Bundestags-Kandidatur

Andreas Anton (FDP): Im Einsatz für mehr Freiheit

Andreas Anton aus Trossingen tritt für die FDP im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen an. Der 37-Jährige interessierte sich früh für Politik.

03.08.2021

Von Cristina Priotto

„Ich glaube, dass da oben was fliegt“: Andreas Anton ist promovierter Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter. Mit dem Satz meint der 37-Jährige aber nicht die Insekten in dem Blühstreifen am Neckarufer in Sulz, sondern außerirdisches Leben im Weltall. Der Trossinger ist Mitglied in mehreren Vereinigungen für Parapsychologie, Ufo-Phänomene, extraterrestrische Intelligenz und Astrobiologie.Bild: Cristina Priotto

„Ich glaube, dass da oben was fliegt“: Andreas Anton ist promovierter Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter. Mit dem Satz meint der 37-Jährige aber nicht die Insekten in dem Blühstreifen am Neckarufer in Sulz, sondern außerirdisches Leben im Weltall. Der Trossinger ist Mitglied in mehreren Vereinigungen für Parapsychologie, Ufo-Phänomene, extraterrestrische Intelligenz und Astrobiologie.Bild: Cristina Priotto

Mit 17 Jahren träumen die meisten jungen Leute von den vielen Möglichkeiten, die das Leben so bietet. Andreas Anton entschied sich in diesem Alter, bei den Jungen Liberalen, der Nachwuchsorganisation der FDP, einzutreten. „Ich habe das ideell immer unterstützt, denn ich war familiär von Politik vorgeprägt“, erzählt der 37-Jährige zwei Dekaden später. Zwar gehörten Antons Eltern keiner Partei an, in der Familie wurde aber viel über politische Entscheidungen diskutiert.

Über den Freundeskreis kam Andreas Anton bereits als Jugendlicher in Kontakt mit „Julis“ und schaute sich einige Parteien näher an. „Der Liberalismus als politische Haltung hat mich von Anfang an fasziniert, weil dabei der einzelne Mensch und seine Freiheiten im Mittelpunkt stehen“, begründet der Kandidat für die Bundestagswahl im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen die Entscheidung für die „Julis“ und später für die FDP. Im Lauf des Studiums stieg das Interesse an Politik.

Als promovierter Soziologe befasst sich Anton seit vielen Jahren mit Individuen im Zusammenspiel mit der Gesellschaft. Einen Teil zum Erhalt von Demokratie, Freiheit und Wohlstand beizutragen, das passiert bei dem gebürtigen Villingen-Schwenninger auch aus einem „Pflichtgefühl“ heraus, und wie ein Blick auf die vielen Ehrenämter bei „Julis“, Orts-, Kreis- und Bezirksverband zeigt, nimmt Andreas Anton dies ernst.

Gegen eine Impfpflicht

Das Wahlprogramm der Freien Demokratischen Partei für die Bundestagswahl am 26. September umfasst 91 Seiten. Anton hat das Papier nach eigenen Angaben nicht nur komplett gelesen, sondern beim digitalen Bundesparteitag auch darüber mit abgestimmt. „Nie gab’s mehr zu tun“ lautet der liberale Slogan. Nach konkreten Beispielen gefragt, legt Andreas Anton den Fokus als Erstes auf die aktuelle Pandemie-Situation. „Die Wirtschaft hat unter den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie stark gelitten, insbesondere der Mittelstand“, sagt der FDPler. Im Wahlkampf hat der zweifache Vater in den vergangenen Monaten einige Firmen besichtigt. Immer wieder hörte der Bundestagskandidat dabei Beschwerden über zuviel Bürokratie. Als Gegenmaßnahme schwebt dem Mittdreißiger eine Arbeitsgruppe oder Kommission vor, die systematisch überprüfen sollte, wo Prozesse vereinfacht werden können.

