Weihnachtsmarkt

Ideen, typisch für Tübingen

Naschkatzen und Fans von Selbstgebasteltem können seit gestern an über 350 Ständen in der festlich geschmückten Altstadt zuschlagen.

10.12.2016

Von Philipp Koebnik

Sarah Langenbeck verkauft an ihrem Stand beim Nonnenhaus allerlei Filzfiguren in einer Landschaft aus Moos. Bild: Sommer

Sarah Langenbeck verkauft an ihrem Stand beim Nonnenhaus allerlei Filzfiguren in einer Landschaft aus Moos. Bild: Sommer

Das ist das Wunderbarste, das es gibt“, sagt Gisela Merker und greift eine Packung Quittenspeck. „Ich kenne das von Zuhause, meine Mutter hat das immer gemacht.“ Merker will es auch noch lernen – bis dahin freut sie sich, ein Tütchen mit den leicht säuerlichen Gelee-Happen am Stand der Begegnungsstätte Hirsch gefunden zu haben. „Das ist wohl etwas typisch Schwäbisches.“ Merker hat einige Jahre in Tübingen gewohnt, jetzt lebt sie in Münster. Mit einer Freundin und ihrer Tochter, die in der Neckarstadt studiert, bummelte sie gestern über den gerade eröffneten Tübinger Weihnachtsmarkt.

Der Duft von Bratwürsten, Glühwein und frischen Waffeln weht durch die Gassen, hier und da erklingt weihnachtliche Musik. Hunderte flanierten durch die Altstadt. Das quirlige Treiben endet Sonntagabend – umso größer ist das Getümmel an den drei Tagen. Denn der Tübinger Weihnachtsmarkt zieht Neugierige an von nah und fern. Eine Gruppe von sechs Frauen ist extra aus Mannheim angereist. „Hier gibt es so viel Selbstgemachtes“, sagt Ursula Maier begeistert. Die anderen stimmen heftig zu. „Das gibt es bei uns nicht“, ergänzt Ingrid Bauer. „Und die Altstadt ist so schön“, findet Gerline Jäger.

Vieles von dem, was es an den rund 350 Ständen zu kaufen gibt, ist nicht nur selbstgemacht, sondern auch originell. Zum Beispiel die kleinen Blumenvasen für Fahrrad-Lenker, die es am Stand des Vereins für gemeinschaftliche Wohn- und Lebensformen (Wohnprojekt 009) in der Neckargasse gibt. Unter den vielen Tübinger Radfahrern dürfte es dafür einige Interessenten geben. Praktisch für Leute mit zwei linken Händen: Sie finden dort gestrickte Weihnachtsbaum-Kugeln.

Sonnen, Engel, Blumen und anderes aus Keramik-Gips hat Laurent Dominguez im Angebot. Beträufelt man sie mit ätherischen Ölen, geben sie den Duft über viele Wochen ab. Seit 1996 hat der Händler aus Aix-en-Provence jedes Jahr in Tübingen seinen Stand aufgebaut, diesmal auf dem Holzmarkt.

Anders Monika Maurer aus Hagelloch, die zum ersten Mal eine Bude in der Marktgasse betreibt. Aus Glas und alten Fahrradschläuchen bastelt sie Vasen, Deko-Sachen, Wein- und Sektkühler. Ihr macht es Spaß, etwas zu „zaubern aus dem, was weggeworfen wird“. Sie hofft, das passende Produkt für die „Fahrrad-Stadt Tübingen“ entwickelt zu haben. Maurers 23-jährige Tochter Aileen verkauft „handgefaltete Bücher“: Aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet, lassen die aufgestellten Bücher überraschende Motive sichtbar werden.

Zu kaufen gibt es außerdem Weihnachtsmarkt-Klassiker wie selbstgestrickte Socken, Schlappen aus Filz, Kerzen und Kerzenständer. Die Schülerinnen und Schüler der Rudolf-Leski-Schule haben Stofftaschen bedruckt, Marmelade gekocht und Plätzchen gebacken, Kerzenhalter aus Ästen gefertigt und Beutel aus alten Kalenderblättern gebastelt.

Auch an die kleinen Besucher ist gedacht. Sie erwarten zwei Kinderkarussells, beim Nonnenhaus und am Marktplatz. Im Stadtmuseum gibt es außerdem ein Kinderprogramm mit einer Bastelwerkstatt (Samstag, 11.30 bis 14.30 Uhr, und Sonntag, 13.30 bis 16.30 Uhr). Der Liedermacher Hans Spielmann singt am Nonnenhaus an allen Markttagen zwischen 11 und 17 Uhr.

Ideen, typisch für Tübingen

An Hunderten Ständen gibt es Leckeres und Dekoratives

Mehr als 350 Stände von Vereinen, gemeinnützigen Organisationen und gewerblichen Anbietern säumen bis Sonntagabend auf einer Gesamtlänge von mehr als einem Kilometer die beleuchteten Altstadtgassen. Für das leibliche Wohl auf dem Tübinger Weihnachtsmarkt sorgen ausschließlich die rund 70Vereine. Am Samstag gibt es jeweils um 12.30 Uhr, 13.30 Uhr und 14.30 Uhr die Clown-Show „Clown Clip“ auf einer Bühne auf dem Marktplatz. Ebenfalls am Samstag lädt das Figurentheater um 14 Uhr zur Aufführung des „Nussknackers“ nach E.T.A. Hoffmann ins Gemeindehaus Lamm. Am Sonntag unterhalten jeweils um 14 und um 16 Uhr der „Clownachtsmann“ und das Kindertheater „Rote Nase“ die kleinen Besucher auf dem Marktplatz. Am Sonntag, 19 Uhr, ist dann wieder alles vorbei.