„Iron Cobra“ aus Horb bei Rock am Ring

„In der Riege der internationalen Musiker“

Der deutschlandweit erfolgreiche Rapper „Bausa“ bat um Hilfe, und die Horber Rockband „Iron Cobra“ half: seinen rhythmischen Sprechgesang für Rockfestivals neu zu gestalten und dann auf der großen Bühne musikalische Verstärkung zu liefern.

08.06.2018

Von Andreas Wagner

Iron Cobra bei "Rock am Ring"
02:48 min
Der deutschlandweit erfolgreiche Rapper "Bausa" bat um Hilfe, und die Horber Rockband "Iron Cobra" half: seinen rhythmischen Sprechgesang für Rockfestivals neu zu gestalten und dann auf der großen Bühne musikalische Verstärkung zu liefern.

Habt ihr gedacht, ihr kommt zu „Rock am Ring“ und bekommt ein Rap-Konzert?“, fragte Rapper „Bausa“ seine Fans, als er sich zusammen mit der Horber Band „Iron Cobra“ beim gleichnamigen Festival auf der „Alternastage“ am 1. Juni präsentierte. Tatsächlich schauten einige seiner Fans zum Teil arg verdutzt, als dieser zusammen mit Christian Ott (Gitarre), Julian Lepore (Drums) und Sebastian Scherrmann (Bass) als ersten Song der Show „Enter Sandman“ von Metallica servierte.

Gesucht: Kraftvoller Sound

Der Einmarsch und die nachfolgende Begrüßung galt als eine kleine Vorwarnung dafür, dass „Bausa“ mit der Horber Combo schwere Geschütze auffahren würde. Bewusst suchte der national bekannte Künstler nach einer Truppe, die hinter ihm für einen kraftvollen Sound samt Performance sorgen sollte. Damit aber nicht genug: Ferner galt es für die Horber Musiker, die Songs des Rappers neu zu komponieren und diesen ihren eigenen Stempel aufzudrücken. „Er hat quasi eine „Iron Cobra-Show“ gebucht“, verriet uns Gitarrist Christian Ott in einem telefonischen Gespräch nach dem ereignisreichen Festivalwochenende.

Mitte April erreichte die Band die Zusage, dass sie definitiv als Band für den Künstler bei den Festivals „Rock am Ring“ und „Rock im Park“ auftreten würden. Das Arrangieren der Songs sei eine völlig neue Arbeitsweise gewesen, die auch einige Nächte der Musiker in Anspruch nahm, wie uns die Band in einem früheren Gespräch mitteilte. Auch musikalische Vorschläge via Skype bis in die Nacht zu erarbeiten war dabei beinahe ein Muss, denn Schlagzeuger Lepore ist in Wiesbaden wohnhaft. Konkrete Vorgaben bekam die Band dabei zwar nicht, jedoch seien einige Änderungswünsche von Seiten des Rappers eingegangen. Dadurch entstanden von dem Song „Was du Liebe nennst“ zwei Versionen, von denen nur eine in die Auswahl des Rappers übernommen wurde. Im April wohnte der nationale Künstler und dessen DJ „KidSoFly“ der Musikprobe von „Iron Cobra“ in Horb bei. Fünf Tracks wurden dabei überarbeitet und anschließend eingespielt.

Iron Cobra bei "Rock am Ring"

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70.000 Fans kamen dieses Jahr zum legendären Rockfestival "Rock am Ring" an den ...
70.000 Fans kamen dieses Jahr zum legendären Rockfestival "Rock am Ring" an den Nürburgring. Bild: Wagner

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Iron-Cobra-Leadgitarrist Christian Ott. Bild: Wagner
Iron-Cobra-Leadgitarrist Christian Ott. Bild: Wagner

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Iron-Cobra-Bassist Sebastian Scherrmann. Bild: Wagner
Iron-Cobra-Bassist Sebastian Scherrmann. Bild: Wagner

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Iron-Cobra-Schlagzeuger Julian Lepore. Bild: Wagner
Iron-Cobra-Schlagzeuger Julian Lepore. Bild: Wagner

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Der Rapper "Bausa" hatte die Horber Band "Iron Cobra" beauftragt, seine Stücke n...
Der Rapper "Bausa" hatte die Horber Band "Iron Cobra" beauftragt, seine Stücke neu zu arrangieren und ihn auf der Bühne zu unterstützen. Bild: Wagner

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Diese Herren aus Horb-Grünmettstetten nutzten die Gelegenheit, "Iron Cobra" auf ...
Diese Herren aus Horb-Grünmettstetten nutzten die Gelegenheit, "Iron Cobra" auf einer ganz großen Bühne zu sehen. Bild: Wagner

