„In zehn Jahren in die 2. Bundesliga“

SÜDWEST PRESSE: Herr Mayer, Sie waren nun zwei Wochen in Kroatien im Urlaub. Mussten in dieser Zeit Ihre Spieler Spielzüge büffeln?

Michael Mayer: Spielzüge direkt nicht. Aber es wurde wie immer voll trainiert.

Wie sieht denn ein Taktiktraining
genau bei Ihnen aus?

Die Spieler haben fast keine Erfahrung. Daher steht im Moment nicht das Taktiktraining im Vordergrund. Wir arbeiten derzeit hart an unserer Kraft und Ausdauer. Ein Football-Spiel dauert in der Regel dreieinhalb Stunden. Die Kraft reicht aber nur für 30 Minuten, die restliche Zeit muss im Unterbewusstsein abgespult werden. Aus diesem Grund ist das Training auch so aufgebaut, dass es eigentlich gar keiner durchhalten kann. Wir trainieren immer an der Grenze des Machbaren. Wenn Fußballer mittrainieren, gehen diese nach 20 Minuten kotzen.

Wie ist die Idee entstanden, ein Football-Team im beschaulichen
Dietersweiler zu gründen?

Zehn Jungs haben zunächst in Freudenstadt angefangen zu trainieren. Einer von denen kennt meine Tochter, die hat ihm erzählt, dass ich früher mal in der 2. Bundesliga gespielt habe. Für mich war schnell klar, die Burschen zu trainieren. Wir hatten dann mit Dornstetten und Dietersweiler Gespräche geführt. Die Voraussetzungen mit dem Kunstrasen ist beim SV Dietersweiler für uns am besten.

Hat auch der NFL-Boom in
Deutschland eine Rolle gespielt?

Klar, die NFL-Spiele werden ja auf ProSieben MAXX übertragen. Die Jungs gucken immer und sind richtig heiß.

Wie stark ist Ihre Abteilung
mittlerweile?

Wir haben mittlerweile 46 Mann.

War es schwer, Spieler für den Kader zu finden?

Bis jetzt nicht. Zudem hatten wir nun einen Stand beim Freudenstädter Stadtfest. Die haben uns die Bude eingerannt. Mal sehen, wie viele von denen zukünftig zu uns ins Training kommen werden.

Reicht das Spielermaterial für Offense, Defense und Special Teams aus?

Ja. Es wäre aber schön, wenn ich 60 Spieler zur Verfügung hätte.
50 kann ich dann zum Spiel mitnehmen.

Sie trainieren seit Ende Dezember 2016 zweimal in der Woche mit dem Team. Welche Trainingserfolge
können Sie vermelden?

Da fast niemand Football-Erfahrung mitgebracht hat, sind wir schon extrem weit gekommen. Ich habe den Spielern ein klares Ziel vorgegeben: Wenn wir im Frühjahr 2018 an den Ligastart gehen werden, dann erwarte ich die Meisterschaft. Da gibt es kein Wenn und Aber. Ich komme immer aus Weitingen zum Training. Da will ich nicht einfach nur mit rosa Wattebäuschchen herumwerfen. Daher trainiere ich jetzt schon auf einem Zweitliga-Niveau. Da das Training sehr hart
ist, haben wir im Moment
noch Flotation. Einige Spieler wollen das harte Programm nicht mitgehen.

Worauf muss ein Neuling beim
Einstieg achten?

Auf seine Gesundheit. Ein Neuling muss beißen können und das Training immer voll durchziehen.

Wie viele Spielzüge gibt es
im Playbook?

Ich habe kein Playbook. Das interessiert mich nicht. Ich werde den Spielern zehn bis 15 Spielzüge in der nächsten Zeit beibringen. Danach muss alles automatisiert werden.

Gegen wen planen Sie Testspiele?

Am 29. Juli haben wir ein Training mit den Bempflinger Renegades vereinbart. Zum Abschluss wird es dann auch noch ein Spiel geben. Zudem werden wir auch noch Testspiele gegen Herrenberg und Tübingen bestreiten.

Für die Defense ist Philipp Henrych verantwortlich. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Vor dem Training führen wir ein Gespräch. Ich will immer ganz genau wissen, was gerade läuft. Wenn ich die Informationen dann habe, koordiniere ich den Trainingsablauf.

Sie haben in Rottenburg bis zu Ihrem Karriereende in der 2. Bundesliga
gespielt. Ist es Ihr Ziel mit den Forest Foxes auch irgendwann in dieser Klasse zu spielen?

Das ist auf jeden Fall unser langfristiges Ziel. In acht bis zehn Jahren möchte ich mit dem Team in der 2. Bundesliga spielen.

In Stuttgart wird auf der Waldau Bundesliga-Football gespielt. Waren Sie oder sogar das ganze Team
schon mal im Gazi-Stadion und
haben dort Anschauungsunterricht genommen?

Nein. Ich war mit den Jungs aber schon zweimal bei einem Spiel in Tübingen. Die haben uns sogar angeboten, dass die Quarterbacks mal mittrainieren dürfen.

Das Aufzeichnen des Spielfeldes ist aufwendig. Wer wird diese Aufgabe übernehmen?

Das werden wir so nicht machen. Wir werden sicherlich mal einige verletzte Spieler haben. Die werden dann die First-Down-Markierung anzeigen.

Ab welchem Alter kann man mit dem Footballspielen anfangen?

Mit zehn Jahren kann man schon anfangen. Dann spielen die Kinder zunächst Flag Football. Diese Ballsportart, die aus dem American Football entstanden ist und damit eine Gridiron-Football-Variante darstellt. Wesentlicher Unterschied zum American Football ist, dass die Verteidigung den ballführenden Angreifer stoppt, indem sie ihm ein Fähnchen aus dem Gürtel zieht, statt eines körperlichen Tacklings wie im American Football.