1250-Jahr-Feier

Im Sinne des Wir-Gefühls

Beim offiziellen Festakt werden die Bildechinger gewürdigt und gefeiert – aber auch für die Zukunft des Orts in die Pflicht genommen.

23.04.2018

Von Gabriele Weber

Voller Saal, viele Gäste aus Horb und seinen Stadtteilen: Mit einem würdigen, runden Festakt läuteten die Bildechinger ihr großes Jahr ein. Bilder: Kuball

Voller Saal, viele Gäste aus Horb und seinen Stadtteilen: Mit einem würdigen, runden Festakt läuteten die Bildechinger ihr großes Jahr ein. Bilder: Kuball

Der Festakt nach Maß eröffnete offiziell das Jahr zum 1250-jährigen Bestehen Bildechingens. Ausgegorene Festreden mit Standortbestimmungen und Impulsen, gekrönt mit der Vorstellung von druckfrischem Bildechinger Heimatbuch mit Häusergeschichte – der Abend in der Turn- und Festhalle zeigte, wie lebendig Bildechingen ist.

Dazu paarte sich die Devise des Zusammenrückens und des weiterhin gemeinsamen Gestaltens in der Zukunft an die Bevölkerung. All dies war eingebettet in wunderschön erhebende Musikbeiträge, und optisch-kulinarisch überzeugte das Hochdorfer Kronenbrauerei-Bier mit Bildechinger Jubiläumsetikettierung.

Moderator Armin Löffler verstand es, ausgiebige Vorfreude zu verbreiten auf das besonders vielfältige Festwochenende, das die Besucher und die Einheimischen vom 20. bis 22. Juli in Bildechingen erwartet. Soll doch auch dieses Stelldichein Leibhaftigkeit und Lebendigkeit des Fleckens erweisen.

Ortsvorsteher Ulrich Beuter war einer der Festredner: Er brachte mit sehr interessanten Fakten das Bildechingen von heute kurz und prägnant näher: „Es war ein großes Anliegen des Ortschaftsrats und von mir, dieses Fest in einem für Bildechinger Verhältnisse großen Rahmen zu feiern. Um den Zusammenhalt in der Bevölkerung zu stärken und das Dorf ein wenig näher zusammenrücken zu lassen.“

Beweggrund sei auch, „den vielen wenig integrierten Bildechingern“ den Anschluss zu erleichtern und zu zeigen, was Bildechingen zu bieten habe. Beuter: „Uns liegt sehr viel an unserem wunderschönen Bildechingen, und dies wollen wir auch demonstrieren.“

Bei der Kreisreform 1971, als Bildechingen Horber Teilort wurde, stieg der seit April 2017 sechste Ortvorsteher ein. Von den 2263 Bildechingern würden 401 seit mehr als 35 Jahren im Ort wohnen: auch dank Baugebiet Gries anno dazumal. Nun sei zum Glück ein neues Baugebiet in Planung, und im Sanierungsgebiet werde fleißig von privat saniert. Der Stromverbrauch 2017 habe dank zuletzt LED noch 2200 Kilowatt betragen, 2005 noch 4600. Voller Bewusstsein fanden die Grundschule, der viergruppige Kindergarten und die (Vereins)jugendarbeit ihre Erwähnung. Leider trenne die Bundesstraße durch viel Verkehr den Ort, weshalb man von der Hochbrücke entlastend erwartet, dass es „in Bildechingen noch lebenswerter“ wird. Der Ort mit der Pflugschar im Wappen (und der Rosen als Mariensymbol und der Farben rot und silber der Grafen von Hohenberg) habe noch Schafe, zirka 90 Rinder auf einem Aussiedlerhof, „vielleicht noch ein paar Hühner – aber Schweine gibt‘s im Ort gar keine mehr. Dafür haben wir vor Ort zirka 110 angemeldete Hunde. So ändern sich die Zeiten…“, so Hundebesitzer Beuter.

Großes Lob gab’s für die „vielen Vereine und Institutionen“ mit außerordentlichem Engagement. Beuter dankte Ortschaftsräten und Verwaltungsmitarbeitern: „Ich denke, zusammen können wir schon was im Ort bewegen.“ Zu guter Letzt rief er zur Kandidatur bei den Kommunalwahlen 2019 auf – „um so auch Ihren Teil zur Bürgerbeteiligung beizutragen. Wer was macht, darf auch maulen…“

Bildhafte Impressionen

An der Wand erschien „Bildechingens Schokoladenseite“, ein klasse Trailer von bildhaften Impressionen von Harald Zimmermann. Weitere Bilder sind Dr. Reinhard Langner zu verdanken.

Ex-Ortsvorsteher Peter Zimmermann, Gemeinde- und Ortschaftsrat sowie Träger der Staufermedaille des Landes, trug ein Gedicht in räsem Schwäbisch aus der Feder des verstorbenen Horbers Walter Kreidler vor. „Ich will euch über Bildechingen erzählen, was ihr alles habet“, führte er ein. Und da reimte sich auch mal „Hemmadglonker, Arschnaheker. Alles des send Bildechenger.“ Und Zimmermanns Lippenbekenntnis gegenüber all seinen „Freunden“ in der Halle: „Ich habe einen Stolz auf Bildechingen, auf alle Stadtteile und auf Horb.“

Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger, der im Geleit mit Bürgermeister Ralph Zimmermann und Gattin sowie vieler Gemeinderäte und Ortsvorsteher gekommen war, gab mit auf den Weg: „Bildechingen ist einer von meinen 17 liebsten Stadtteilen“ und ein sehr lebendiger dazu. Und auch, was der Trailer gezeigt habe: „ein junges Bildechingen“ mit vielen jungen Menschen. „Ich freue mich, dass es so attraktiv ist. Gemeinsinn ist Ihre Stärke“, was nun auch das Fest mit vielen Fleißigen erweise.

