Horb · Parteien

Ingenieurin, Landwirt, Jurist

Aus dem Landkreis Freudenstadt möchten bislang drei Personen bei der nächsten Landtagswahl für die CDU kandidieren. Die Bandbreite ihrer Qualifikationen ist groß.

05.03.2020

Von fux,dag,koe

Die nächste Landtagswahl steht Baden-Württemberg voraussichtlich 2021 bevor. Die Parteien suchen bereits Kandidaten. Archivbild: Karl-Heinz Kuball

Die nächste Landtagswahl steht Baden-Württemberg voraussichtlich 2021 bevor. Die Parteien suchen bereits Kandidaten. Archivbild: Karl-Heinz Kuball

Der Kreis-CDU stehen spannende Zeiten bevor: Nachdem Norbert Beck und Juliane Vees eine erneute Kandidatur bei der Landtagswahl im März 2021 ausgeschlossen haben, ist das Bewerberkarussell eröffnet. Anfang Februar haben Katrin Schindele, Vorsitzende des Ortsvereins Baiersbronn, und Johannes Kettenhofen, der an der Spitze der Horber CDU steht, ihre Bewerbung abgegeben. Wie gestern bekannt wurde hat auch der Altheimer Gerhard Fassnacht, der für die CDU im Gemeinderat sitzt, seinen Hut in den Ring geworfen. Am 26. März wird die CDU ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten küren – bis dahin ist die Bewerberliste offen. Doch die CDU ist den anderen Parteien einen großen Schritt voraus: Die meisten suchen noch händeringend nach Kandidaten. Dass die CDU schon so weit ist, mag auch daran liegen, dass sie voraussichtlich wieder einen Abgeordneten in den Landtag entsenden kann – fragt sich nur, wen.

Katrin Schindele

Die 32-jährige Katrin Schindele ist Entwicklungsingenieurin beim Stuttgarter Automobilzulieferer Mahle. Geboren ist sie in Freudenstadt, aufgewachsen in Sulz-Hopfau. In ihrer fast 20-jährigen Fußball-Karriere habe sie den nördlichen Schwarzwald bestens kennengelernt, schreibt sie in ihrer Bewerbung .

Im Telefongespräch mit der SÜDWEST PRESSE lässt sie durchblicken, worin sie ihre besonderen Stärken sieht: „Eine Abgeordnete mit einer nicht-klassisch politischen Karriere tut der CDU bestimmt gut.“ Außerdem wolle die Partei ja anerkanntermaßen weiblicher werden. Sie sieht politische Aufgaben vor allem im Management der Megatrends wie Mobilität, Gesundheit, Wissenskultur und Sicherheit. Für den ländlichen Raum seien Themen wie Infrastruktur, Wirtschaftskraft und gesellschaftlicher Zusammenhalt wichtig, fügt sie hinzu. Vereine und Institutionen, das Ehrenamt insgesamt seien gerade hier Pfeiler der Gesellschaft.

In Stuttgart arbeitet sie seit über zehn Jahren. „Umso lieber lebe ich im Kreis Freudenstadt“, sagt sie. Sie nutze zum Pendeln den öffentlichen Nahverkehr und erlebe selbst, wo Nachholbedarf bestehe. Schnelle Datenleitungen seien die Grundlage, um die Digitalisierung voranzutreiben und diese für die Region positiv zu nutzen. Auch eine gute ärztliche Versorgung sei wichtig, um eine Region attraktiv zu halten – nicht als Selbstzweck, sondern um Mitarbeiter für den „leistungsstarken Mittelstand, die hochinnovativen Handwerksunternehmen, international agierende Firmen, landwirtschaftliche Betriebe und eine Spitzengastronomie und –hotellerie“ rund um Freudenstadt zu finden und zu halten.

Die Automobilbranche, eine Schlüsselbranche für Baden-Württemberg, befinde sich in einem Übergangsprozess mit offenem Ausgang. „Diese Situation macht vielen Menschen Angst, gleichzeitig ist sie eine große Chance“, sagt Schindele. Ihr Mann ist Inhaber eines mittelständischen Unternehmens; „daher kenne ich sowohl die Sichtweise der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber“. Man merkt diesen Worten an, wie sehr Schindele Ausgewogenheit am Herzen liegt.

Gerhard Fassnacht

Er ist in der Region kein Unbekannter. Fassnacht (55) sitzt im Horber Gemeinderat, ist Vorsitzender des Kreisbauernverbands, war Kreistagsmitglied. Auf der kommunalpolitischen Bühne kennt er sich aus. Doch kann er auch mehr? „Als Kreisbauernverbandsvorsitzender bin ich politisch viel unterwegs“, sagt er gegenüber unserer Zeitung. Seine Bewerbung komme auch nicht völlig überraschend: „Ich hab’ immer gesagt, wenn Juliane Vees nicht mehr antritt, kandidiere ich.“ Und das ist jetzt der Fall.

