VfB-Allrounder Lukas Rupp rechnet fest mit dem Stuttgarter Klassenerhalt

„Ich mache mir keine Sorgen“

Unter Jürgen Kramny ist Lukas Rupp, 25, beim VfB Stuttgart zum Stammspieler aufgerückt. Im Interview spricht er über den Trainer, die zwei Seiten dieser Saison und sein Markenzeichen,die schwarze Armschiene.

09.04.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

„Ich mache mir keine Sorgen“

Wer wird deutscher Meister 2016, Herr Rupp? Um es ein bisschen spannender zu machen, fangen wir mit der Handball-Bundesliga an. . .

LUKAS RUPP: Oh, ich komme leider kaum dazu, den Stand im Handball zu verfolgen. Führen nicht die Rhein-Neckar Löwen aus Mannheim die Tabelle an?

Volltreffer! Die Löwen liegen dicht vor Flensburg und Kiel in Front. Die Frage musste sein. Ihr Vater Franz war ja Erstliga-Handballer bei der SG Leutershausen, später auch Trainer. Wann kam der Punkt, an dem Sie sich entscheiden mussten?

RUPP: Sehr früh. Ich war fünf, als ich zum Handballtraining gegangen bin und gleich gemerkt habe, dass mir Fußball besser gefällt. Von da an war ich begeisterter Fußballer und hab s nie bereut. Aber ich hoffe, dass es die Rhein-Neckar Löwen erstmals den Titel holen - aus Heimatverbundenheit und weil ich da noch einen guten Bekannten habe.

Kommen wir zur Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga: Kann der VfB die Titelentscheidung noch ein bisschen spannend machen?

RUPP: Wir versuchen s! Dass wir gegen die Bayern einen guten Tag brauchen, ist klar. Man hat es zuletzt beim Münchner 1:0 gegen Frankfurt und gegen Lissabon gesehen: Das sind knappe Ergebnisse. Und wenn wir etwas Glück haben und lange die Null halten, dann können wir vielleicht einen Punkt mitnehmen - was auch schon super wäre gegen die Bayern.

Könnte ein mageres Vorspiel wie gegen Lissabon auch gefährlich sein?

RUPP: Absolut, und das wissen wir auch. Die Leverkusener sind nach dem Aus in der Europa League direkt zu uns gekommen, waren extrem motiviert und haben 2:0 gewonnen. Sie wollten was gut machen. Auch die Bayern können immer etwas draufpacken. Es ist also wirklich gefährlich. Letztlich liegt es aber auch an uns: Mit einem sehr guten Auftritt ist etwas möglich.

Beim 0:4 des VfB in München waren Sie wegen Ihres Handbruchs nicht dabei, bei den zwei Klatschen für den SC Paderborn gegen die Bayern - 0:4 und 0:6 - dagegen schon. Was nimmt man da als Profi mit?

RUPP: Das war echt hart. Ich musste sehr viel laufen, und zwar fast immer ohne Ball. Spaß macht das natürlich nicht, weil du einfach keinen Zugriff bekommst. Alle sind immer in Bewegung, spielen sehr variabel, lassen den Ball mit wenig Kontakten super laufen. Das macht es schwierig, überhaupt in die Zweikämpfe zu kommen. Aber was den VfB angeht: Wir sind gut gerüstet. Mit Stuttgart ist das natürlich auch noch mal was anderes als mit Paderborn. Wichtig ist, dass wir optimal in die Partie hineinkommen.

Die schwarze Schutzmanschette am rechten Arm ist schon zu Ihrem Markenzeichen geworden. Wollen Sie sie überhaupt wieder loswerden?

RUPP: Ich hoffe sehr, dass ich nicht mehr so lange Schwarz trage. Die Metallplatte ist seit zwei Wochen wieder entfernt, nur die Fäden sind noch nicht raus, die Wunde noch nicht ganz verheilt. Das behindert mich insgesamt noch. Ich trage die Schiene jetzt vielleicht noch ein, zwei Spiele. Das ist auch Kopfsache - einfach beruhigender für mich. Sobald ich mich gut fühle ohne, versuche ich sie wegzulassen.