Zum Thema Impfpflicht hat Anton, der nach dem Treffen für dieses Porträt die zweite Anti-Corona-Spritze erhielt, eine klare Meinung: „Das wäre ein massiver körperlicher Eingriff, mit dem der Staat sich über die individuelle persönliche Entscheidungsfreiheit hinwegsetzen würde.“

Eines der wichtigsten politischen Themen überhaupt stellt aus Sicht des Liberalen der Umweltschutz dar. „Man spürt die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher“, sagt Anton in einer dieser Wochen, in denen die Nachrichten wieder einmal von Berichten über Brände, Überschwemmungen und Hungersnöte gleichzeitig geprägt sind. Der Wissenschaftler schiebt angesichts solcher Bilder vor Augen hinterher: „Den Klimawandelleugnern ist langsam wirklich nicht mehr zu helfen“. Eine radikale Wende schwebt Andreas Anton jedoch nicht vor: „Man müsste die Belange des Umweltschutzes mit denen der Wirtschaft vereinen und auf eine daraus resultierende neue wirtschaftliche Dynamik setzen“, findet der Kandidat. Politische Richtungsvorgaben schreckten viele Menschen jedoch ab, weshalb Anton den FDP-Ansatz für mehr Technologieoffenheit begrüßt.

Ein Rahmen sollte vorgegeben sein, doch die Gesellschaft sollte es Ingenieuren und der freien Wirtschaft überlassen, auf welchem Weg das Ziel Klimaschutz am besten erreicht wird und nicht zu sehr auf bestimmte Energien wie Elektromobilität setzen und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verbieten. Gleichwohl liebäugelt der Familienvater, der mehrmals in der Woche mit dem Auto von Trossingen nach Freiburg pendelt, mit dem Kauf eines E-Autos. Mit dem Zug ginge dies zwar auch, würde aber deutlich länger dauern. ÖPNV sei für die meisten Bürger im ländlichen Raum keine praktikable Option. „Die Menschen genießen ihre Mobilität, und die lässt sich auch nicht einschränken“, findet der Liberale.

Niemand könne schließlich vorhersagen, in welche Richtung sich die Mobilität in zehn, 20 oder 30 Jahren entwickle. Andreas Anton glaubt eher daran, dass die Abkehr von fossilen Brennstoffen durch die Herstellung grüner Treibstoffe gelinge und sich die beste Technologie durchsetzt. „Dann müsste man die Infrastruktur nicht grundlegend ändern“, beschreibt der FDP-Bundestagskandidat einen möglichen Vorteil.

Wer einen Blick auf Antons Mitgliedschaften wirft, stößt auf eine ganze Reihe von Vereinen und Vereinigungen der Parapsychologie, Ufo-Phänomene, extraterrestrische Intelligenz und Astrobiologie. Die Frage, „glauben Sie, dass da oben etwas fliegt?“, beantwortet Andreas Anton mit einem dezidierten Ja: „Das glaube ich nicht nur, das weiß ich“, sagt der 37-Jährige. Für Grenzgebiete zwischen Dingen, die sich wissenschaftlich belegen lassen und Phänomenen, deren Ursache unerklärlich bleibt, interessierte der gebürtige Villingen-Schwenninger sich bereits als Jugendlicher. „Im Weltall kann man noch Entdeckungen machen, die unser bisheriges Thema umkrempeln werden“, ist Anton überzeugt. Die Dissertation des Soziologen mit dem Titel „Im Schatten des Szientismus. Zum Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der DDR“ befasste sich auch viel mit Stasi-Unterlagen, in denen sich etliche Einträge fanden, sobald jemand mit Erich von Däniken, dem bekanntesten Vertreter des pseudowissenschaftlichen Zweiges der Prä-Astronautik, sympathisierte. Im Kreise von Wissenschaftler- und Parteikollegen stoßen Andreas Antons Standpunkt gelegentlich auf Skepsis, und der promovierte Soziologe räumt selbst ein: „Es hat etwas Schizophrenes, Wissenschaft, Parapsychologie und Politik zusammenbringen zu wollen“. Exosoziologie lautet der Sammelbegriff für verschiedene soziologische Forschungsrichtungen, die von der Annahme ausgehen, dass es außerirdisches Leben mit wissenschaftlich-technischer Organisation gibt und die sich mit den Entstehungsbedingungen solcher unbekannten extraterrestrischen Zivilisationen, Kontaktszenarien und deren Konsequenzen befassen. „Es gibt keine hieb- und stichfesten Beweise, dass extraterrestrische Wesen uns jemals besucht haben, aber ich halte es für möglich“, sagt Andreas Anton. Diese Woche erscheint das Buch „Konspiration. Soziologie des Verschwörungsdenkens“, das der Trossinger mitherausgegeben hat.