In den vergangenen Wochen habe er viele Gespräche geführt und viele positive Rückmeldungen bekommen. Fassnacht, der einen landwirtschaftlichen Betrieb in Altheim führt, betont, dass er sich nicht als Horber Kandidat, sondern für den ganzen Landkreis sieht. „Ich bin breit aufgestellt.“ Er strebt das Mandat an, weil „die heutige Politik, vor allem was den Mittelstand und das Handwerk angeht, nicht mehr der Realität entspricht“. Vor allem was den ausuferernden Bürokratismus angehe. Weitere Themen sieht Fassnacht in der Bekämpfung des Facharbeitermangels, dem Vorantreiben der Digitalisierung und dem Ausbau der Infrastruktur, gerade im Landkreis Freudenstadt. Als eigene Stärken sieht er seine Bodenständigkeit, seinen Pragmatismus. Mit 19 Jahren hat er den elterlichen Hof übernommen und mit seiner Frau – mit ihr hat er drei Kinder – weiter ausgebaut. Nun ist sein ältester Sohn bereit, in den Betrieb mit einzusteigen. Seine Chancen gegenüber den anderen Mitbewerbern? „Uff, das ist ziemlich offen“, gibt er zurück.

Johannes Kettenhofen

Auch der Horber Kettenhofen hat sich wegen vieler, wie er in einer Mitteilung schreibt, „sehr positiv verlaufender Gespräche, zuletzt mit meiner lieben Ehefrau“, dazu entschlossen, für den Vorsitz des Kreisverbands und für den Landtag zu kandidieren. Bereits als 17-jähriger Schüler schloss er sich der CDU an. Nun sei der Zeitpunkt gekommen, „als zwischenzeitlich kampferprobter 35-jähriger Rechtsanwalt“ die Interessen des Verbands und des ländlichen Raums in Stuttgart zu vertreten. Das christliche Menschenbild, die soziale Marktwirtschaft, das Bekenntnis zur Heimat und ihren Traditionen stellen für ihn den „Markenkern“ der Union dar und seien sein persönlicher Kompass.

In vielen Gesprächen habe er erfahren, dass die CDU „etlichen (ehemaligen) Stammwählern nicht mehr als Anker konservativer Interessenwahrnehmung, sondern als Fähnlein im Wind erscheint“. Man müsse jedoch das, was man denkt, auch sagen – und das, was man sagt, dann auch tun. Man habe zuletzt die Erfahrung machen müssen, „dass die CDU urbane Milieus umwirbt und die Wählerschaft unseres ländlichen Raums hierbei als vermeintliche Gegebenheit ansieht“. Diese Ansicht sei falsch und müsse korrigiert werden. Die künftigen Herausforderungen für die CDU seien gewaltig: Digitalisierung, Fachkräftemangel, bezahlbarer Wohnraum, strukturelle Veränderungen der Automobilindustie, Reglementierung der Landwirtschaft und anderes mehr. Die Partei müsse Antworten auf diese drängenden Fragen geben.

Als junger Familienvater wisse er um „die Bedeutung von Kitas in Wohnortnähe und die Hemmnisse für junge Familien, sich eigene vier Wände zu beschaffen“. Als Baujurist und IHK-Dozent für Wirtschaftsrecht sei ihm die Problematik des Fachkräftemangels bekannt. Als Vermieteranwalt sehe er, „dass häufig aufgrund fragwürdiger Rechtsprechung und Gesetzgebung die Kapitalanlage Immobilie entwertet“ werde. Es könne außerdem nicht sein, „dass kleinere und mittlere Betriebe mit ständigen Vorgaben – insbesondere aus der EU – konfrontiert sind“.

Die kommenden Wahlen seien richtungsweisend. Er setze sich gerne „mit Hand, Herz und Verstand für die Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft“ ein und hofft dafür auf Unterstützung.

Katrin Schindele

Katrin Schindele

Gerhard Fassnacht

Gerhard Fassnacht

Johannes Kettenhofen

Johannes Kettenhofen

Weitere Termine

6. März: Mitgliederversammlung der CDU Baiersbronn mit Kandidatenvorstellung; 19.30 Uhr im Hotel Hirsch Baiersbronn,

12. März: Mitgliederversammlung der CDU Freudenstadt mit Kandidatenvorstellung; 19.30 Uhr im Hotel Schwanen in Freudenstadt

25. März: „Sicher leben in BW“ mit Thomas Blenke, innenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion;
19 Uhr Steiglehof Horb

26. März: Nominierungsversammlung der CDU zu Landtagswahl; 19.30 Uhr Stadthalle Dornstetten

14. März 2021: voraussichtlich Landtagswahl in Baden-Württemberg