Katholizismus

Horber Kolpingler kritisieren Abkehr von der Kirchenleitung

Die Kolpingsfamilie Horb fühlt sich von der Solidaritätsadresse des Diözesanvorstands an innerkirchliche Reformbewegungen überrumpelt.

28.06.2022

Von Willy Bernhardt

Spätestens seit der jüngsten, sehr gut besuchten Mitgliederversammlung der Horber Kolpingsfamilie am Sonntag im katholischen Gemeindezentrum auf dem Hohenberg ist die „Maria 2.0“-Diskussion über Reformbewegungen innerhalb der katholischen Kirche auch in Horb angekommen. Der Horber Diakon Klaus Konrad und später einstimmig bestätigte Kolping-Präses hatte vorausschauend genügend Ausdrucke einer aktuellen Nachricht des Kolping-Diözesanverbandes Rottenburg-Stuttgart für die Mitglieder der Horber Kolpingsfamilie ausgelegt, damit sie sich über das vom Diözesanvorsitzenden Eberhard Vogt, Diözesanpräses Walter Humm und Dr. Claudia Hofrichter, der geistlichen Leiterin des Diözesanverbandes gemeinsam unterzeichnete Schreiben informieren konnten.

Die Veröffentlichung des Diözesanvorstandes enthält unter anderem folgende Passage: „Als traditionsreicher katholischer Verband mit rund 12000 Kolpinggeschwistern sind wir in Sorge um die Sendung der Kirche in der Welt von heute. Als Diözesanvorstand des Kolpingwerks Rottenburg-Stuttgart solidarisieren wir uns mit: den Forderungen des Synodalen Weges; dem Anliegen der Bewegung Out in Church. Für eine Kirche ohne Angst; dem Anliegen des Konzils von unten und der Bewegung Maria 2.0.“

Dagegen regt sich innerhalb des Diözesanverbandes heftiger Unmut. Viele Kolpingsmitglieder teilen diesen Standpunkt nicht und kritisierten es scharf, dass Vogt, Humm und Hofrichter ihre Vorsitzenden-Meinung zum Thema „Maria 2.0“ als Meinung des Verbandes darstellten.

Der Vorstand darf sich nicht im Namen des Verbands äußern

Horbs Kolpingsvorsitzender Christof Kreidler stellte den Mitgliedern die Position der Horber Kolpingsführung dar, die er am selben Tag noch dem Diözesanvorstand des Kolpingswerks Rottenburg-Stuttgart per Mail zukommen ließ. Darin schreiben Kreidler und sein neuer Vorsitzender-Kollege Klaus Angster: „Wir Mitglieder der Kolpingsfamilie Horb am Neckar wollen zu eurer Stellungnahme im Heft 2/2022 dahingehend antworten, als zwar die Solidarisierung für eine Kirche von morgen auch uns allen wichtig ist, dass aber der Diözesanvorstand, was die angegebenen Themen betrifft, nicht für alle Kolpingsmitglieder sprechen kann und sich einseitig auf die Seite der Kirche von unten oder von Maria 2.0 festgelegt hat, also weg von der Kirchenleitung bzw. von Rom. Es kann nicht sein, dass unser Kolpingwerk bzw. der Diözesanverband als Plattform für persönliche Meinungen bzw. die des Vorstandes herhalten muss.“

Kreidler und Angster gehen sogar noch einen Schritt weiter: „In eurer Stellungnahme heißt es in der Überschrift, dass der Diözesanverband und nicht der Diözesanvorstand sich mit den Reformbewegungen in der Katholischen Kirche solidarisiert hat. Es hätte klar und deutlich heißen müssen: der Diözesanvorstand. Was die angegebenen Themenbereiche betrifft, ist die Gesamtkirche gefragt, das heißt der eingeschlagene synodale Weg in Deutschland wir mit Rom von den Kirchenleitungen abgestimmt werden. Wir fordern euch zur Berichtigung bzw. Revidierung auf und erwarten eine Antwort bis spätestens 31. Juli 2022.“ Zur Begründung wurde angeführt, dass es keinen Meinungsbildungsprozess gegeben habe und weder die Diözesanversammlung, noch die Bezirke, noch die Kolpingfamilien einbezogen worden seien.

In der Folge wurde zwar eifrig diskutiert, eine Abstimmung über den Inhalt des Schreibens von Vogt, Humm und Hofrichter kam indes nicht zustande. Zu verschiedenen waren auch Meinungen der Horber Kolpingler. Karl Bertsch junior etwa sprach von einem „dicken und komplexen Paket“; der Kolping-Bezirksvorsitzende Manfred Schäfer meinte, weiter „Stachel“ sein zu müssen. Guido Daltoe formulierte knapp, „dass sie damit nicht für alle sprechen“ und Franziska Fais plädierte dafür, „den Brief umzuformulieren“.

Ihr Vater Klaus Konrad indessen wollte nicht ausschließen, dass es sich bei der Überschrift dieser „Stellungnahme“ des Diözesanvorstandes vielleicht sogar um einen „redaktionellen Fehler“ gehandelt habe und die Begriffe „Diözesanverband“ und „Diözesanvorstand“ verwechselt worden sein könnten.

Die Versammlung folgte einstimmig Konrads Vorschlag, zu einem Info-Abend in Horb mit einem Diözesanvertreter einzuladen, um die Diskussion unter neuen Gesichtspunkten weiterzuführen.

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Erstellt:
28.06.2022, 17:56 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 50sec
zuletzt aktualisiert: 28.06.2022, 17:56 Uhr

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