Mehr sauberer Strom

Horber Stadtwerke bauen kontinuierlich die regenerative Energiesparte aus

Die Stadtwerke waren einmal dazu da, die Bürger mit Wasser zu versorgen. Inzwischen ist es ein Millionenbetrieb mit mehreren Sparten. In Horb spielt die Energiesparte eine immer größere Rolle: Denn sie ist eine wichtige Drehscheibe für die klimaneutrale Kommune, die sich die Stadt bis 2050 auf die Fahnen geschrieben hat.

05.04.2016

Von Dagmar Stepper

Das Flusskraftwerk an der Inselspitze ist einer der sauberen Energielieferanten von Horb und ein wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zur klimaneutralen Zone. Bild: bbm

Das Flusskraftwerk an der Inselspitze ist einer der sauberen Energielieferanten von Horb und ein wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zur klimaneutralen Zone. Bild: bbm

Horb. Seit 21 Jahren arbeitet Eckhardt Huber bei den Stadtwerken Horb. 1995 wurde er angestellt, weil der Umbau und die Erweiterung der Klärwerke anstanden. Vor zwei Jahrzehnten war die Wasserversorgung das zentrale Thema von den Stadtwerken. Das hat sich gehörig gewandelt. An Huber lässt sich dieser Wandel gut beobachten: Heute sind die Stadtwerke in acht Eigenbetriebe aufgeteilt (siehe Infokasten). Davon nimmt die Energieversorgung ein immer größerer Raum ein. „Früher hatte ich andere Aufgaben“, drückt es Huber auf seine schwäbisch-bescheidene Art aus. Darüber lacht Oberbürgermeister Peter Rosenberger. Eckardt Huber ist für ihn der „Mister Stadtwerke“.

Mit für den Wandel verantwortlich sind die Strommarktdezentralisierung- und liberalisierung, die 1998 in Deutschland aufgrund von EU-Bestimmungen begannen. Damit konnten auch Kommunen zu Stromanbietern werden. In Horb wurde die Idee zehn Jahre später aufgegriffen. Hier kommt Rosenberger ins Spiel, der damals noch Bürgermeister in Horb war. Ein Jahr später wurde er zum Oberbürgermeister gewählt: Die Sparte „Energieversorgung“ ist somit auch eines seiner Babys. Denn Horb hatte sich schon früh das Ziel der Klimaneutralen Kommune gesetzt. 2010 beteiligte sich die Stadt an einem Landeswettbewerb und war erfolgreich: Sie war unter den ersten neun Kommunen in Baden-Württemberg. Bis 2050 soll die Klimaneutralität Realität werden und alle 8000 Vier-Personen-Haushalte in Horb mit regenerativen Energien versorgt werden.

Die Stadtwerke spielen dabei eine gewichtige Rolle. Eins der ersten Projekte war das Flusskraftwerk auf der Inselspitze, das 5,5 Millionen Euro gekostet hat. Es ist ein Gemeinschaftswerk der Stadtwerke Tübingen und der Stadt Horb, die dafür Ende 2009 die „Energie Horb Gmbh“ gegründet haben. Das Kraftwerk wurde 2011 kurz vor der Gartenschau in Betrieb genommen und versorgt 600 Vier-Personen-Haushalte mit Strom. Derzeit halten die Tübinger eine Zwei-Drittel-Mehrheit an der gemeinsamen GmbH, Horb würde gerne seinen Anteil auf 51 Prozent aufstocken. Das wäre der Stadt 600 000 Euro Wert. Auch von einem eigenen Horber Stom-Label träumt man hier. „Das ist unser erklärtes Ziel“, sagt OB Rosenberger.