Sie haben ein schönes Tor erzielt beim 2:2 in Darmstadt, inzwischen schon fünf Saisontreffer und sechs Torvorlagen zu Buche stehen. Ist Ihre erste VfB-Saison für Sie eine mit zwei Seiten, die vor Jürgen Kramny und die mit Jürgen Kramny?

RUPP: Ja, diese Saison hat für mich wirklich zwei Seiten. Der Trainerwechsel war in der Tat entscheidend für mich. Vorher hatte ich auch Einsatzzeiten, aber eher, um für einen verletzten Spieler einzuspringen. Seit Jürgen Kramny da ist, bekomme ich fast immer von Anfang an das Vertrauen. Ich versuche, das zurückzuzahlen. Bisher gelingt mir das, glaube ich, ganz gut. Obwohl ich sicher noch einiges zu verbessern habe. Grundsätzlich macht es einfach Spaß, unter Jürgen Kramny zu spielen.

Was zeichnet ihn als Trainer aus?

RUPP: Er sagt klar, was er erwartet, lässt aber auch viel Freiraum. Mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen, das ist jetzt immer ein gutes Gefühl. Jeder hat seine Aufgabe voll im Blick, weiß, wo er wann hinzulaufen hat. Der Trainer stellt uns gut ein. Auch deshalb sind wir oft nach einem Rückstand wieder zurückgekommen ins Spiel. Die Prämisse lautet: Nie aufgeben, bis zur letzten Sekunde. Diese Einstellung haben wir Jürgen Kramny zu verdanken. Das ist ein großes Plus im VfB-Spiel.

Zuletzt gab es drei Spiele, nur zwei Punkte und sieben Gegentore. Nach Ihrem guten Kumpel Kevin Großkreutz ist jetzt noch einer der Kämpfertypen verletzt, Serey Dié. Droht dem VfB auf den letzten Metern doch noch die Puste auszugehen?

RUPP: Ich hoffe nicht. Serey habe ich am Mittwoch im Krankenhaus besucht. Natürlich fehlen uns solche Spieler enorm. Andere sind nun gefordert, wir haben trotzdem noch einen sehr guten Kader und müssen versuchen, das aufzufangen.

Rücken Sie als Allrounder für Dié ins defensive Mittelfeld?

RUPP: Das muss der Trainer entscheiden. Ich kann die Position spielen und habe sie auch öfter gespielt.

33 Punkte hat der VfB gesammelt, das Restprogramm ist anspruchsvoll. Was ist zum Klassenerhalt mindestens noch nötig?

RUPP: Einen „Dreier“ brauchen wir auf jeden Fall noch. Am besten dieses Wochenende, aber es wird natürlich schwierig. Vor allem müssen wir die Mitkonkurrenten wie Augsburg und Bremen, gegen die wir noch spielen, auf Distanz halten. Wenn wir gegen die etwas holen, sollte es entschieden sein. Ich mache mir jedenfalls keine Sorgen.

Beim VfB ist viel in Bewegung. Daniel Didavi wird gehen, Filip Kostic ist stark umworben. Wie sehen Sie den möglichen Umbruch?

RUPP: Wenn Spieler gut spielen, wecken sie die Begehrlichkeiten anderer Vereine. So ist das Geschäft, und der VfB hat in der aktuellen Situation vielleicht nicht die nötigen Mittel, um solche Spieler dauerhaft zu halten. Abgänge wie bei ,Dida tun uns natürlich sehr weh, aber daran kann man nichts ändern.

Das Bayern-Spiel ist ausverkauft. Wer kommt aus Ihrer Heimat in Weinheim an der Bergstraße?

RUPP: Nur meine Mutter Lydia und mein Vater Franz sind im Stadion.

Dann gibt s diesmal Fußball statt Handball für den Papa. . .

RUPP (lacht): Das wird er hoffentlich überleben.

Markenzeichen schwarze Manschette: Lukas Rupp vom VfB Stuttgart. Foto: Imago

Markenzeichen schwarze Manschette: Lukas Rupp vom VfB Stuttgart. Foto: Imago