„Neue Wege“ würden beschritten, beispielsweise die SG der Musikvereine Bildechingen/Horb. So Manches könne man alleine nicht schaffen, „zusammen können wir es“. Weitere Bildechinger Spezialitäten, die der OB anführte: Wohnsiedlung Haugenstein, Deutschlands schönster Biergarten… und Flüsterasphalt nur in Bildechingen.

Derweil alle „an einem Strang ziehen“: So für die Hochbrücke mit laut Regierungspräsidium „einer Art Spatenstich/Baubeginn am 19. September – „somit im Jubeljahr“. Wenn die Grundstücksbesitzer mitziehen, könnte es mit einem neuen Baugebiet klappen. Als auszeichnendes Highlight nannte er auch beispielsweise den BMW-Cup. „Ich wünsche uns allen“, dass 2018 nicht nur ein Feierjahr werde, sondern man sehe, „wie es in der Gesamtstadt geht“, so der OB voller gewisser Erwartung. Derweil es sich im Weltgeschehen viel gar überschlage, gelte es vor Ort „gemeinsam den Karren Horb ziehen“.

In Erinnerung an die verbindende Gartenschau 2011 sagte Rosenberger: „Das Wir-Gefühl darf weiter wachsen. Heute sind viele aus den Ortschaften gekommen, um zu feiern. Deshalb hoffe ich, dass die Geburtstagsfeierlichkeiten eine Strahlkraft haben.“

Landrat: Mischen Sie sich ein

Auch Landrat Dr. Michael Rückert lobte das große Wir-Gefühl in Ortsteil und der Stadt Horb: Er rechnete anhand von 25 Jahren pro Generation vor, dass somit in den 1250 Jahren „50 Generationen Bildechinger Verantwortung getragen hätten und bis heute tragen: Bildechingen zu dem gemacht haben, was es heute ist. Ohne Gestern gäbe es kein Heute“ und ohne Heute keine Zukunft. „Bildechingen ist gut aufgestellt für eine hervorragende Zukunft“, so der Landrat auch angesichts von SG-Musikverein, Jugendchor und der Bilderschau über einen „lebendigen Stadtteil, der stolz“ auf sein historisches Wappen sei. „Es zeigt Traditionsbewusstsein, dass hier alles zusammenpasst.“

Sich heute hier wohlzufühlen, möge man nicht als selbstverständlich ansehen, schaue man in andere Gegenden. Vor Ort sei es „eine örtliche Gemeinschaft, die Ja zu ihrer Heimat sagt“ und sie als Lebensmittelpunkt ansehe. Rückert wolle Beuters Appell „unterstreichen: Machen Sie die Angelegenheiten des Orts immer wieder zu ihrer eigenen Angelegenheit.“ Demokratie bedeute einmischen, so Rückert vor dem Wahljahr 2019. Die vielen Jahre des Friedens und der Freiheit seien „keine Selbstverständlichkeit, müssen wir erarbeiten“. Er sehe eine „aktive Gemeinschaft“ von aktiven Bildechingern und Horbern. „Ich bin sicher, dass Bildechingen in eine gute Zukunft gehen wird. Feiern Sie, Sie haben es verdient.“

Der Bundestagsabgeordnete Michael Theurer aus Horb sprach auf Wunsch von Beuter: Um Zukunft gestalten zu können, brauche es das Wissen um Herkunft – „um das Alte“. Man befinde sich in einer Zeit des tiefen technischen und sozialen Umbruchs und auch Wertewandels. „Wir stehen vor Veränderungen, die bei vielen Menschen Ängste auslösen.“ Die Werte des Grundgesetzes würden gebieten, weltoffen zu sein. „Es gibt keine entfernten Orte mehr.“ Man möge sich einbringen in der Welt und gleichwohl die kulturellen Wurzeln pflegen. „1250 Jahre haben wenige Dörfer im Land. Wir können stolz sein.“ Er wünsche eine „wundervolle Zukunft“.

Unter den Gästen war auch Eutingens BM-Stellvertreter Winfried Seele: Bildechingen und Eutingen, die heuer beide das 1250-Jährige feiern, unterstützen sich gegenseitig. Weitere Honoratioren war IHK-Präsidentin Claudia Gläser sowie der Böblinger Landrat und Bildechinger Roland Bernhard. Über die Vorstellung des druckfrischen Heimatbuches werden wir noch ausführlich berichten.

Peter Zimmermann überraschte mit einem Vortrag in Gedichtform.

Peter Zimmermann überraschte mit einem Vortrag in Gedichtform.

Den Part Bildechingen aktuell übernahm OV Ulrich Beuter.

Den Part Bildechingen aktuell übernahm OV Ulrich Beuter.

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Erstellt:
23.04.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 37sec
zuletzt aktualisiert: 23.04.2018, 01:00 Uhr

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