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"Rock on, Baby!" Bild: Wagner
"Rock on, Baby!" Bild: Wagner

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Der kritische Gesichtsausdruck des jungen Herrn täuscht: Bausa und Iron Cobra li...
Der kritische Gesichtsausdruck des jungen Herrn täuscht: Bausa und Iron Cobra ließen keinen Zweifel aufkommen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Bild: Wagner

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Ebenfalls bei Rock am Ring auf der Bühne: Jonathan Davis. Bild: Wagner
Ebenfalls bei Rock am Ring auf der Bühne: Jonathan Davis. Bild: Wagner

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... und natürlich sein Gitarrist. Bild: Wagner
... und natürlich sein Gitarrist. Bild: Wagner

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Wie's die Fans fanden? Sehen Sie selbst. Bild: Wagner
Wie's die Fans fanden? Sehen Sie selbst. Bild: Wagner

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Schock-Rocker Marilyn Manson machte sich rar. Bild: Wagner
Schock-Rocker Marilyn Manson machte sich rar. Bild: Wagner

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70.000 Fans kamen dieses Jahr zum legendären Rockfestival "Rock am Ring" an den ...
70.000 Fans kamen dieses Jahr zum legendären Rockfestival "Rock am Ring" an den Nürburgring. Bild: Wagner

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12 Stunden Generalprobe

Am 1. Mai fand die Setup-Probe, die als Simulation für das Festival galt, im Club „Wizemann“ in Stuttgart statt, wobei die Musiker insgesamt zwölf Stunden an Arbeit investierten. Dies blieb auch die einzige Probe, welche „Iron Cobra“ gemeinsam mit „Bausa“ absolvierten. Zu einem Wiedersehen mit dem Künstler kam erst wieder am Nürburgring in der Eifel. Auch wenn es in diesem Jahr „nur“ 70000 Musikfans an den Ring zog, flößten das Kultfestival sowie die internationale Besetzung der Bands und die Bühnengröße den Horber Musikern gehörig Respekt ein. „Ja, die Pumpe tut schon ganz gut“, musste Ott vor der Show gestehen, während Scherrmann verdeutlichte: „Mein Puls liegt gerade irgendwo bei 300.“ Überhaupt war das Tourleben für die überwiegend „lokalen“ Rocker eine neue Welt, mit der sich dennoch so manches Bandmitglied gut anfreunden konnte. „Ott hat mich ja schon vorgewarnt, dass man in Tourbussen schlecht schläft, aber ich muss zugeben, ich hab echt gut geschlafen“, stellte Lepore fest.

„Wir sind ja nicht zum Spaß hier“

Dies war auch gut so, denn viel Zeit zum Verschnaufen blieb den Musikern bis zu ihrem großen Auftritt nicht. „Wir haben heute nur eine Band zur Hälfte selbst anschauen können“, bedauerte Lepore ein wenig während Ott amüsiert einhakte: „Ja, gut ... wir sind ja nicht zum Spaß hier.“ Die Vorfreude auf den anstehenden Gig war bei den Musikern, trotz dem kräftezehrenden, organisatorischem Aufwand hinter den Kulissen, dennoch deutlich zu spüren.

Ein letztes tiefes Durchatmen auf der Bühne während des Soundchecks: Iron Cobra übernahm das Abstimmen ihrer Instrumente selbst. „Das lasse ich mir auch nicht nehmen“, verdeutlichte Ott beharrlich. Lepore leitete mit kraftvollen Schlägen auf sein Instrument den ersten Song ein; seine Kameraden stiegen beherzt mit ein. Von der vorherigen Anspannung der Musiker war im Publikum nichts zu spüren. Die Band rief ihre Bühnenerfahrung sowie musikalisches Können ab und war dabei voll in ihrem Element. Ferner setzte die große Bühne ungeahnte Kräfte bei den Musikern frei.

Dies wurde unter anderem bei der Darbietung des Hits „Tropfen“ deutlich. Ott, der sich auf der Bühne sonst eher auf sein Gitarrenspiel fokussiert, bewies hierbei Headbanger-Qualität und setzte sich vor dem Publikum hervorragend in Szene. „Die Show gehört auf so einer Stage einfach dazu“, erklärte der langhaarige Gitarrist.

