Der Zwist um die Hochschule

Horbs OB Rosenberger ärgert sich über die Absage / Widerspruch aus Freudenstadt

Auch Fünf Tage nachdem Freudenstadt den Zuschlag für den Hochschul-Campus-Standort im Landkreis bekommen hat, ist die Enttäuschung des Horber Oberbürgermeisters, Peter Rosenberger, noch nicht verflogen. Beim gestrigen Pressegespräch verteilte das Stadtoberhaupt mehrere Spitzen – die Freudenstadts OB Julian Osswald aber als „völlig aus der Luft gegriffen“ bezeichnet.

13.04.2016

Von fabian schäferdagmar stepper

In diesem Gebäude auf dem Kasernengelände hätte die Stadt Horb gerne den Hochschul-Campus untergebracht. Doch die Träume platzten jäh am Freitag als bekannt wurde, dass Freudenstadt den Zuschlag erhält. Bild: Kuball

In diesem Gebäude auf dem Kasernengelände hätte die Stadt Horb gerne den Hochschul-Campus untergebracht. Doch die Träume platzten jäh am Freitag als bekannt wurde, dass Freudenstadt den Zuschlag erhält. Bild: Kuball

Horb. Eigentlich wolle man der Stadt Freudenstadt gerne dazu gratulieren, dass sie den Zuschlag für den Hochschul-Campus Nordschwarzwald erhalte habe, erklärte Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger während eines Pressegesprächs am gestrigen Dienstag. Es sei ein gutes und richtiges Projekt für den Landkreis. „Wir sind jedoch sehr enttäuscht und fast schon brüskiert darüber, dass wir bis heute nicht wissen, wo in Freudenstadt das Projekt geplant ist“, sagte Rosenberger. Das Horber Konzept auf dem Kasernen-Gelände sei als „interessant und spannend“ bezeichnet worden, das Freudenstädter jedoch als besser. Dass dieses bislang allerdings noch nicht öffentlich gemacht wurde, obwohl das Projekt ursprünglich als „offener Wettbewerb“ proklamiert wurde, sorgt für Unverständnis in Horb. „Ob Freudenstadt wirklich die bessere Wahl ist, daran habe ich seit heute Morgen meine Zweifel“, erklärte Rosenberger.

Freudenstadts OB:

„Keine Absprache“

Im November habe Landrat Dr. Klaus Michael Rückert die Suche nach einem passenden Standort im Landkreis offiziell bekanntgegeben. Die Stadt Horb meldete damals bereits großes Interesse an. Im Dezember hat der Verein Hochschulcampus Nordschwarzwald – der von Unternehmern aus der Region initiiert und überwiegend finanziert wird – eine E-Mail mit dem Anforderungskatalog an Freudenstadt und Horb verschickt. „Wir haben dann direkt losgelegt und am 19. Januar bereits eine erste Skizze vorgelegt“, berichtet Rosenberger. Daraufhin habe man bis Anfang April nichts mehr gehört und sich deshalb selbst an die Initiatoren gewandt. „Wir haben Ihnen mitgeteilt, dass wir unser Konzept gerne nachjustieren würden und den neuesten Feinschliff präsentieren wollen“, erklärte der Oberbürgermeister.

Am Montag der vergangenen Woche sei dann mit Martin Keppler, IHK-Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied des Campus-Vereins, ein Termin für Freitag vereinbart worden. „Uns wurde jedoch weder gesagt, dass wir nicht mehr weiter an dem Konzept zu arbeiten brauchen, noch, dass schon eine Entscheidung getroffen sei“, ärgert sich Rosenberger. Man sei davon ausgegangen, dass es bis zum diesem Punkt noch Wochen dauern würde.

Ebenfalls unverständlich seien die Gründe, wegen derer sich die Unternehmensgruppe für Freudenstadt entschieden habe. „Dass man dort schneller anfangen könne und das Gelände näher an der Innenstadt liege, stimmt einfach nicht“, so Rosenberger. In Horb sei die Stadt bereits in Besitz der geplanten Gebäude, in Freudenstadt habe man laut Kentnisstand des Rathauses die Eigentümer der infrage kommenden Gebiete noch nicht mal kontaktiert. Man sei zudem davon ausgegangen, das Projekt bereits für das kommende Wintersemester, das im Oktober beginnt, fertigzustellen.

Ende Mai wird die nächste Mitgliederversammlung der Initiatoren stattfinden, bis dahin sollte Freudenstadt die Verhandlungen aufgenommen haben, verlangt Rosenberger. Dort fällt dann erneut die endgültige Entscheidung. In Horb strecke man die Hände weiter aus, sagte Rosenberger – und sei notfalls auch bereit, den „Rettungsanker“ zu spielen.

Über die Aussagen Rosenbergers ist der Freudenstädter OB Julian Osswald – gelinde gesagt – „not amused“. „Das ist völlig aus der Luft gegriffen. Natürlich haben wir mit den Grundstückseigentümern Verhandlungen geführt“, sagte Osswald gestern auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE. Es sei lediglich noch unklar, ob die Stadt das Gebäude in der Nähe des Hauptbahnhofs selbst übernimmt oder ein Investor. Auch in den kommenden Tagen stünden Gespräche ins Haus. Osswald widerspricht auch vehement der Mutmaßung, dass der Zuschlag für Freudenstadt schon länger abgesprochen war. „Ich wusste von nichts“, darauf legt er großen Wert, „sonst hätte ich das Grundstück ja schon vor einem halben Jahr kaufen können.“ Dieser Verdacht seitens Rosenberger hält er für „sehr befremdlich“. Osswald stellt außerdem klar, dass der Campus noch in diesem Jahr an den Start gehen wird.

Das Freudenstädter Modell

Am Freitag wurde bekannt, dass Freudenstadt der neue Hochschul-Campus-Standort im Landkreis wird. Horb bekam für sein Projekt auf dem Kasernen-Gelände dagegen einen Korb. In Freudenstadt soll der Campus in der Nähe des Hauptbahnhofs entstehen. Rund um ein vorhandenes Gebäude sollen in modularer Bauweise Anbauten entstehen. Dafür hat die Stadt Freudenstadt 300 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Der Landkreis bezuschusst die Hochschule dieses Jahr mit 100 000 Euro, nächstes Jahr mit 175 000 Euro. Unternehmer aus der Region, wie beispielsweise die Unternehmungsgruppe Fischer und J.Schmalz GmbH, finanzieren die Ausstattung, die Uni Stuttgart stellt Lehrkräfte. Der Campus ist für rund 180 Maschinenbau-Studierende ausgelegt.