Aufwand

Impfstoff kostet drei Milliarden Euro

Die EU hat auch aus finanziellen Gründen wenig Biontech-Impfstoff gekauft. Doch die Gesamtrechnung ist eher niedrig.

20.01.2021

Von GUIDO BOHSEM

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Foto: Kay Nietfeld/dpa

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin. Deutschland wird für die bislang bestellten Impfstoffe nach Angaben des Gesundheitsministeriums insgesamt etwa 3,1 Milliarden Euro ausgeben. Damit sollen gut 350 Millionen Impfdosen bis zum Ende des Jahres finanziert werden. Die Summe ist überraschend niedrig, wenn man bedenkt, dass die Europäische Union (EU) den Preis als Argument dafür anführt, verhältnismäßig wenige Dosen des Biontech-Impfstoffes gekauft zu haben. Zum Vergleich: Um Senioren mit stark kostenvergünstigten FFP2-Masken auszustatten, wird die Bundesrepublik insgesamt 2,5 Milliarden Euro ausgeben.

Die Angaben sind Teil einer Antwort des Ressorts von Jens Spahn auf einen Fragenkatalog der SPD. Diese wollte vom ihm wissen, warum in Deutschland im Vergleich zu Großbritannien, Israel oder den USA so wenige Dosen des Biontech-Impfstoffes zur Verfügung stehen. Der Impfstoff wurde von Biontech-Wissenschaftlern in Mainz entwickelt und als erster in der westlichen Welt zugelassen.

Nach Darstellung des Spahn-Ministeriums hatte die Bundesregierung bei den Vertragsabschlüssen nur geringen Einfluss auf die EU-Kommission. Zum Zeitpunkt der Verhandlungen sei noch nicht klar gewesen, dass der Biontech-Wirkstoff so schnell auf den Markt kommen werde. Es sei jedoch bekannt gewesen, dass er zum Impfen verdünnt und vorher in einer Ultra-Tiefkühlung gelagert werden müsse. „Deshalb war das Interesse vieler anderer Mitgliedstaaten (...) anfangs eher gering ausgeprägt“, heißt es in dem Papier. Auf eigene Faust habe Deutschland nicht bestellen können. Das verbiete das unter den Mitgliedsstaaten getroffene Abkommen (ESI).

Die USA zuerst

Die USA hätten durch eine Anweisung von US-Präsident Donald Trump hingegen direkten Zugriff auf den Biontech-Wirkstoff gehabt, der in Kooperation mit dem US-Pharmariesen Pfizer produziert wird. Die Firmen in den USA seien angehalten, den Impfstoff zunächst für die inländische Versorgung zur Verfügung zu stellen. Als Konsequenz müssen die europäischen Produktionsstätten die Vakzine nicht nur für Europa produzieren, sondern auch für die restliche Welt. Eine ähnliche Regelung gelte auch für den inzwischen in der EU zugelassenen Wirkstoff der US-Firma Moderna. Man stehe mit den USA in Verhandlungen, um Anpassungen zu erreichen. Guido Bohsem

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Erstellt:
20.01.2021, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 20.01.2021, 06:00 Uhr

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