Hypnotischer Psychothriller über die Abgründe zwischen den Geschlechtern.

In the cut

Hypnotischer Psychothriller über die Abgründe zwischen den Geschlechtern.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

In the cut

Der Voyeur ist diesmal eine Frau. Die Literaturdozentin Frannie Avery (Meg Ryan) ist wider Willen fasziniert, als sie in der New Yorker Red Turtle Bar zufällig ein Paar beim Oralsex beobachtet. Das Gesicht des Mannes bleibt im Halbschatten. Nur das Tattoo an seinem Unterarm blitzt kurz auf. Am nächsten Morgen wird die zerstückelte Leiche der Frau mit den langen blauen Fingernägeln gefunden. Frannie gerät ins Visier der Ermittler.

Detective Malloy (Mark Ruffalo) scheint unheimlich dicht dran an dem Fall. Das Tattoo an seinem Arm ist ein Alarmzeichen. Aber Frannie ist wieder fasziniert. Sie lässt sich auf eine zwischen Angst und Verlangen changierende Affäre mit dem ziemlich machistischen Cop ein. Die quälende Unsicherheit, ob die bizarre Liebesgeschichte endgültig in Gewalt umschlagen wird, oder ob Frannie nur von tiefen Ängsten vor dem eigenen Begehren beherrscht wird, macht den Film zu einem beinahe hypnotischen Thriller ? erst recht, als ein weiterer Mord geschieht.

Für extreme Beziehungen hat sich die Regisseurin Jane Campion („Das Piano?) schon immer interessiert. Nicht nur im Slang geht es immer um Sex und Gewalt, wie einer von Frannies Studenten behauptet. Die Abgründe des Begehrens durchziehen dieses nachtseitige New York, das Campion in rasant geschnittenen Aufnahmen zeigt. Zugleich mobilisiert die Filmemacherin alle Schrecken des Blaubart-Motivs: Die verbotene Kammer, in der im Märchen die neugierige Jüngste die zerstückelten Leiber der Schwestern findet

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 44sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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