El Salvador in den Achtzigern: In diesem schmutzigen Krieg zählten selbst Kinderleben nichts.

Innocent Voices

El Salvador in den Achtzigern: In diesem schmutzigen Krieg zählten selbst Kinderleben nichts.

24.11.2015

Von che

Innocent Voices

Chile 1973, Ruanda 1994, Irak 2003 ? das ist nur eine Auswahl alter und aktueller weltpolitischer Brandherde, die momentan im Kino aufbereitet werden. Hier geht der Horrortrip nach El Salvador, wo das Militär mit Hilfe der USA in den achtziger Jahren einen brutalen Krieg gegen die Landbevölkerung geführt hat. Damals sorgte der Konflikt auch in Deutschland für Empörung (die „taz? sammelte „Waffen für El Salvador?), danach geriet er schnell in Vergessenheit.

Nicht allerdings bei Oscar Torres, der seine Kindheit zwischen den Fronten zugebracht hat. Seine Erinnerungen hat der Hollywood-erfahrene Mexikaner Luis Mandoki („Message in a Bottle?) verfilmt. Der junge Chava, Torres? Alter ego, lebt mit seiner Mutter in einem zwischen Armee und Rebellen hart umkämpften Dorf. Der Film setzt kurz vor seinem zwölften Geburtstag ein ? dem Datum, an dem Kinder zum Militär eingezogen werden, um künftig ihre eigenen Bekannten und Angehörigen zu massakrieren. In einer der stärksten Szenen trifft Chava einen alten Spielkameraden wieder, der in wenigen Monate zur Bestie in Uniform umerzogen wurde.

Ohne auf die Hintergründe einzugehen, zeichnet der Regisseur den Kriegsalltag aus Kindersicht nach: die Angst vor Zwangsrekrutierung und den allgegenwärtigen Maschinengewehr-Salven; die Lust an der Provokation der Soldaten; der Traum, sich den idealisierten Freiheitskämpfern in den Bergen anzuschließen; der kleine Freiraum im Techtelmechtel mit dem Nachbarsmädel; schließlich der mit Urgewalt hereinbrechende Massenmord. Mandoki zieht alle Register des Emotions-leitenden Hollywood-Kinos und verbindet sie mit einer äußerst kompromisslosen Darstellung der Entmenschlichung, die selbst vor Genickschuss-Terror gegen Kinder nicht Halt macht. Die Wirkung ist erschütternd. „Uns lief ein kalter Schauer über den Rücken, wir saßen da mit zugeschnürten Kehlen und wollten am liebsten nur nach Hause?, schrieb die Jugendjury der Berlinale ? und gab dem Film zurecht den ersten Preis.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 56sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Matze 13.12.200512:00 Uhr

Habe den Film in Mexiko im Bus gesehen und war eigentlich ziemlich müde. Doch auf einmal wurde ich hellwach und konnte meine Augen nicht mehr vom kleinen, an der Decke hängenden Fernseher lassen.
Alles an diesem Film ist empfehlenswert- er ist eine Geschichtstunde über die Geschichte eines Landes, das einem wohl verborgen bleiben würde. Er ist eine klare Botschaft gegen den Krieg. Und er ist unterhaltsam und unplakativ umgesetzt.

adrian 24.10.200512:00 Uhr

ich habe diesen film auf der berlinale gesehen und er ist mit abstand der beste film den ich je gesehen habe