Landidyll oder Mordkomplott? Rätseln Sie mit!

Hukkle - Das Dorf

Landidyll oder Mordkomplott? Rätseln Sie mit!

24.11.2015

Von che

Hukkle - Das Dorf

Heimatfilme kennen wir in zwei Varianten: Die Verherrlichung dörflicher Idyllen und die Entlarvung der Verlogenheit dörflicher Idyllen. Bei „Hukkle ? Das Dorf? bleibt bis zum Ende offen, in welche Schublade wir ihn nun eigentlich stecken sollen.

Der Film des jungen ungarischen Regisseurs György Palfi beginnt wie eine Dokumentation über das Landleben in einem ganz gewöhnlichen magyarischen Dorf. Ein alter Bauer mit Schluckauf macht es sich auf einem Bänkchen gemütlich, Großmutter rupft ein Hühnchen, der Mähdrescher drischt, die Männer kegeln und die Frauen nähen Kleider in der Textilfabrik. Breiten Raum nimmt auch die Präsentation der Tierwelt ein. Von der Schlange über Storch und Biene bis zum ralligen Hausschwein wird uns kaum eine Spezies der regionalen Fauna vorenthalten.

Doch je länger wir uns in aller Behaglichkeit diese Possierlichkeiten anschauen, desto stärker keimt der Verdacht, dass dieser Regisseur weniger ein ungarischer Grzimek als ein ungarischer Greenaway ist. Das beginnt schon damit, dass wir höchst selten einen Überblick auf das Geschehen bekommen; ein erheblicher Teil der Szenen sind extreme Großaufnahmen, bei denen man oft erst nach einer Weile merkt, was da eigentlich gezeigt wird. Auch der Soundtrack irritiert: Die stilisierten Geräusche wie das Klappern einer Milchkanne, das Quietschen einer Türangel oder der leitmotivische Schluckauf (der Titel „Hukkle? ist die Lautmalerei eines solchen) wirken zunehmend bedrohlicher. Umso mehr, als den ganzen Film über kein Wort gesprochen wird.

Allmählich kommt unter der impressionistischen Oberfläche eine zweite, mysteriöse Ebene zum Vorschein, womöglich eine Kriminalgeschichte. Die direkten Hinweise darauf muss man sich jedoch mühsam zusammensuchen: Eine Leiche, die auf dem Grund eines Sees liegt, eine Katze, die sich im Todeskampf windet, ein Polizist, der argwöhnisch durchs Dorf schleicht, ein Hochzeitslied, das liderlichen Mannsbildern mit Giftmord droht. Regisseur Palfi vergleicht seinen Film mit einem Bilderrätsel, „das man auf den Kopf stellen muss, um zu sehen, wonach man suchte.?

Doch auch wer sich an dem detektivischen Spiel letztlich die Zähne ausbeißt, braucht sich nicht zu grämen. Schließlich ist „Hukkle? darüber hinaus ein virtuos komponiertes Filmgedicht, wie man es höchst selten im Kino zu sehen kriegt. Wer aber dem Rätsel ganz auf den Grund gehen will, dem sei empfohlen: Auf keinen Fall vom idyllischen Landleben einlullen lassen!

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 10sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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