Hommage an Starzach

Innovationsprojekt: Der Kunstort Eleven will ein Stück Börstingen in die Welt tragen

Seit einem Jahr beleben die Klangkünstlerin Monika Golla und der Installationskünstler Frank Fierke die ehemalige Börstinger Schule mit moderner Kunst. Für das Symposium „Vorort_2draußen“ im kommenden Herbst erhielten sie, wie kürzlich vermeldet, 25 000 Euro aus dem Innovationsfond Kunst des Landes Baden-Württemberg.

07.04.2016

Von Dunja Bernhard

Im Börstinger Kunstort Eleven trafen beim letztjährigen Symposium „Vorort“ moderne Kunstformen aufeinander. Frank Fierke und eine Besucherin des Bergfests spielten Schattentheater vor einem mit Lichtkunst illuminierten Luftobjekt. Archivbilder: Bernhard

Im Börstinger Kunstort Eleven trafen beim letztjährigen Symposium „Vorort“ moderne Kunstformen aufeinander. Frank Fierke und eine Besucherin des Bergfests spielten Schattentheater vor einem mit Lichtkunst illuminierten Luftobjekt. Archivbilder: Bernhard

Starzach/Börstingen. Schon im vorigen Herbst traf sich eine Handvoll Künstler zum interdisziplinären Künstlersymposium „Vorort“ in der ehemaligen Börstinger Schule. Zwei Sponsoren hatten damals Monika Golla und Frank Fierke bei dem Projekt finanziell unterstützt. So konnte wenigstens die Anreise der Künstler bezahlt werden. Die Förderung des Landes eröffne ihnen fürs Symposium im Herbst ganz neue Möglichkeiten, sagt Monika Golla. Die Ausschreibung läuft international und spricht Künstler im Bereich Neue Medien, Klang, Konzeption, Performance, Malerei, Literatur und Musik an. Neben Anreisekosten erhalten die Teilnehmer ein Honorar.

Golla und Fierke hoffen, so auch bekannte Künstler für das Symposium „Vorort_2draußen“ gewinnen zu können. Der Name komprimiert einige Aussagen. Zu zweit lebt das Künstlerpaar abseits der großstädtischen Kultur. Draußen heiße einerseits, „nicht dazu zu gehören, nicht auf dem neuesten Stand zu sein“, erläutert Golla und verweist damit auch auf das Neigeschmecktsein von Zugezogenen und die Flüchtlingsproblematik. Andererseits könne draußen auch bedeuten, den Absprung geschafft zu haben und neue und andere Wege gehen zu können.

„Vorort_2draußen“ soll zeitgenössischen Künstlern die Möglichkeit geben, im ländlichen Raum, abseits der städtischen Kulturzentren, ihre Kreativität auszuleben. „Ohne sich um alltägliche Dinge kümmern zu müssen“, sagt Golla. Ohne die ganzen Widrigkeiten öffneten sich Antennen. Im Vordergrund steht die Interaktion mit dem Ort und der Umgebung. Was dabei entsteht, sei noch nicht klar, sagt Fierke. „Das ist ein ‚ongoing on process’.“

Als Hommage an Starzach soll je eine vor Ort entwickelte Arbeit im Titel den Begriff „Börstingen“ enthalten. Wenn die Künstler zurück in ihr gewohntes Umfeld gehen, nehmen sie ein Stück von Börstingen mit, integrieren es in ihre Arbeiten und tragen es so in die Welt, sagt Golla. Fierke fügt hinzu: „Gibt man dann Börstingen bei einer Suchmaschine ein, landet man zum Beispiel auf einer texanischen Seite.“

Das zweiwöchige Symposium dient auch dem Austausch der Künstler untereinander. „Durch die gemeinsame Arbeit und das Spiegeln und Widerspiegeln entstehen ganz andere Geschichten als allein“, sagt Fierke. Kunst müsse immer ein Teil der Gesellschaft sein, fügt Golla hinzu. Bis zu zehn Künstler können in der ehemaligen Schule übernachten. Tageweise sollen bis zu fünf weitere hinzu kommen. Ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, Projekte vorzustellen oder über Themen zu referieren. Die Öffentlichkeit wird in den zwei Wochen über Künstlergespräche auf dem „Roten Sofa“, Lesungen und Präsentationen eingebunden. Zur Halbzeit zeigen die Künstler ihre Arbeiten beim Bergfest, das durch Interaktion mit den Besuchern Bestandteil des künstlerischen Schaffensprozesses wird.

Info Das Symposium „Vorort_2draußen“ ist vom 10. bis 23. Oktober.

Die Ausschreibung steht unter:

www.kunstort-eleven-artspace.net.

Doppelporträt: Frank Fierke und Monika Golla.

Doppelporträt: Frank Fierke und Monika Golla.

Kunstort Eleven und Verein Schnittstelle Eleven

Im Mai 2015 gründeten Klangkünstlerin Monika Golla und Installationskünstler Frank Fierke in der ehemaligen Börstinger Werkrealschule den Kunstort Eleven (abgeleitet vom lateinischen Wort für Schüler). Im August 2015 richtete der Stuttgarter Komponist Roderik Vanderstraeten sein Tonstudio in einem Klassenzimmer ein. Der Kunstort Eleven dient nicht nur diesen drei Künstlern als Ort des Wohnens und Arbeitens. Er ist auch Begegnungsstätte für Künstler und Kunstinteressierte aus der näheren und weiteren Umgebung. Einmal im Monat stellt sich ein Künstler auf dem „Roten Sofa“ vor. Außerdem bietet der Kunstort „Artists in Residence“ die Möglichkeit, für einige Monate in Börstingen zu leben und sich ganz ihrer Kunst zu widmen. Den zunächst auf ein Jahr befristeten Mietvertrag zwischen Golla, Fierke und Gemeinde verlängerte der Starzacher Gemeinderat in seiner letzten Sitzung um drei Jahre. Im November gründeten ein Dutzend Künstler den Verein „Schnittstelle Eleven“, um eine rechtliche Form und damit die Möglichkeit für öffentliche Förderung zu schaffen.

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Erstellt:
07.04.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 49sec
zuletzt aktualisiert: 07.04.2016, 01:00 Uhr

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