Platz 33 auf der Landesliste

Die Chancen, dass Anton tatsächlich in den Bundestag einzieht, sind verschwindend gering, denn auf der Landesliste steht der 37-Jährige auf Platz 33. Zum bislang letzten Mal gelang Ernst Burgbacher von 1998 bis 2013 als FDP-Kandidat im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen der Sprung in den Bundestag. Unabhängig vom persönlichen Abschneiden hält der Familienvater es aber für wichtig, engagiert für ein möglichst gute Ergebnis der Partei einzutreten.

Die notwendige Zeit für den Bundestagswahlkampf muss Anton sich aus den Rippen schneiden: Der Beruf erfordert hohen Einsatz, das Pendeln frisst Zeit, in der bald fünfköpfigen Familie in Trossingen ist Andreas Anton ebenfalls eingespannt. In der heißen Wahlkampfphase ab Anfang September wird der Kandidat einige Wochen freinehmen. „Der Faktor Mensch spielt in der Politik eine große Rolle“, weiß der Liberale mit Führungserfahrung. Der FDP-Wahlslogan „Nie gab’s mehr zu tun“ passt eben nicht nur auf die Gesellschaft, sondern ist für den Kandidaten auch ein Auftrag.

Andreas Anton: Leben, Beruf, Politik, Ehrenämter/Mitgliedschaften und Familie

Leben: Andreas Anton wurde 1983 in Villingen-Schwenningen geboren und wuchs in Trossingen auf. Nach dem Abitur studierte Anton Soziologie, Geschichtswissenschaft und Kognitionswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Andreas Anton promovierte über „Im Schatten des Szientismus. Zum Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der DDR.“

Beruf: Nach dem Studium arbeitete der Villinger zwei Jahre als Volontär und dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Prognos AG in Basel. Zeitweise hatte Anton Lehraufträge in Soziologie an den Universitäten in Freiburg, Frankfurt/ Oder und an der Hochschule Furtwangen. Seit 2017 arbeitet Andreas Anton als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene.

Politik: Den Jungen Liberalen im Kreisverband Tuttlingen trat Anton 2001 bei und war dort bis 2019 Mitglied. FDP-Mitglied wurde Andreas Anton 2008 und übernahm gleich die Funktion als Vorsitzender des Kreisverbands bis 2009. Als Vorsitzender des Bezirksverbandes der Jungen Liberalen Südbaden amtierte Anton von 2012 bis 2015. Andreas Anton ist Mitglied des Kreisvorstands Tuttlingen und Delegierter für Bundes-, Landes- und Bezirksparteitage sowie seit 2017 Vorsitzender des FDP-Ortsverbands Trossingen.

Ehrenämter: Anton ist Mitglied bei der FDP, der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (Sektion Wissenssoziologie), der Gesellschaft für Anomalistik, der Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie, der Gesellschaft zur Erforschung des Ufo-Phänomens, der „Parapsychological Association“, dem Netzwerk Wissenssoziologische Diskursanalyse, Mitinitiator des Forschungsnetzwerks extraterrestrische Intelligenz, Mitglied der Freien Akademie und der Deutschen astrobiologischen Gesellschaft.

Familie: Andreas Anton ist verheiratet, Vater von zwei Kindern im Alter von vier und zwei Jahren und werdender Vater eines dritten Kindes und lebt mit seiner Familie in Trossingen.

Zum Artikel

Erstellt:
03.08.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 5min 10sec
zuletzt aktualisiert: 03.08.2021, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!