Ein weiterer Schritt zur klimaneutralen Kommune ist der Solarpark Reute in Nordstetten, der seit Juni 2012 umweltfreundlichen Strom liefert. Auch er firmiert unter der Energie Horb GmbH. 3,5 Millionen Euro wurden investiert, der sieben Hektar große Solarpark versorgt rund 800 Vier-Personen-Haushalte mit Strom. „Wir haben mit Sonne und Wasser so zwei Standbeine“, sagt Rosenberger. „Die sich sehr gut ergänzen“, meint Huber. Etwas vereinfachend gesagt: Wenn mal die Sonne nicht scheint, fließt dafür das Wasser. Aber auch die Laufzeiten sind unterschiedlich. Die Investitionen beim Flusskraftwerk sind höher, dafür kann es über 50 Jahre Strom liefern. Bei der Fotovoltaik-Anlage sind es wohl nur 20 Jahre.

Im vergangenen Jahr kam noch die Biomasseheizkraftwerk auf dem Kasernen-Gelände hinzu. Das bestehende Holzhackschnitzelkraftwerk wurde ausgebaut und kann so nicht nur Wärme, sondern auch Strom liefern. 3,2 Millionen flossen in dieses Projekt, das rund 750 Haushalte versorgt.

Ein großer Wermutstropfen bleibt: die Windkraft. 2013 wurde die Windpark-Pläne im Großen Hau abgelehnt. Ein neuer Vorstoß im Frühjahr 2015 scheiterte am Votum des Gemeinderats, der sich gegen die Suche nach neuen Standorten aussprach. „Mit der Windkraftanlage hätten wir es geschafft, alle Horber mit regenerativem Strom zu versorgen“, betont Rosenberger. Auch ein Jahr später ist ihm das Unverständnis noch anzusehen. „Doch die Entscheidung ist gefallen, Nachweinen bringt nichts“, sagt Rosenberger. Die Stadt will sich jetzt bei anderen Windpark-Anlagen in Deutschland beteiligen. „Aber innerlich zerreißt es mich trotzdem“, gibt er zu,

Ansonsten ist man mit der Bilanz zufrieden. Rund 20 Millionen Euro wurden und werden in die Erzeugung von regenerativen Energien investiert. Rosenberger lobt den Gemeinderat dafür – denn dieses Geld muss schließlich vorfinanziert werden. Und auch im laufenden Jahr sind Projekte – wenn auch in kleinerem Maßstab – geplant. So soll in diesem Jahr ein lokales Energieversorgungsnetz für die Horber Weststadt entstehen. Langsam aber sicher komme man in die Gewinnzone, sagt Huber. Der Plan sei, mittelfristig mit Überschüssen der Energiesparte andere städtische Ausgaben zu finanzieren, so Rosenberger.

Stadtwerke-Leiter Eckhardt Huber hat heute dank der Energiesparte vielfältigeAufgaben.Bild: Kuball

Stadtwerke-Leiter Eckhardt Huber hat heute dank der Energiesparte vielfältige Aufgaben. Bild: Kuball

Der Eigenbetrieb Horb in Kürze

Der Eigenbetrieb Horb umfasst acht Betriebszweige: Wasserversorgung, Fernwärmeversorgung, drei Parkhäuser, Industriegleis, Energieversorgung und Datennetze. Als Eckardt Huber 1995 bei den Stadtwerken anfing, war es fast im Grunde ein Ein-Mann-Betrieb, die Wasserversorgung war die Hauptaufgabe. Inzwischen hat die Energieversorgung immer mehr an Gewicht gewonnen. 20 Millionen Euro investiert Horb in diesem Bereich, die Stadtwerke beschäftigen inzwischen 15 Mitarbeiter. 2016 sollen die Stadtwerke in die Gewinnzone kommen. Bei der Energieversorgung rechnet OB Peter Rosenberger in fünf Jahren mit einer schwarzen Null. Auch in die Datennetze investiert die Stadt. „Die Breitbandversorgung ist zur Pflichtaufgabe der Kommunen geworden“, kritisiert Rosenberger. Denn eigentlich sei das schnelle Internet eine Aufgabe von Bund und Land. Dass die Stadt 2006 das Stromnetz für die nächsten 20 Jahre an die EnBW (inzwischen Netze BW) vergeben hat, ärgert Rosenberger heute: „Das würde man heute nicht mehr machen“, ist er sich sicher.