„Ich habe den Kluftinger geliebt“

Weihnachtsfilm: Interview mit Schauspieler Herbert Knaup

Herbert Knaup über seine Rolle als Robin Hood von der Sparkasse, Weihnachten im Kreis der Familie und das Aus für den von ihm gespielten Allgäu-Kommissar.

21.12.2019

Von Martin Weber

„Stenzels Bescherung“ mit Herbert Knaup in der Hauptrolle läuft am Montag, 20.15 Uhr, im Ersten. Foto: Bild: ARD Degeto/Conny Klein

„Stenzels Bescherung“ mit Herbert Knaup in der Hauptrolle läuft am Montag, 20.15 Uhr, im Ersten. Foto: Bild: ARD Degeto/Conny Klein

Berlin. Er ist ein Robin Hood von der Sparkasse: Als seine kleine Bank abgewickelt werden soll, vergibt Filialleiter Volkmar Stenzel im Weihnachtsfilm „Stenzels Bescherung“ (23.12., ARD) auch an Kunden Kredite, die keinerlei Sicherheiten vorweisen können – und gerät schon bald in Schwierigkeiten. Gespielt wird der kleine Banker mit dem großen Herzen von Herbert Knaup, den viele Zuschauer als Allgäuer Kommissar Kluftinger kennen.

Herr Knaup, in der Komödie „Stenzels Bescherung“ spielen Sie einen Banker, der an arme Schlucker ohne Sicherheiten Kredite vergibt. Mehr Weihnachtsmärchen geht nicht, oder?

Herbert Knaup: Das ist wohl so (lacht). Wobei ich sagen muss, ich persönlich habe eigentlich gar keine schlechten Erfahrungen mit Banken gemacht. Ich habe einen guten Banker, der gnädig mit meinen Einkünften umgeht, die sind bei uns Schauspielern ja nicht stetig. Wir haben ja kein regelmäßiges Gehalt wie ein Beamter oder Arbeiter. Da kommt mal was rein, da kommt mal was nicht rein – und dafür hat der viel Verständnis.

Hat es denn Spaß gemacht, den Robin Hood von der Sparkasse zu spielen?

Schon, weil das ja so ein zurückhaltender, verschlossener und vom Leben gezeichneter Mann ist, der kurz vor seiner Pensionierung noch mal ins Grübeln kommt, was er da sein ganzes Berufsleben gemacht hat – immer ordentlich, immer brav. Der stellt sich die Frage, ob man da noch einmal ausbrechen kann, und ich finde es ganz witzig von dem Film, dass dieser Mann das tatsächlich schafft, dabei aber nicht so Riesensprünge macht und Partys feiert. Er selber schnappt sich ja nichts von dem veruntreuten Geld, sondern gibt nur anderen was ab. Er ist ein Spießer, der rebelliert, wenn Sie das so wollen.

Ein Spießer ganz ähnlich wie der Kommissar Kluftinger, den Sie eine Zeit lang gespielt haben. Diese Figuren scheinen es Ihnen angetan zu haben, oder?

Mag sein, dabei bin ich das genaue Gegenteil solcher Typen, viel risikobereiter und auch fahrlässiger als die. Auch umtriebiger und entspannter, als biederen Spießer würde ich mich wirklich nicht bezeichnen (lacht). Was mir an solchen Figuren Spaß macht ist die Reduktion an Bewegung, an Körperlichkeit überhaupt, die sie auszeichnet. Das in eine Form zu bringen und dabei Beobachtungen einfließen zu lassen, die ich selber an Menschen wahrgenommen habe, ist schon reizvoll.

Der Film stellt auch die Frage, wofür es sich eigentlich lohnt, Geld auszugeben. Wofür geben Sie gerne Geld aus?

Für mich selber gebe ich eigentlich wenig Geld aus, eher für meine Frau oder meinen elfjährigen Sohn. Luxusgeschichten zum Beispiel interessieren mich gar nicht. Lassen Sie mich überlegen?.?.?.?gute Schuhe sind mir wichtig, überhaupt Sachen, die eine gewisse Wertigkeit haben und lange halten. Vielleicht schenke ich mir zu Weihnachten eine Gitarre, das war's dann aber auch schon. Dann kann ich meiner Familie an Heiligabend „Stille Nacht“ vorspielen.

Kein Interesse an teuren Autos oder tollen Reisen?

Autos nein, Urlaub ja - das brauche ich, um immer wieder Kraft zu tanken für den anstrengenden Job.

Verreisen Sie an Weihnachten?

Nö, da wird ganz klassisch im Kreise der Familie gefeiert, mit Essen, Bescherung unterm Baum und allem Drum und Dran. Da kommt die ganze Patchwork-Familie zusammen, wir gehen auch in die Kirche und singen Weihnachtslieder. Für mich ist das jedes Jahr auch eine Form der inneren Einkehr, bei der man noch mal zurückblickt, wie das abgelaufene Jahr so war.

Viele Schauspieler kommen finanziell kaum über die Runden. War das bei Ihnen anfangs auch so?

Nein, ganz im Gegenteil, am Anfang meiner Schauspielkarriere habe ich ja Theater gespielt und war immer festes Mitglied eines Ensembles, da kam das Gehalt regelmäßig und es war eine gewisse Sicherheit da. Als ich dann vom Theater weg bin und Freelancer bei Film und Fernsehen wurde, fing das mit der Unsicherheit an. Da war ich so Mitte dreißig und seither bin ich am Strampeln (lacht).

Kennen Sie Existenzängste?

Natürlich, das gehört zu diesem Job einfach dazu. Sie müssen sich in diesem Beruf immer wieder neu aufstellen, es gibt aber auch eine Menge, was Sie tun können, wenn es mit den Rollenangeboten mal nicht so läuft – Sie können Hörbücher machen, synchronisieren oder Schauspiellehrer werden. Da ich aus bescheidenen Verhältnissen komme, halten sich die Existenzängste aber auch in Grenzen: Ich kann mir immer sagen, selbst wenn es mal ganz bescheiden wird, geht es trotzdem weiter.

Und geht es irgendwie mit Kluftinger weiter? Die ARD hat die Filmreihe mit Ihnen als Allgäuer Kommissar ja eingestellt.

Ich weiß nicht, ob ein anderer Sender Interesse an dem Kluftinger hat, das müssten Sie die Kluftinger-Erfinder Klüpfel und Kobr mal fragen. Ich könnte mir vorstellen, dass die da was vorhaben, aber ob überhaupt, und wenn, ob mit mir oder nicht, das weiß ich wirklich nicht.

Haben Sie ihn gern gespielt?

Und ob, ich habe den Kluftinger geliebt. Ich komme ja wie er aus dem Allgäu und bin wie er und viele in der Region eher so der sperrige Typ (lacht).