Auch Scherrmann fühlte sich in seiner Rolle am Bass sichtlich wohl und groovte zu dem drückenden Sound, den er aus seiner Bassgitarre zwirbelte. Für einige mitgereiste Cobra-Fans war die Performance des unzähmbaren Schlagzeugers zwar keine Überraschung, jedoch eine wahre Freude für Augen und Ohren. „Der macht heut wieder sein Schlagzeug kaputt“, mutmaßte ein Gast aus Grünmettstetten amüsiert. Dieser Eindruck entstand durchaus beim Publikum, als Lepore bei dem Cover-Song „Basket Case“ (Green Day) seine Drums peinigte.

Spontane Blues-Einlage

Auch der Rapper hatte seinen Spaß auf der Alternastage, als dieser sein T-Shirt auszog und spontan „You Can Leave Your Hat On“ (Joe Cocker) anstimmte. Ott verstand dies als musikalische Einladung und lieferte die passende Melodie während die übrigen Musiker mit einstiegen. „Das haben wir nicht geprobt“, verriet Bausa seinen Fans. So auch die plötzliche Einlage von „Eisgekühlter Bommerlunder“ (Die Toten Hosen), die vom fleißig mitgrölenden Publikum wohlwollend angenommen wurde. „Sehr sexy“, lobte Bausa die Spontanität und Flexibilität seiner Band auf der Bühne.

Als die Stimmung der Gäste auf dem Höhepunkt angelangt war, lieferten die Protagonisten auf der Alternastage den diamantgekrönten Song „Was du Liebe nennst“, welchen Iron Cobra zu einer Reggea-Version umgeschrieben hatte. Diese schien auch bei den Fans gut anzukommen, als diese sich gesanglich und ausgelassen tanzend in das Geschehen mit einbrachten. Dennoch verschlug es einige Gäste nach der Darbietung dieses Hits in Richtung „Center-Stage“. „Scheiß auf die Leute, die jetzt zu „30 Seconds To Mars“ gehen“, gab ihnen der Rapper mit auf den Weg während sich seine Show langsam dem Ende entgegen neigte. „Don’t Look Back“ (Oasis) dachte sich dieser wohl während er anschließend den gleichnamigen Titel als letztes Cover zusammen mit Iron Cobra performte.

„Normal, aber geil“

Als die Musik verstummte, konnte man aus der Ferne die Stimme von Corey Taylor (Stone Sour) hören, der nur wenige Meter entfernt auf der „Beck’s Crater Stage“ auftrat. „Wir sehen uns nächstes Jahr auf der großen Bühne“, versprach Bausa seinen Fans abschließend.

Für die Horber Bands war dies bereits die große Bühne gewesen. Dennoch blieb die Truppe bescheiden nach ihrer Show: „Es war ein ganz normaler Gig, aber ein geiler“, stellte Lepore fest, bevor er um zwei Uhr Nachts mit seinen Kameraden weiter nach Nürnberg zu „Rock im Park“ fuhr. „Wir realisieren erst jetzt, was da passiert ist“, teilte uns Ott in einem telefonischen Gespräch nach dem Festivalwochenende mit. „Ich habe das Gefühl, ich könnte noch drei Tage durchschlafen“, verriet der Musiker, der jedoch am Montag um 8 Uhr wieder seine Arbeit in der Musikschule aufnahm.

Der Sprung auf die internationale Bühne sorgte für viele positive Rückmeldungen von lokalen Musikern. „Es ist schon toll, wenn eine Stunde nach dem Auftritt plötzlich dein Handy mit Nachrichten explodiert“, verriet Ott, welcher das einzigartige Ereignis relativ nüchtern betrachtete. „Man wird uns immer noch in dubiosen Kneipen in Horb antreffen“, versprach Ott.

70000 Fans kamen zum legendären Rockfestival „Rock am Ring“ in die Eifel, wo Iron Cobra mit dem Rapper Bausa auftraten. Bilder: Wagner

70000 Fans kamen zum legendären Rockfestival „Rock am Ring“ in die Eifel, wo Iron Cobra mit dem Rapper Bausa auftraten. Bilder: Wagner

Die Gelegenheit, Iron Cobra live bei Rock am Ring zu sehen, ließ sich auch eine Gruppe aus Grünmettstetten nicht entgehen.

Die Gelegenheit, Iron Cobra live bei Rock am Ring zu sehen, ließ sich auch eine Gruppe aus Grünmettstetten nicht entgehen.

Leadgitarrist Christian Ott

Leadgitarrist Christian Ott

Bassist Sebastian Scherrmann

Bassist Sebastian Scherrmann

Schlagzeuger Julian Lepore

Schlagzeuger Julian Lepore

Rapper Bausa

Rapper Bausa

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Erstellt:
08.06.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 44sec
zuletzt aktualisiert: 08.06.2018, 01:00 Uhr

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