergangenen Jahres in Horb ereignete sich am 13. Juli: Gegen Mittag sticht ein 30-Jähriger im Horber Realmarkt nach einem Streit auf seinen Kontrahenten ein. Das Opfer überlebt die Tat nicht, der Täter kann noch im Laden festgenommen werden. Anfang März 2018 beginnt der Prozess gegen den Mann am Rottweiler Landgericht. Ihm wird Totschlag vorgeworfen, doch das Gericht geht auch von einer psychischen Krankheit und einer damit einhergehenden, verminderten Schuldfähigkeit des Mannes aus. Ein Gutachter diagnostizierte ihm Paranoide Schizophrenie und nannte ihn „brandgefährlich“ (die SÜDWEST PRESSE berichtete mehrfach).

Am Donnerstag sollen Verteidigung, Nebenklage und Staatsanwaltschaft ihre Plädoyers vortragen. Die Urteilsverkündung ist für den kommenden Montag, 19. März (14 Uhr), angesetzt.

Schlägerei in „Sues Salatschüssel“: Im Juni 2016 greift ein 31 Jahre alter Horber in der Gaststätte „Sues Salatschüssel“ im Heiligenfeld scheinbar grundlos einen 68-Jährigen an. Wie die Polizei im Nachhinein errechnet, hat der Täter 3,4 Promille im Blut, als er das Opfer mit der Faust schlägt und dessen Gesicht mehrfach gegen einen Heizkörper knallt. Ermittlungen ergeben, dass die Ehefrau des Täters ein halbes Jahr vor der Tat eine Affäre mit einem Mitarbeiter von „Sues Salatschüssel“ hatte. Allerdings handelte es sich hierbei nicht um den 68-Jährigen, der nach polizeilichen Erkenntnissen einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Ende Februar dieses Jahres verurteilte das Horber Amtsgericht den Täter wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis – ohne Bewährung. Wie die Staatsanwaltschaft Rottweil bestätigt, hat der Angeklagte Berufung eingelegt. Er hat nun einen Monat Zeit, diese zu begründen. Dann würde der Fall an das Landgericht Rottweil übergehen.

Sexuelle Übergriffe beim Mini-Rock-Festival: Insgesamt fünf Straftaten mit sexuellem Hintergrund werden nach dem Ende des 13. Horber Mini-Rock-Festivals im vergangenen August angezeigt, darunter ein Fall, bei dem eine junge Frau mutmaßlich zum Sex gezwungen wurde. Der Vorfall wird im Nachhinein auf einen sexuellen Übergriff abgestuft. Die Mini-Rocker beziehen klar Stellung: „Verpisst Euch, wenn ihr die Grenzen eurer Mitmenschen nicht akzeptiert. Wir wollen euch nicht mehr auf unserem Festival, wenn ihr die sexuelle Selbstbestimmung anderer verletzt, klaut, randaliert und euch daneben benehmt“, hieß es in einer Mitteilung.

Die Kriminalpolizei ermittelt äußerst umfangreich – jedoch ohne Ergebnis. „Der Täter konnte nicht gefunden werden. Daher wurden die Ermittlungen nun eingestellt“, erklärt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE am Montag.

Giftköder-Vorfall in Mühlen: Der Mops „Charly“ stirbt Mitte Februar in einer Tierklinik, nachdem er während eines Spaziergangs vermutlich einen Giftköder frisst. Abends bekommt der Mops Krampfanfälle, die Halterin bringt ihn in die Tierklinik Baiersbronn. Dort stirbt der Hund trotz Gegengift. Kurz darauf werden in Horb Zettel ausgehängt, die von einem weiteren Vorfall in Nordstetten berichten. Wie sich später herausstellt, gab es diesen wohl nie. Die Horber Polizei ermittelt derzeit noch. Erst vor einem guten Monat hatte ein Hund in Wittlensweiler schwere Verletzungen davon getragen, nachdem er mit Rattengift versetzte Fleischbällchen gefressen hatte.

Autokratzer verurteilt

In Atem gehalten hat die Horber Polizei lange Zeit der sogenannte „Autokratzer“ von Nordstetten, der zwischen Mai 2016 und Juli 2017 insgesamt 30 000 Euro Sachschaden an Autos verursacht hatte. Zudem wurde ihm bei seinem Prozess Ende Februar Beleidigung und Körperverletzung vorgeworfen. Der 35-Jährige wurde zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Er wird in die Forensische Psychiatrie eingewiesen und bleibt dort untergebracht, bis „von ihm keine Gefahr mehr für die öffentliche Sicherheit ausgeht“, hieß es.