Stadt Horb kündigt Mietverträge für Innenstadt-Parkhaus

Horber Parkhaus „Innenstadt“ muss saniert werden

Das Horber Parkhaus „Innenstadt“ wird ab Ende Juni für Sanierungsarbeiten geräumt. Die Stadt kündigt alle bestehenden Mietverträge mit den Stellplatzmietern.

19.06.2018

Von Maik Wilke

Horber Parkhaus „Innenstadt“ muss saniert werden

Es sind äußerlich nur kleine Schäden, aber diese haben verhältnismäßig große Auswirkungen: Die Beschichtung des Betons im Horber Parkhaus „Innenstadt“ in der Neckarstraße gegenüber des Polizeireviers ist stark verschlissen, eine aufwendige Sanierung nötig. Aufwendig deshalb, weil das Parkhaus für die Ende Juni beginnenden Arbeiten teilweise gesperrt werden muss, etwa die Hälfte der Stellplätze fallen weg. Die Betroffenen: die Stellplatzmieter. Denn alle bestehenden Mietverträge werden zum 30. Juni gekündigt.

Diese Nachricht wurde den Mietern städtischer Stellplätze vor zwei Wochen in einem Schreiben der Horber Stadtwerke mitgeteilt. In diesem wird erklärt, dass die Fahrbahnbeschichtung im Parkhaus abgetragen wird. „Während der Sanierungszeit, und diese wird einige Monate einnehmen, ist das Parkhaus nur eingeschränkt nutzbar.“ Weil nur ein Teil der 195 Stellplätze zur Verfügung stehen, sehen sich die Stadtwerke beziehungsweise die Stadtverwaltung Horb gezwungen, die bestehenden Mietverträge zu kündigen. Für Frauen und Männer, die in der Innenstadt arbeiten und mit dem Auto anfahren, heißt es also: Alternativen suchen.

Diese könnten die freien Parkplätze an der Dualen Hochschule (DH) oder die im Parkhaus Bahnhof sein. Doch die größere Strecke ist nicht nur nervig, sondern für manche eine echte Erschwernis im Alltag. Roswitha Eiseler fallen lange Wege zu Fuß aufgrund einer Krankheit schwer. „Täglich von der DH zu meinem Büro in der Schillerstraße zu laufen, ist für mich nur unter großen Anstrengungen machbar – wenn überhaupt.“ Sie hat daher schon vor zwei Wochen, kurz nachdem sie das Schreiben der Stadtwerke erhalten hat, bei diesen angerufen, um eine Sondergenehmigung zu beantragen. Bislang vergeblich. „Ich musste vergangene Woche nochmal hinterhertelefonieren, erst diese Woche sei die richtige Ansprechpartnerin wieder im Haus.“ Ihre Hoffnungen, weiterhin einen Stellplatz nahe der Arbeitsstelle zu haben, sei aber „gering“.

Stahlverstärkungen angegriffen?

Zwar können (ehemalige) Stellplatzmieter ihr Fahrzeug theoretisch weiter im Innenstadt-Parkhaus abstellen, doch dort dürften die Plätze nun deutlich schneller ausgehen. Zunächst werden die Parkebenen 4 bis 6 für die Entfernung der verschlissenen Beton-Beschichtung gesperrt, im zweiten Abschnitt dann die Parkebenen 1 bis 3. Die Zufahrt ist folglich ebenfalls eingeschränkt, „man wird aber immer entweder von unten oder oben zu- und ausfahren können, um die nutzbaren verbleibenden Parkplätze zu erreichen“, erklärt die Horber Stadtverwaltung auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE.

Festgestellt wurden die Schäden im vergangenen September, als das Parkhaus gereinigt und gewartet wurde. Dabei wurden die einzelnen Ebenen punktuell auf Korrosionsschäden durch in den Beton eingedrungenes, salzhaltiges Tauwasser untersucht. „Da die Beschichtung, die Schutz vor dem Tauwasser bieten soll, nach nunmehr 19 Jahren teilweise stark verschlissen ist, musste eine Erneuerung geplant werden“, erklärt die Stadtverwaltung. Auch die Säulen seien beschädigt; die Decken müssten, so die vorsichtige Aussage der Stadt Horb, nicht erneuert werden. Zumindest vorerst.

Denn die bisher angekündigte Sanierung der Beschichtung könnte nur ein erster Schritt sein: Sollten die Chloride schon so tief in den Beton eingedrungen sein, dass an dem tragenden Stahl Korrosionsschäden in den kommenden Jahren entstehen könnten, müsse über eine flächendeckende Sanierung in den betroffenen Ebenen nachgedacht werden. Ob das nötig ist, soll eine Potenzialfeldmessung, eine Methode, um Korrosion an Stahlbetonbauteilen festzustellen, zeigen. „Sobald diese Messung erfolgt ist, kann über den weiteren zeitlichen Ablauf und die Nutzung dieser Ebenen entschieden werden. Teilweise wird jedoch der Gefällebeton ausgebaut und die mit Chloriden belastete Betonschicht abgestrahlt und erneuert werden müssen“, erklärt die Verwaltung. Ob dabei auch Teile der Bewehrung zu behandeln sind oder ausgebessert werden müssen, sei ohne das Ergebnis der Messung nicht zu sagen. Man gehe jedoch davon aus, dass dies in einigen Bereichen erfolgen wird. „Nur so kann gewährleistet werden, dass nach einer Erneuerung der Beschichtung keine weiteren Schäden in der Tragkonstruktion entstehen und somit die Standsicherheit des Gebäudes gewährleistet ist.“

Die Entfernung der Beschichtung kostet etwa 54000 Euro. Wie viel Geld die Stadt Horb für eine tiefere Sanierung investieren muss, könne laut Verwaltung erst beziffert werden, sobald das Ergebnis der Potenzialfeldmessung vorliegt.

Roswitha Eiseler und viele weitere Arbeitnehmer müssen jedenfalls – egal, was bei der Untersuchung rauskommt – für längere Zeit auf weiter von der Innenstadt entfernte Parkplätze ausweichen. Oder auf die öffentlichen Verkehrsmittel. Erst wenn die Sanierungsarbeiten vollständig abgeschlossen sind, wird ihnen seitens der Stadt angeboten, wieder dauerhaft einen Stellplatz zu mieten.

Wer noch steht, wird abgeschleppt

Sollten Fahrer ihr Autozum Start der Sanierungsarbeiten noch auf einem betroffenen Stellplatz geparkt haben, würde der Eigentümer von der Stadtverwaltung zunächst in einem Schreiben daraufhingewiesen werden, den Bereich so schnell wie möglich zu räumen. Reagiert der Besitzer nicht, wird das Auto kostenpflichtig abgeschleppt, dem Besitzer droht eventuell eine Behinderungsanzeige der Baufirma.

Der Beton ist angefressen – manch ein Autofahrer auch

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Erstellt:
19.06.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 25sec
zuletzt aktualisiert: 19.06.2018, 01:00 Uhr

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