Zuschlag für Freudenstadt

Horb geht beim Wettbewerb um den Hochschulcampus Nordschwarzwald leer aus

Für den Horber Oberbürgermeister ist es eine bittere Nachricht, für den Freudenstädter ein „Sechser im Lotto“: Der neue Hochschulcampus im Landkreis soll nämlich nach Freudenstadt kommen. Der Verein Hochschulcampus Nordschwarzwald favorisiert eindeutig den Standort im Westkreis aufgrund des „guten Gesamtkonzepts und dessen Ausbaumöglichkeiten“.

09.04.2016

Von Dagmar StepperVincent Meissner

Hier, ganz in der Nähe des Freudenstädter Hauptbahnhofs, soll der künftige Hochschulcampus Nordschwarzwald entstehen.Bild: gen

Hier, ganz in der Nähe des Freudenstädter Hauptbahnhofs, soll der künftige Hochschulcampus Nordschwarzwald entstehen.Bild: gen

Kreis Freudenstadt. „Wir haben uns die Standortentscheidung nicht leicht gemacht“, teilt Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der IHK Nordschwarzwald und Vorstandsmitglied des Vereins Hochschulcampus Nordschwarzwald, gestern Nachmittag in einer Pressererklärung mit. Freudenstadt und Horb hatten sich beide als Hochschulcampus-Standort für einen Maschinenbau-Masterstudiengang empfohlen. Freudenstadt geht nun als Gewinner daraus hervor.

Dabei hatte Oberbürgermeister Peter Rosenberger früh für Horb geworben. Offensiv betrieb er den Wettbewerb – beispielsweise beim Neujahrsempfang der Stadt Horb – und pries die Hohenberg-Kaserne als optimalen Campusstandort.

Freudenstadt Stadtoberhaupt Julian Osswald hielt sich dagegen eher im Hintergrund. Nun ist die Freude umso größer: „Das ist ein Quantensprung für Freudenstadt“, sagte er gestern. Sein Vorgänger hätte sich 16 Jahre lang vergeblich um eine Hochschule bemüht. Er selbst sei seit sechs Jahren an dem Thema dran. Nun beflügelt ihn die klare Aussage des Vereins Hochschulcampus Nordschwarzwald: In der Pressemittelung steht, dass „der Standort in Freudenstadt aufgrund des sehr guten Gesamtkonzeptes und dessen Ausbaumöglichkeiten klar präferiert werde“.

In Freudenstadt soll ein Areal in der Nähe des Hauptbahnhofs zu einem Studien- und Forschungszentrum in mehreren Stufen zu einem Außencampus der Universität Stuttgart entstehen. Ein vorhandenes Gebäude soll ausgebaut werden, peu à peu sollen weitere Module – wie beispielsweise für die Laborhalle oder das Studentenwohnheim – dazukommen. Noch in diesem Jahr kann der Campus eröffnet werden.

Dieses module Konzept und die gute Anbindung an die Schiene sind für Osswald die Vorteile des Westkreises. So sehen es auch die Unternehmen wie Schmalz und Fischer, die den Verein initiiert haben und Gelder für die Ausstattung des Hochschulcampus’ zur Verfügung stellen. Für den Campusstandort in Freudenstadt spreche nicht nur das exzellente Konzept und die modernen Wohnmöglichkeiten für die Studierenden, sondern auch die unmittelbare Lage am Hauptbahnhof und die sehr gute Erreichbarkeit der Innenstadt, heißt es in der Mitteilung. Das Fazit: „Die Unternehmer sind sich darin einig, dass die Argumente daher mehr für Freudenstadt als Standort sprechen.“

Horbs OB Rosenberger bekam gestern Vormittag Besuch von IHK-Hauptgeschäftsführer Keppler, der ihm in einem kurzen Gespräch mitteilte, dass Freudenstadt den Zuschlag bekommt. „Wir sind schon einiges gewohnt“, sagte Rosenberger im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE mit hörbarer Bitterkeit in der Stimme. Intern habe es bei der Stadtverwaltung bereits Witzchen gegeben, berichtet der OB, wie die Argumentation der Entscheider wohl diesmal aussieht, dass wieder mal ein Infrastruktur-Projekt nicht nach Horb kommt. „Wir wissen, wie solche Themen in den vergangenen Jahrzehnten liefen“, sagt der OB.

Für die Stadt sei es schade, dass Horb eine Abfuhr erhalten habe, sagt Rosenberger. „Aber was mich besonders stört, ist, dass es keine klare Begründung gibt, warum der Hochschulcampus nach Freudenstadt kommt. Inhaltlich wurde mit uns bis jetzt nichts besprochen.“ Horb habe mit seinem Vorschlag alle Kennzahlen, die von den Initiatoren gefordert wurden, abgedeckt. Deshalb sei für ihn nun wichtig, zu erfahren, woran es lag. „Warum die Geheimniskrämerei um dieses Projekt?“, fragt Rosenberger. „Vielleicht ist die Planung in Freudenstadt ja so gigantisch, dass es sich lohnen würde, sie öffentlich zu präsentieren“, sagt er mit sarkastischem Unterton. „Aber so ist das Ergebnis der Präsentation leider nicht sehr vertrauenserweckend.“

Rosenberger ärgert auch die Geheimhaltungs-Taktik der Unternehmer und der IHK: „Bis Donnerstag wurde uns signalisiert, dass das entscheidende Gespräch noch nicht stattgefunden habe. Nun sieht es so aus, als sei dieses schon vor Ostern gewesen.“ Deshalb fragt Rosenberger: „Warum war man mit uns nicht offen und ehrlich?“

Am Montag ist ein Gespräch mit Dr. Kurt Schmalz geplant, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Schmalz GmbH in Glatten und Vorsitzenden des Campus-Vereins. Dann hofft Rosenberger Antworten auf seine Fragen zu bekommen.