Jim Sheridans persönlich getöntes Porträt New Yorks aus der Sicht irischer Einwanderer.

In America

Jim Sheridans persönlich getöntes Porträt New Yorks aus der Sicht irischer Einwanderer.

24.11.2015

Von AYALA GOLDMANN, AP

In America

Am Anfang steht ein tragischer Verlust. Eine irische Familie reist mit dem Auto in die USA ein. "Wie viele Kinder haben Sie?", fragt der Grenzbeamte. "Drei", sagt der Vater. "Zwei", antwortet die Mutter: "Wir haben eines verloren." In seinem neuen Film "In America" erzählt der irische Filmemacher Jim Sheridan ("Mein linker Fuß", "Im Namen des Vaters", "On The Edge") eine halb autobiografische Geschichte: Vom Tod eines Kindes, von der Flucht einer Familie vor ihrer Trauer, von einer harten Zeit in einem verwahrlosten Haus mitten in New-York-Manhattan, vom Wiederfinden der Liebe.

Sheridans bisher persönlichstes Werk mischt Selbsterlebtes und Fiktion. Als 16-Jähriger verlor der spätere Filmautor seinen Bruder Frankie; er starb an einem Hirntumor. Auch das tote Kind im Film heißt Frankie.

In den 80er Jahren war Sheridan mit seiner Frau und den beiden Töchtern nach New York gekommen, um bessere Arbeitsbedingungen als Bühnendirektor zu suchen. Seine erwachsenen Töchter Naomi und Kirsten, die sich genau an diese Zeit erinnerten, ließ Sheridan große Teile des Drehbuchs selbst schreiben. Die Handlung erzählt der Regisseur aus der Sicht der zehnjährigen Christy, die mit Kinderaugen die Großstadt betrachtet.

In dieser Perspektive liegen Stärken, aber auch Schwächen des Films. Mit Pathos und Poesie fängt Sheridan ein "kindliches Bild" des rauen Lebens in Manhattan ein, gleitet aber gelegentlich auch in den Kitsch ab. "In America" gehört zu den ersten Spielfilmen, die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York gedreht wurden. Auf die Handlung hatte der Schrecken keine Auswirkungen, dennoch sieht der Zuschauer den Film mit anderen Augen.

Sheridans Manhattan zeigt eine gefährliche, Furcht erregende und abstoßende Wirklichkeit, hinter der sich ein Zauber verbirgt, wenn die Menschen ihre Barrieren überwinden und in der Not zusammenfinden. In diesem Happy End ist "In America", die Geschichte einer Einwandererfamilie in New York, ein echt amerikanischer Film.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Tobi 14.06.200512:00 Uhr

Sehr anrührender Film einer Familie auf der Suche nach einem besseren Leben.
Getragen wird dieser Film durch eine herausragende schauspielerische Leistung von Samantha Morton, die zurecht für den Oscar nominiert wurde.